Berlin. Die deutsche 4x400-m-Staffel der Frauen belegt Rang fünf, Speerwerfer Mark Frank ärgert sich über Platz acht und Usain Bolt erhält ein Original-Stück der Berliner Mauer. Alle Neuigkeiten vom letzten WM-Tag im Überblick.

WM-Entscheidungen

4x400-m-Gold an die USA - DLV-Frauen Fünfte

Die hohen Favoritinnen aus den USA haben sich souverän ihre Goldmedaille über 4x400 m abgeholt. Die Olympiasiegerinnen und Titelverteidigerinnen mit Einzel-Weltmeisterin Sanya Richards als Schlussläuferin sicherten sich den Titel in der Jahres-Weltbestzeit von 3:17,84 Minuten vor Jamaika in 3:21,15 und Großbritannien in 3:21,64. Das deutsche Quartett mit Fabienne Kohlmann, Sorina Nwachukwu, Esther Cremer und Claudia Hoffmann belegte in 3:27,61 Minuten den fünften Rang. Enttäuscht waren die Läuferinnen aber nicht: 'Es war ein Hammer-Gefühl, hier nochmal laufen zu dürfen', sagte Nwachkuwu. Teamkollegin Kohlmann hatte am Auftritt nichts auszusetzen: 'Das war einwandfrei.'

Bekele macht goldenes WM-Double perfekt

Ein Jahr nach seinen beiden olympischen Triumphen in Peking hat Äthiopiens Wunderläufer Kenenisa Bekele in Berlin das erste goldene WM-Double auf den Langstrecken perfekt gemacht. Sechs Tage nach seinem Sieg über 10.000 m sicherte sich der 27-Jährige auch den Titel über 5000 m. Bekele setzte sich in einem packenden Schlussspurt in 13:17,09 Minuten gegen Titelverteidiger Bernard Lagat aus den USA durch, der in 13:17,33 gestoppt wurde. Bronze holte sich James Kwalia C'Kurui aus Katar in 13:17,88 Minuten. Der 28 Jahre alte Tübinger Arne Gabius war im Vorlauf gescheitert.

Weitsprung-Gold an US-Favoritin Reese

US-Weitspringerin Brittney Reese ist ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Mit der Jahres-Weltbestleistung von 7,10 m holte sie sich Gold mit 13 Zentimetern Vorsprung vor der russischen Titelverteidigerin Tatjana Lebedewa (6,97). Bronze ging mit 6,80 am die Türkin Karin Mey Melis. Das deutsche Trio Melanie Bauschke aus Berlin, Bianca Kappler aus Rehlingen und Beatrice Marscheck aus Gießen war im strömenden Regen in der Qualifikation ausgeschieden.

Speer-Olympiasieger Thorkildsen auch Weltmeister

Speerwurf-Olympiasieger Andreas Thorkildsen hat sich auch bei der WM Gold gesichert. Der Norweger dominierte die Konkurrenz mit 89,59 m. Silber ging mit 86,41 m an den Kubaner Guillermo Martinez, Bronze mit 82,97 an den Japaner Yukifumi Murakami. Titelverteidiger Tero Pitkämäki aus Finnland belegte mit 81,90 nur den fünften Platz. Achter wurde der Rostocker Mark Frank mit 81,32. Der Leipziger Tino Häber war in der Qualifikation gescheitert.

Südafrikaner Mulaudzi läuft zu Gold

Mit einem Start-Ziel-Sieg hat Mbulaeni Mulaudzi Südafrika das sechste Gold bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften beschert. In 1:45,29 Minuten triumphierte er im 800-m-Finale mit sechs Hundertstelsekunden Vorsprung vor Kenias Titelverteidiger Alfred Kirwa Yego. Zeitgleich mit Yego belegte 1500-m-Weltmeister Yusuf Saad Kamel aus dem Königreich Bahrain den dritten Platz. Robin Schembera aus Leverkusen war nach einem Sturz im Vorlauf ausgeschieden.

Jamal siegt über 1500 Meter nach Disqualifikation

Natalia Rodriguez durfte sich nur kurz über die erste Goldmedaille für Spanien freuen: Die Olympiasechste von Peking setzte sich im 1500-m-Finale im Schlussspurt in 4:03,36 Minuten zwar gegen Titelverteidigerin Maryam Yusuf Jamal aus dem Königreich Bahrain durch. Doch nach einem Schubser gegen die äthiopische Hallen-Weltmeisterin Gelete Burka wurde sie nachträglich disqualifiziert. Gold ging somit an Jamal, die nur 38 Hundertstel langsamer war, Silber an die Britin Lisa Dobriskey in 4:03,75 Minuten, Bronze an Shannon Rowbury (USA; 4:04,18 min). Das Rennen fand ohne deutsche Beteiligung statt.

Chinesin Xue gewinnt Gold im Marathon

Zum Auftakt des letzten Wettkampftages bei der Leichtathletik-WM in Berlin hat die 20-jährige Chinesin Bai Xue im Marathon (2:25:15) Gold gewonnen. Silber ging an die Japanerin Yoshimi Ozaki (2:25:25), Bronze an die Äthiopierin Aselefech Mergia (2:25:32). Für die Drittplatzierte Mergia war es erst der zweite Marathon ihrer Karriere.

Sabrina Mockenhaupt hat ihr Ziel,unter die Top-Acht zu laufen, verfehlt. Sie belegte bei ihrem dritten Marathon überhaupt in 2:30:07 Stunden Platz 17. Auf Rang 34. kam Susanne Hahn (2:38:39) ins Ziel. Ulrike Maisch (Rostock) und Luminita Zaituc (Braunschweig) beendeten das Rennen vorzeitig.

Letztes WM-Gold an US-Staffel

Das US-Quartett über 4x400 m der Männer hat am Sonntag die 47. und letzte Entscheidung der 12. Leichtathletik-WM in Berlin gewonnen. Die Staffel des Titelverteidigers mit Einzel-Weltmeister LaShawn Merritt siegte in 2:57,86 Minuten vor Großbritannien, das in 3:00,53 Minuten Australien um 37 Hundertstelsekunden auf Rang drei verwies. Für die USA war es der dritte WM-Titel in Folge. Enttäuschend war der Auftritt des deutschen Quartetts verlaufen. Martin Grothkopp, Kamghe Gaba, Erik Krüger und Ruwen Faller waren mit der zehntbesten Zeit ausgeschieden.

WM-Splitter

Deutschland sammelt neun Medaillen

'Neun Medaillen 2009 waren nach sieben von 2007 und fünf in 2005 seit Mittwoch mein Tipp', meinte DLV-Präsident Prokop nach zweimal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze. Mehr Edelmetall hatte der DLV zuletzt 1999 (4/4/4) in Sevilla gewonnen, mehr Gold 2001 bei nur sieben Medaillen (3-3-1) in Edmonton/Kanada.

Erfolgreichstes Team waren einmal mehr die USA mit zehn Titeln vor Jamaika (7), Kenia und Russland (je 4). Ansonsten lag nur Polen (2/4/2) vor Deutschland, das Sechster im Medaillenspiegel wurde.

6,09 Millionen sehen Bolts dritten WM-Triumph

Auch der dritte Titelgewinn des Jamaikaners Usain Bolt hat für eine gute TV-Quote gesorgt. Den jamaikanischen Sieg bei der 4x100-m-Staffel am Samstagabend sahen im ZDF durchschnittlich 6,09 Millionen Zuschauer. Das entsprach einem Marktanteil von 25,1 Prozent. Bei der Vormittagsübertragung hatte der WM-Marathon der Männer im Schnitt 1,68 Millionen Zuschauer (20,1 Prozent) vor die Fernseher gelockt.

Rund 520.000 Zuschauer kamen ins Olympiastadion

518.582 Zuschauer erlebten die Leichtathletik-WM in Berlin im manchmal nur zur Hälfte gefüllten Berliner Olympiastadion mit. Am Sonntag kamen noch einmal 50.754. Allerdings handelt es sich bei dieser Zahl nicht um die verkauften Tickets. Sie liegt im Bereich von 400.000. Die Veranstalter in Berlin zählten Zuschauer wie bei vorangegangenen Weltmeisterschaften auch dann doppelt, wenn sie mit demselben Ticket erst zu einer Vormittags- und wenig später zu einer Nachmittags-Session ins Stadion kamen. Sonst läge die Besucherzahl um rund 100.000 niedriger. Die meisten Zuschauer hatte die WM jedoch nicht im Stadion, sondern bei den Straßen-Wettbewerben am Brandenburger Tor, wo entlang der Marathonstrecke am Samstag 700.000 Menschen standen. Am Sonntag waren es 450.000. Zusammen mit den rund 250.000 Besuchern bei den drei Geher-Wettbewerben sind das zirka 1,6 Millionen Zuschauer.

Bolt erhält Original-Stück der Berliner Mauer

Dreifach-Weltmeister Usain Bolt hat ein ganz besonderes Andenken an seine Festspiele bei der Leichtathletik-WM in Berlin erhalten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit schenkte dem Jamaikaner am Sonntagnachmittag im 'Champions-Club' ein Original-Stück der Berliner Mauer mit einem Abbild des Sprint-Dominators. 'Ich freue mich über das gute Stück. Ich werde Berlin nicht vergessen', sagte Bolt. Das etwa 4,3 Quadratmeter große und 2,7 Tonnen schwere Geschenk wird auf dem Schiffsweg nach Jamaika transportiert und in etwa drei Wochen bei Bolt ankommen.

Eklat durch WM-Athleten: Gefängnis nach Randalen

Für einen Eklat haben WM-Athleten aus den USA, Bahamas und Kuba am frühen Sonntagmorgen in Berlin bei einem Party-Ausflug gesorgt. 20 Personen, darunter größtenteils bei den Welt-Titelkämpfen startende Leichtathleten, zettelten in einer Diskothek in Schöneberg gegen 4.00 Uhr Randale an, bei denen drei Personen durch Flaschenwürfe am Kopf verletzt wurden. Ein 25 Jahre alter Sportler trug nach einer Pfefferspray-Abwehr Augenreizungen davon. Gegen alle sechs Männer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. (mit sid)