Essen. Art Garfunkel, Teil des legendären Duos Simon & Garfunkel, hat mit seinem Sohn ein Album aufgenommen. Und er spricht über Paul Simon.
Art Garfunkel (83) kann auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken: Acht Grammy Awards, 13 Nominierungen, zahlreiche Edelmetall-Auszeichnungen sowie die Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall of Fame sprechen für sich. Meilensteine der Musikgeschichte wie „The Sound of Silence“ oder „Mrs. Robinson“ entstanden in Zusammenarbeit mit Paul Simon. Diese herausragende Laufbahn seines Vaters war stets Ansporn und Motivation für Art Garfunkel jr.. Obwohl der 33-Jährige eigentlich erst am Anfang seiner eigenen Karriere steht, feierte er zuletzt beachtliche Erfolge mit zwei Top-15-Alben in Deutschland. Nun singen Vater und Sohn gemeinsam auf dem Longplayer „Father and Son“. Garfunkel & Garfunkel interpretieren darauf ihre persönlichen Lieblingssongs aus dem vergangenen Jahrhundert. Unsere Sonntagszeitung hat mit den beiden gesprochen.
Art Garfunkel, Sie können auf eine einzigartige Karriere zurückblicken: acht Grammy Awards, 13 Nominierungen, zahlreiche weitere Preise, viele Goldmedaillen und die Aufnahme in die Rock ‘n’Roll Hall of Fame sprechen für sich. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Art Garfunkel: Es ist eine tolle Bestätigung, dass sich meine unermüdliche Arbeit im Studio und die vielen Stunden hinter dem Mischpult in Form von Zuspruch meiner Fans ausgezahlt haben. Ich bin so dankbar dafür, und ich habe immer daran geglaubt, in Bezug auf Produktionen die Extrameile zu gehen.
Die außergewöhnliche Karriere Ihres Vaters war immer eine Inspiration und Motivation für Sie, nicht wahr?
Art Garfunkel jr.: Ja, sie war für mich immer die Vorlage, nach der ich mich richten konnte. Und die beste Anleitung, die mir gegeben werden konnte. Ich bin sehr stolz auf das musikalische Vermächtnis meines Vaters und fühle mich jeden Tag inspiriert, ein Teil davon zu sein.
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Das neue Album trägt den Titel „Father and Son“. Beschreiben Sie Ihre besondere Vater-Sohn-Beziehung.
Garfunkel jr.: Unsere Vater-Sohn-Beziehung ist die engste Beziehung, die man haben kann. Wir telefonieren auch jeden Tag miteinander – egal, wo auf der Welt wir uns befinden. Mein Vater hat mir immer uneingeschränkte emotionale Unterstützung gegeben. Durch dieses Projekt ist er nun auch mein Arbeitskollege geworden. Es ist also eine ganz besondere Verbindung, die uns hilft, unser Handwerk im Studio und auf der Bühne zu verfeinern. Garfunkel: Oh, wie kann ich nur Worte finden, um meinen Sohn zu beschreiben? Es gibt nichts Schöneres, als Vater zu sein. Es ist der größte Segen für mich – mehr als die Musik. Wir haben das Glück, uns jeden Tag zu unterhalten, und ich gebe meinem Sohn immer wieder kleine Tipps, wie er seinen Beruf ausüben kann, ohne zu überdrehen.
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Wie war es für Sie als Sohn, als Ihr Vater mit Paul Simon von Erfolg zu Erfolg eilte?
Garfunkel jr.: Ich habe diesen großen Erfolg meines Vaters und seines musikalischen Partners zum ersten Mal erlebt, als ich etwa 13 Jahre alt war. Ich erinnere mich ganz genau, dass ich im Kolosseum in Rom war, wo mein Vater und Paul vor etwa 67.000 Menschen gesungen haben. Ich schaute von der Seite der Bühne aus auf sie, und es sah für mich aus wie ein riesiges Meer von Menschen. Ich hielt meinen Vater an, der zur Bühne kam, und fragte: „Papa, kennt dich die ganze Welt?“ Ich schaute ihn ganz unschuldig an. Er hielt inne, dachte nach – mein Vater ist ein eher nachdenklicher, intellektueller Typ – und antwortete: „Nein, mein Sohn, aber ungefähr die halbe Welt.“ Dieser Moment ist mir immer im Gedächtnis geblieben, und ich erkannte die Größe des Erfolgs von Simon & Garfunkel und ihren Beitrag auf der Welt.
Sie stehen noch am Anfang Ihrer eigenen Karriere. Sie hatten kürzlich zwei Top-15-Alben in Deutschland.
Garfunkel jr.: Ja, ich habe tatsächlich zwei erfolgreiche Alben in Deutschland veröffentlicht. Es war eine wilde und aufregende Achterbahnfahrt. Es ist immer so aufregend, das zu tun, was man wirklich liebt. Ich muss zugeben, dass das Singen auf Deutsch eine meiner größten Leidenschaften und eine Mission ist, die über die Musik hinausgeht. Ich möchte der Welt zeigen, wie schön die deutsche Sprache ist.
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„Es fühlte sich wie ein Traum an“, sagten Sie über die Zusammenarbeit mit Ihrem Sohn. Inwiefern ein Traum?
Garfunkel: Ein Traum insofern, wie surreal es ist, mit Paul zu arbeiten und dann das Gefühl zu haben, eines Tages einzuschlafen, am nächsten Morgen aufzuwachen und statt Paul sitzt dein eigener Sohn – dein Fleisch und Blut – auf diesem Stuhl und singt mit dir. Ich muss sagen, mein Sohn ist ein großartiger Sänger. Ich staune über die Töne, die er erreichen kann. Es ist ein großes Vergnügen, mit ihm zu arbeiten, und ich spüre die Verbindung unserer Gene und DNA.
Wer hatte eigentlich die Idee zu einem gemeinsamen Album?
Garfunkel jr.: Nun, ich glaube, es ist wichtig zu sagen, dass das Konzept dieses Albums naheliegend ist. Aber es ist auch eines, bei dem ich gefühlt habe, dass es gemacht werden musste. Das soll jetzt nicht negativ rüberkommen, aber der schreckliche Gedanke, es nicht zu machen, hat dieses Projekt für mich vorangetrieben. Die Möglichkeit zu haben, dokumentieren zu können, wie unsere Stimmen verschmelzen. Für uns selbst und für die Menschen – jetzt und in Zukunft –, die uns zuhören wollen. Das war so wichtig für mich. Ein Konzept, das ich zusammen mit meinem lieben Freund und Produzenten Felix Gauder hatte.
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Obwohl Sie Anfang der 1990er Jahre geboren wurden, war der Sound der 80er Jahre sehr prägend für Sie als junger Sänger. Sie sagten: „Ja, ich bin derjenige, der total auf die 80er Jahre steht.’“Und warum?
Garfunkel jr.: Die Frage ist schwer zu beantworten. Warum mag jemand von uns das, was er mag, und warum hat er den Geschmack, den er hat? Ich liebe einfach den Sound der 80er Jahre. Ich bin jemand, der auf die frühen Tage des Synthesizer-Sounds und des elektronischen Sounds im Allgemeinen reagiert. Seit meinem 17. Lebensjahr habe ich mich für die großartigen britischen und deutsche Gruppen interessiert, wie zum Beispiel Ultravox, Alphaville, OMD oder auch die Schweizer Gruppe Yellow und so viele andere großartige Bands. Definitiv haben mich die 80er Jahre beeinflusst ,und es ist toll, dass ich meinen Produzenten Felix Gauder habe, der viele großartige Fähigkeiten in der elektronischen Musik hat. Das passt.
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In den vergangenen Jahren haben Sie die Bühne mehr und mehr mit Ihrem Sohn geteilt. Wie kam es dazu?
Garfunkel: Das hat sich ganz natürlich und organisch entwickelt. Ich denke nicht über solche Dinge nach, sie passieren einfach. Es war immer ein Vergnügen, mit meinem Sohn zusammenzuarbeiten, der übrigens ein besserer Sänger ist als ich, wissen Sie. Seit er klein ist, ist er ein Teil meiner Show. Um 2001 herum kam er einmal zu mir und fragte mich, ob wir das auf die nächste Stufe bringen wollen – als Vater-Sohn-Duo. Damit hatte unser dynamisches Duo Garfunkel & Garfunkel das Licht der Welt erblickt.
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Gibt es ein besonderes emotionales Erlebnis zwischen Ihnen, an das Sie sich erinnern?
Garfunkel jr.: Auf jeden Fall, mehrere. Das Erste, was mir dazu einfällt, ist noch gar nicht so lange her. Mein Vater und ich spielten „Bridge over troubled water“ in der weltberühmten Carnegie Hall in New York City bei einer Veranstaltung für Clive Davies. Es war wirklich ein beeindruckendes Gefühl, dort neben meinem Vater zu stehen und mit ihm zusammen diesen ikonischen Song zu singen, diese enorme Resonanz zu erfahren, mit Standing Ovations oder auch der Rückmeldung von Clive danach. Diesen Moment werde ich nie vergessen.
Mr. Garfunkel, gibt es eigentlich Pläne für ein Comeback mit Paul Simon?
Garfunkel: Ich muss zu dieser Frage eine kurze Geschichte erzählen. Paul und ich hatten seit einem guten Jahrzehnt keinen engen Kontakt mehr. Vor kurzem habe ich ein neues Büro in einem Gebäude in Midtown Manhattan bezogen, in dem auch die Mutter von Pauls Sohn Harper wohnt. Eines Tages bin ich zufällig Harper auf dem Flur begegnet. Er sprach mit seinem Vater, und es kam zu einem Treffen zwischen Paul und mir. Wir verbrachten einige Stunden zusammen. Bei Simon & Garfunkel ging es im Kern unserer Beziehung immer um Humor und Spaß, einfach um Freunde, die miteinander abhängen, gemeinsam unter einer Brücke singen und solche Sachen. Wir haben uns also Witze erzählt und über alte Zeiten gesprochen. Irgendwann wurde mir klar, dass ich ihn vielleicht vor einigen Jahren mit ein paar Bemerkungen verletzt hatte, die ich nicht wirklich so gemeint hatte. Und es war mir wichtig, mich zu entschuldigen. Dann haben wir uns umarmt und versöhnt und die Sache aus der Welt geschafft. Das ist etwas ganz Besonderes.
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