Essen. Konzertveranstalter Hermjo Klein hat Tourneen mit Künstlern wie Tom Jones, Bruce Springsteen, Johnny Cash und den Rolling Stones organisiert.

Hermjo Klein ist der Entdecker von Riverdance und ein erfahrener Konzertveranstalter. 1964 begann er in der Livebranche. Er kennt die Eigenheiten der Stars backstage ganz genau. Seit 1994 hat Klein erfolgreich Tourneen mit Künstlern wie Tom Jones, Bruce Springsteen, Johnny Cash, den Rolling Stones und vielen anderen in Deutschland und Europa organisiert. Unsere Sonntagszeitung hat mit dem 77-Jährigen über seine Arbeit und sein Leben gesprochen.

Herr Klein, in diesem Jahr feierte Riverdance sein 25-jähriges Jubiläum, erntete Standing Ovations und eroberte die Herzen des Publikums. Bis heute hat das Ensemble über 30 Millionen Menschen weltweit verzaubert. Wie blicken Sie zurück?

Ich blicke natürlich dankbar zurück, dass mir so etwas widerfahren ist. Sicherlich gehört dazu auch etwas Instinkt – und auch Glück. Was ich besonders an Riverdance schätze, ist, dass das gesamte Team im Hintergrund – wie die Produzenten, Regisseure und Komponisten – aus unglaublich tollen Menschen besteht, mit denen ich inzwischen auch gut befreundet bin. In unserer Branche trifft man nicht oft Menschen, mit denen man sofort auf einer Wellenlänge ist. Mir ist bewusst, dass das ein Privileg ist.

1964 begannen Sie noch als Schüler Ihre Karriere als Veranstalter. Wie war das damals?

Meine Schwester ging immer in den Jazzclub in Karlsruhe, und irgendwann wollte ich mit. Sie sagte mir jedoch: „Da bist du viel zu jung.“ Aber irgendwann durfte ich doch mit, und ich war sofort vom Jazz und den Konzerten begeistert. Da spielten Leute wie Albert Mangelsdorff oder Oscar Pettiford. Während meines Studiums begann ich dann bei Fritz Rau (Agentur Lippmann Rau, d. Red.) als Tourneeleiter. Eigentlich habe ich Malerei studiert, aber als in mein Atelier eingebrochen wurde, war das für mich ein Zeichen vom lieben Gott, dass ich wohl doch kein so Genie war wie ich dachte. So blieb ich bei der Musik – und sie ist ja auch faszinierend.

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Damals konnten sich Schüler Konzerte noch leisten, heute ist das bei großen Konzerten kaum noch möglich. Wie sehen Sie das?

Das ist ein zweischneidiges Schwert. Ich habe eine passende Anekdote dazu: Vor Jahren wurde mir vom Agenten die erste Tournee von Madonna angeboten – allerdings mit dem Hinweis: „Wir müssen hohe Preise nehmen, das ist einfach nötig!“ Es ging damals um 200 bis 220 D-Mark. Ich habe die Tour abgelehnt. Ich war überzeugt, dass die Leute das bezahlt hätten, aber dann wäre das Geld für die anderen Bands, die in den Clubs gespielt haben, nicht mehr da gewesen. Diese Entwicklung in der Branche ist wirklich bedenklich. Heute bieten die großen Player wie Live Nation gleich Welttourneen an. Früher machten wir Deutschland, Österreich und die Schweiz, und Amerika wurde von jemand anderem übernommen. Heute legt Live Nation (die weltgrößte Konzertagentur, d. Red.) zehn Millionen Euro auf den Tisch, und das war’s. Die Künstler sagen nichts, weil es sonst weniger Gage gibt.

Hermjo Klein war gut mit dem inzwischen verstorbenen Harry Belafonte befreundet.
Hermjo Klein war gut mit dem inzwischen verstorbenen Harry Belafonte befreundet. © Privat | Hermjo Klein

Sie haben damals vor dem Erfolg von Bochum die erste Tour von Herbert Grönemeyer organisiert. Seine Ticketpreise sind bis heute human, oder?

Absolut. Damals waren die Tickets sehr günstig, allerdings waren auch nur etwa 180 Leute da. Ich möchte noch eine kleine Geschichte erzählen…

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Nur zu.

Ich habe über 40 Jahre mit Udo Lindenberg zusammengearbeitet, und wir sind bis heute gute Freunde. Wir stritten über jeden Ticketpreis. Udo wehrte sich mit Händen und Füßen gegen höhere Preise, und ich musste mit ihm über jeden Pfennig feilschen. Ich glaube nicht, dass sich das bei ihm geändert hat.

Was war Ihr erstes Konzert, und wie war das?

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Eines der ersten Konzerte außerhalb des Jazzclubs in Karlsruhe war Janis Joplin in der Frankfurter Jahrhunderthalle. Ich glaube, es kostete nicht mehr als 15 Mark.

Können Sie sich an ein verrücktes Konzert-Erlebnis erinnern?

Auch Howard „Howie“ Carpendale gehört zu Kleins Klienten.
Auch Howard „Howie“ Carpendale gehört zu Kleins Klienten. © Pressebild.de/ Bertold Fabricius | Pressebild.de/ Bertold Fabricius

Ich erinnere mich gerne an die Konzerte von Elton John und seinem Pianisten Ray Cooper. Ich war jeden Tag dabei, es war sensationell. Prägende Momente waren auch die Konzerte mit Joan Baez, als uns die Faschisten jagten und auf uns schossen. Sie ist ein unglaublicher Mensch – während der Bombardierung Hanois durch die Amerikaner spielte sie dort in einer Kirche. Man muss sich das mal vorstellen.

Sie haben mit Größen wie Janis Joplin, Jimi Hendrix, Duke Ellington, James Brown, Ray Charles, Aretha Franklin, B.B. King, The Doors, Frank Zappa, den Rolling Stones und vielen anderen gearbeitet. Wer war am schwierigsten?

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Alle waren unglaublich umgänglich, solange ich professionell gearbeitet habe. (lacht) Mick Jagger ist ein sehr netter Mensch, solange er merkt, dass du professionell bist. Aber wehe, wenn nicht – dann wird er zum Berserker.

Udo Lindenberg, Harry Belafonte und Weltstar Nana Moskouri  waren bei Kleins Hochzeit gern gesehene Gäste.
Udo Lindenberg, Harry Belafonte und Weltstar Nana Moskouri waren bei Kleins Hochzeit gern gesehene Gäste. © Privat | Hermjo Klein

Hatten Sie jemals solch einen Moment mit ihm?

Nein, ich war zu gut. (lacht laut)

Gibt es eine Anekdote mit einem Künstler, die besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ja, mit dem Pianisten Liberace. Ich sagte ihm: „Lass das mit den vielen Ringen.“ Er trug Ringe, die bis zu 120.000 Dollar kosteten und erzählte dem Publikum stolz: „Das habt ihr bezahlt.“ In Amerika tobten die Leute, in Deutschland herrschte eisiges Schweigen. Ich hatte ihn gewarnt, aber er hörte nicht auf mich.

Gibt es bis heute Freundschaften zu Künstlern?

Ja, zu Udo Lindenberg und Nana Mouskouri, die nun aufhört. Auch mit Joan Baez und Jennifer Rush fühle ich mich verbunden. Ein enger Freund war Harry Belafonte, der leider verstorben ist.

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Sie leben in Dresden und wirken bodenständig, obwohl Sie mit Stars zu tun hatten.

Warum sollte ich nicht bodenständig sein? Die großen Stars sind meistens die Normalsten.

Wie hat sich die Konzertbranche verändert?

Freundschaften zu Künstlern gibt es kaum noch. Früher flog Fritz Rau zu Neil Diamond, und die beiden fuhren Motorrad, um die Tour zu besprechen – heute undenkbar.

Erinnern Sie sich an eine besondere Künstlerbegegnung?

Oh ja, Bruce Springsteen in der Frankfurter Festhalle: Er inspizierte jeden Sitzplatz mit mir und verlangte bei schlechter Sicht Preisnachlässe. Unglaublich.

Hermjo Klein und seine Frau nehmen Udo Lindenberg in die Mitte.
Hermjo Klein und seine Frau nehmen Udo Lindenberg in die Mitte. © Privat | Hermjo Klein

Haben Sie noch Träume und Visionen?

Dass es weiterhin tolle Konzerte zu erschwinglichen Preisen gibt. „Live is live“ – so abgedroschen, wie es in dem Song von Opus klingt, es stimmt

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