Berlin. Hammerwerferin Betty Heidler hat in Berlin zwar ihren Titel an die Polin Anita Wlodarczyk verloren. Aber sie hat auch ein Trostpflaster in Form eines deutschen Rekords und einer Silbermedaille bekommen.
Im Schatten von Weltrekord-Werferin Anita Wlodarczyk hat Deutschlands Hammer-Frau Betty Heidler ihren Titel bei der Heim-WM in Berlin zwar verloren, aber ein silbernes Trostpflaster und einen deutschen Rekord bekommen.
Mit 77,12 steigerte die in Berlin geborene 25-Jährige ihre drei Jahre alte nationale Bestmarke (76,55) um 57 Zentimeter und holte Deutschlands neunte WM-Medaille der Titelkämpfe. Als ihr Hammer einschlug, bebte das am vorletzten WM-Tag erstmals ausverkaufte Olympiastadion. Während die polnische Olympiasechste Anita Woldarczyk sich beim Freudensprung nach dem Weltrekord von 77,96 m am linken Knöchel verletzte und nur noch einen Sonntagswurf machte, gab Heidler nie auf.
Rekordwurf im letzten Versuch
Getrieben vom Publikum, gelang ihr in der letzten Runde der Rekordwurf, ehe sie auf der Ehrenrunde das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. 'Das ganze ist der Hammer', rief sie ihren Fans zu. Vierte wurde Heidlers Frankfurter Vereinskollegin Kathrin Klaas. Letztlich fehlten der EM-Sechsten nach zwischenzeitlichem dritten Rang mit der persönlichen Bestleistung von 74,23 nur 56 Zentimeter zu Bronze, das sich die slowakische Ex-Doperin Martina Hrasnova (74,79) sicherte.
Sie war im Vorfeld als Mitfavoritin gehandelt worden. Woldarczkys Rekord, der mit 100.000 Dollar honoriert wird, ist der dritte der Titelkämpfe von Berlin, nachdem zuvor schon Usain Bolt (Jamaika) über 100 und 200 m (9,58 und 19,19 Sekunden) Bestmarken aufgestellt hatte. Heidler hatte im Vorfeld stets betont: 'Das Ziel ist die Titelverteidigung.' Trotzdem strahlte sie über Silber, als sei es Gold.
Die Studenten-Weltmeisterin hatte in der Vorbereitung die Chance genutzt, einmal im Olympiastadion zu trainieren. Das zahlte sich aus. Vor der überzeugenden Qualifikation galt die 2008 bei Olympia nur auf Platz neun gelandete Jura-Studentin, deren Ur-Großvater 1936 in Berlin die Olympia-Fackel getragen hatte, nicht unbedingt als sichere Medaillenkandidatin.
Keine Gedanken an Ex-Doper verschwenden
Einige schwache Wettkämpfe, die Stärke der Konkurrenz und die Rückkehr der nun entthronten Weltrekordlerin Tatjana Lysenko (Russland/77,80) nach einer Dopingsperre sprachen eher dagegen. Doch Heidler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Über die Ex-Doperinnen unter den Konkurrentinnen wie die letztlich sechstplatzierte Lysenko und Hrasnova mochte sie sich auch keine Gedanken machen.
'Man muss einfach besser sein, was anderes bleibt einem ja nicht. Ich kann mich auch nicht lange damit aufhalten, das bringt mich nicht weiter', sagte Heidler, die aus der Olympia-Enttäuschung ihre Lehren gezogen hatte: 'Ich bin ein bisschen konzentrierter und bewusster geworden.'