Berlin. Der befürchtete traurige Abschied der erfolgreichen Diskuswerferin Franka Dietzsch ist nun Wirklichkeit geworden. Warum Sprintstar Usain Bolt noch Zeit hat, Spinnen zu jagen und viele Infos mehr hier im Überblick.

Die Entscheidungen am Mittwoch

Robert Harting gewinnt zweites Gold

Robert Harting hat die zweite Goldmedaille für Deutschland gewonnen. Im letzten Versuch übertrumpfte er noch den bislang führenden Polen Piotr Malachowski.

Geschlecht von 800-m-Weltmeisterin Semenya unklar

Unbeeindruckt von medizinischen Tests, mit denen ihr Geschlecht untersucht wird, ist die in diesem Jahr in der Weltspitze aufgetauchte südafrikanische 800-m-Läuferin Caster Semenya zum WM-Titel gestürmt. In der Jahres-Weltbestzeit von 1:55, 45 Minuten siegte sie vor Kenias Titelverteidigerin Janeth Jepkosgei (1:57,90) und der Britin Jennifer Meadows (1:57,93). Allerdings könnte es passieren, dass Semenya ihr Gold wieder abgegeben muss, denn medizinische Experten untersuchen derzeit, ob sie unwissend eine männliche Chromosomen-Kombination hat.

Kamel gewinnt 1500-Meter-Gold

Yusuf Saad Kamel aus dem Königreich Bahrain hat Titelverteidiger Bernard Lagat aus den USA entthront und bei der Leichtathletik-WM in Berlin Gold über 1500 m gewonnen. Der gebürtige Kenianer setzte sich im Schlussspurt in 3:35,93 Minuten gegen den Äthiopier Deresse Mekonnen durch, der in 3:36,01 gestoppt wurde. Für Osaka-Sieger Lagat blieb in 3:36,20 Minuten Bronze.

Foster-Hylton triumphiert über 100 m Hürden

Jamaika bleibt bei der Leichtathletik-WM in Berlin das Ärgernis für die USA. Brigitte Foster-Hylton aus dem Karibik-Staat sprintete über 100 m Hürden in 12,51 Sekunden zum Sieg und machte damit die Träume der USA vom neunten WM-Titel auf dieser Strecke zunichte. Bereits über 100 m hatten in Berlin Usain Bolt und Shelly-Ann Fraser aus Jamaika den US-Startern das Gold weggeschnappt.

WM-Aus für Rekordteilnehmerin Dietzsch in der Quali

Das war's, sagt Franka Dietzsch Foto: AP/Michael Probst
Das war's, sagt Franka Dietzsch Foto: AP/Michael Probst © AP

Diskus-Titelverteidigerin Franka Dietzsch ist nach zwei ungültigen und einem schwachen Versuch (58,44 m) in der Diskus-Qualifikation ausgeschieden. Mit ihrem ersten Wurf bei der Leichtathletik-WM in Berlin aber wurde sie zur Rekord-Teilnehmerin. Diesen Titel teilt sich die 41-Jährige mit der gerade 34 Jahre alten Geherin Susana Feitor (Portugal/1:32:42), die am Sonntag über 20 km Platz zehn belegt hatte und wie Dietzsch seit Tokio 1991 keine WM verpasste.

Nadine Müller im Diskus-Finale

Die deutsche Diskus-Meisterin Nadine Müller ist im Schnellverfahren ins Finale der Leichtathletik-WM in Berlin eingezogen. Die Hallenserin schaffte gleich mit dem ersten Wurf 61,63 Meter, übertraf die geforderten 61,50 Meter locker und qualifizierte sich somit für den Kampf um die Medaillen am Freitag.

Hürdensprinterin Nytra verpasst Finale

Für Carolin Nytra ist bei der Leichtathletik-WM der Traum von Finaleinzug geplatzt. Die Bremerin wurde in ihrem Halbfinale über 100 m Hürden in 12,94 Sekunden nur Fünfte und verpasste das Finale um 21 Hunderstelsekunden. Olympiasiegerin Dawn Harper (USA) unterstrich in persönlicher Bestleistung (12,40) als Schnellste der drei Vorschlussrunden ihre Gold-Ambitionen.

Zwei deutsche Hürdensprinter in der nächsten Runde

Alexander John steht in der nächsten Runde. Foto: AFP,DDP/THOMAS LOHNES
Alexander John steht in der nächsten Runde. Foto: AFP,DDP/THOMAS LOHNES © AFP

Der Leipziger Alexander John (13,41 Sek.) und der Hamburger Helge Schwarzer (13,66 Sek.) haben sich für die nächste Runde über 110 Meter Hürden qualifiziert. Ausgeschieden ist hingegen Matthias Bühler (Offenburg) in 13,75 Sekunden.

Raul Spank zittert sich ins Finale

Der Dresdener Raul Spank hat im Hochsprung die Qualifikation überstanden. Erst im dritten Versuch überquerte er 2,27 Meter, um dann die geforderten 2,30 Meter im zweiten Durchgang zu meistern. Die Bestleistung des 21-Jährigen liegt bei 2,32 Metern.

Hering verpasst knapp 200-Meter-Finale

Sprint-Superstar Usain Bolt hat die vorletzte Hürde auf seinem Weg zum WM-Double souverän genommen und dabei kurz die Muskeln spielen lassen. Im 200-m-Halbfinale lief der Jamaikaner anders als in den Runden zuvor auf der ersten Hälfte der Strecke nahezu im vollen Tempo und zog drei Tage nach seinem phänomenalen 100-m-Weltrekordsieg als Schnellster in 20,08 Sekunden souverän in den Endlauf am Donnerstag. In Bolts Halbfinale hat der Jenaer Robert Hering den Endlauf nur um sieben Hundertstel verpasst. Der deutsche Meister, der im Vorlauf sogar um sechs Hundertstel schneller gewesen war als Bolt, kam in 20,52 als Fünfter ins Ziel.

Behrenbruch nach drei Disziplinen auf Rang neun

Bei der Suche nach dem 'König der Leichtathleten' ist Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch klar auf Bestleistungskurs, hat aber nur noch minimale Medaillenchancen. Der hochveranlagte Frankfurter liegt dank einer konstant guten Leistung bei Halbzeit mit 4247 Punkten auf Platz elf und könnte erstmals in seiner Karriere in die Nähe der 8500-Punkte-Marke kommen. Bislang liegt sein im Mai in Götzis aufgestellter Rekord bei 8374 Zählern. Der Rückstand des EM-Fünften von 2006, der am zweiten Tag stärker einzuschätzen ist, auf den Dritten Trey Hardee (4511) beträgt bereits 264 Punkte. Es führt etwas überraschend der ukrainische Olympia-Siebte Alexej Kasjanow (4555) vor dem Kubaner Yunior Diaz (4512). Tschechiens alternder Titelverteidiger und Weltrekordler Roman Sebrle ist als Siebter (4324) in Lauerstellung. Der Hallenser Norman Müller liegt dank eines starken 400-m-Laufs (48,20 Sekunden) auf Rang zwölf (4234). Moritz Cleve aus Wattenscheid ist nach zwei Bestleistungen über 100 m (11,06 Sekunden) und im Weitsprung (7,27 m) 23. (4001). Behrenbruch ist in der Jahresbestenliste die Nummer vier unter allen WM-Startern und hatte im Vorfeld den Mund ziemlich vollgenommen: 'Keine Frage: Ich will eine WM-Medaille.'

Favoritinnen Felix und Campbell-Brown locker weiter

Die beiden 200-m-Favoritinnen Allyson Felix und Veronica Campbell-Brown haben sich in der ersten Runde keine Blöße gegeben und sind souverän ins Halbfinale eingezogen. Erst siegte US-Titelverteidigerin Felix in ihrem Vorlauf in 22,88 Sekunden, wenig später zog Olympiasiegerin Campbell-Brown in 23,01 Sekunden nach. Die Jamaikanerin hatte zwei Tage zuvor ihren WM-Titel über 100 m an ihre Landsfrau Shelly-Ann Fraser verloren, die auf einen Start über die doppelte Strecke verzichtete.

6,72 Millionen sehen Goldwurf von Nerius

Nicht nur die deutsche Medaillen-Ausbeute stimmt, sondern auch die TV-Quoten: Den Goldwurf von Speerwerferin Steffi Nerius am Dienstagabend sahen im ZDF bis zu 6,72 Millionen Zuschauer. Im Schnitt schalteten 4,81 Millionen Zuschauer während der gesamten Übertragung den Fernseher an. Dies entsprach einem Marktanteil von 21,4 Prozent.

Goldige Nerius bekräftigt Karriere-Ende

Speerwerferin Steffi Nerius hat bekräftigt, trotz des WM-Goldes am Karriereende in vier Wochen festhalten zu wollen. "Man sollte aufhören, wenn es am Schönsten ist", sagte die 37-Jährige. Drei Wettkämpfe plant die Leverkusenerin nun noch: Am 26. August im thüringischen Sondershausen, am 6. September beim DKB-Cup-Finale in Elstal vor den Toren Berlins und beim Weltfinale am 13. September im griechischen Thessaloniki.

Defar locker im Finale - Dibaba verzichtet

5000-m-Weltmeisterin Meseret Defar aus Äthiopien ist der erfolgreichen Titelverteidigung bei der Leichtathletik-WM in Berlin näher gekommen. Die 25-Jährige, die über die doppelte Strecke nur Platz fünf belegt hatte, rannte in 15:16,46 Minuten souverän als Vorlauf-Schnellste ins Finale am Samstag (19.35 Uhr) und ist zudem ihre Landsfrau als größte Konkurrentin los. Die angeschlagene Doppel-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba verzichtete wie schon über 10.000 m auf einen Start.

Erst Spinnen jagen, dann Weltrekord laufen

Vor der Jagd zum 100-m-Weltrekord hatte Weltmeister Usain Bolt sogar noch die Nerven, eine Spinne zu jagen. "An der Decke des Callrooms saß eine Spinne und Usain und Asafa Powell haben die ganze Zeit versucht sie zu jagen", sagte Bolts Volunteer Michaela Redl der B.Z. in Berlin. "Er sang sogar ein Lied über die Spinne, etwas vom Spider-Pig aus dem Simpsons-Film", meinte die 20 Jahre alte Studentin aus Sindelfingen.

Wurf-Disziplinen aus WM-Programm streichen?

Ex-Europameister Thomas Wessinghage hat angesichts der schlechten Zuschauerzahlen bei der WM in Berlin eine Reform des Programms gefordert und die Streichung der Wurf-Disziplinen angeregt. "Wir müssen abspecken. Nichts gegen unsere Werfer, aber für die Zuschauer sind doch vor allem die Läufe interessant", sagte der 50-Jährige der Ostseezeitung. Der Europameister von 1982 schlug vor, das neuntägige WM-Programm zu reduzieren. "Die WM ist zu lang, zu aufgebläht. Drei Tage reichen."

Merritt mit Jahres-Weltbestzeit ins Finale

LaShawn Merritt läuft Jahres-Weltbestzeit. Foto: AFP/THOMAS LOHNES
LaShawn Merritt läuft Jahres-Weltbestzeit. Foto: AFP/THOMAS LOHNES © AFP

Schon im Halbfinale der Leichtathletik-WM hat Olympiasieger LaShawn Merritt (USA) in 44,37 Sekunden eine Jahres-Weltbestzeit über 400 m aufgestellt. Der 23-Jährige gewann sein Rennen und verbesserte die von ihm selbst gehaltene Bestmarke (44,50) um 13 Hundertstelsekunden. Aber auch sein Landsmann und Titelverteidiger Jeremy Wariner gab sich keine Blöße und rannte als Sieger seines Halbfinals 44,69 Sekunden. Das Finale findet am Donnerstag um 20.15 Uhr statt. Wariner und Merritt sind die großen Favoriten.

Dorstener Ralf Scholt berichtet aus Berlin

Der Sportchef des hessischen Rundfunks, Ralf Scholt, berichtet von den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin. Und gesteht, dass er sich der Magie des Sprintstars Usain Bolt nicht entziehen kann.