Essen. Die CDU liegt in der Wählergunst weit vor der SPD. In die große Zufriedenheit mit der Landesregierung zahlen nicht alle Minister ein.
Zweieinhalb Jahre nach dem Koalitionsstart ist die erste schwarz-grüne Regierungskoalition in NRW so beliebt wie nie: 49 Prozent der Wahlberechtigten sind mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden. Das geht aus dem NRW-Check hervor, einer repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungs-Instituts Forsa im Auftrag von 39 NRW-Zeitungstiteln. Damit überwiegt erstmals der Zuspruch für Schwarz-Grün im Land. Im NRW-Check gestartet war die im Juni 2022 gebildete Koalition mit 54 Prozent Unzufriedenen und 37 Prozent Zufriedenen.
Die einzelnen Koalitionspartner kommen indes weniger gut weg: Mit der Arbeit der CDU sind 48 Prozent der Menschen unzufrieden, mit den Grünen sogar 62 Prozent. Im Detail fällt auf: Männer und wohlhabendere Menschen sind mit der Landesregierung eher im Reinen als Frauen und Familien mit geringem Einkommen. Insbesondere unter Eltern ist der Frust groß: 52 Prozent der Befragten, in deren Haushalt Kinder leben, sind unzufrieden mit der Landesregierung.
Noch einmal besser als die Landesregierung insgesamt steht Hendrik Wüst da: 57 Prozent der Menschen in NRW sind mit der Arbeit des Ministerpräsidenten zufrieden, ein Rekordwert für den Christdemokraten. Die Opposition wirft ihm immer wieder vor, außer Instagram-Fotos wenig geleistet zu haben.
Im NRW-Check war Wüst mit nur 31 Prozent Zufriedenen gestartet, als er 2021 das Amt des Ministerpräsidenten von seinem Vorgänger Armin Laschet übernommen hat. Seitdem hat es Wüst geschafft, nahezu alle Bevölkerungsgruppen mehrheitlich von sich zu überzeugen. Einzig jene, die die AfD wählen, halten nicht viel vom Landeschef. Es gibt zudem kaum noch einen Menschen im Land, der Wüst nicht kennt - 92 Prozent der Befragten haben schon einmal von ihm gehört.
Diese Werte dürften einen wohl besonders freuen: Bundeskanzler Olaf Scholz. Wüst galt lange als möglicher Kanzlerkandidat der Union im Bundestagswahlkampf. Der 49-Jährige verzichtete im September zugunsten von Parteichef Friedrich Merz auf diese Chance. Umfragen auch außerhalb des NRW-Checks zeigen Merz inzwischen als nur schwachen Herausforderer des amtierenden Kanzlers Scholz.
Laut einer aktuellen Forsa-Erhebung würden bundesweit 27 Prozent der Menschen Friedrich Merz direkt zum Kanzler wählen, wenn sie das tun könnten. Olaf Scholz kommt auf den gleichen Zustimmungswert. Die hohe Zufriedenheit mit Hendrik Wüst im eigenen Bundesland lässt zumindest erahnen, wie sehr er als Kanzlerkandidat Scholz ins Schwitzen gebracht hätte.
Reul, Wüst, Laumann: Diese Politiker halten die Menschen in NRW für besonders fähig
Nicht nur Wüst halten die Menschen in NRW für kompetent. Unter den 15 bekanntesten Politikerinnen und Politikern des Landes teilen sich Innenminister Herbert Reul und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) mit dem Ministerpräsidenten die drei vordersten Plätze, gefolgt von Vize-Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Verkehrsminister Oliver Krischer (beide Grüne).
Ein hartes Urteil fällen die Menschen über Familienministerin Josefine Paul, die mit den unter Fachkräftemangel leidenden Kitas zu kämpfen hat. Im Kompetenzranking der bekanntesten Landesgesichter landet die Grünen-Politikerin auf dem letzten Platz, knapp vor dem angeschlagenen Justizminister Benjamin Limbach (Grüne).
Mit ganz anderen Problemen haben offenbar die Spitzen der Landesparteien zu kämpfen: Sie alle leiden mit Ausnahme von CDU-Chef Wüst unter fehlender Bekanntheit. Die Namen der Vorsitzenden der Grünen, der SPD, FDP oder AfD kennen im NRW-Check selten mehr als zehn Prozent der Menschen im Land.
Landes-CDU überflügelt im NRW-Check sogar den Bundestrend
Der enorme Zuspruch für Wüst und seine Regierung manifestiert sich auch in der sogenannten Sonntagsfrage. Wenn bereits am Sonntag Landtagswahlen wären, würden 41 Prozent der Menschen im Land der CDU ihre Stimme geben. Der Wert liegt über dem Bundestrend von 36 Prozent und weit über dem Ergebnis der NRW-Landtagswahl 2022 (35,7). Die Grünen rutschen im Vergleich zur Wahl vor zweieinhalb Jahren um etwa vier Prozentpunkte auf 14 Prozent ab.
Gravierender sind die Einschnitte bei der SPD in NRW, die im aktuellen NRW-Check auf 16 Prozent kommt. 2022 stimmten 26,7 Prozent der Menschen für die Sozialdemokraten. Im NRW-Check liegt der größte Landesverband sogar noch unter dem Bundestrend (18 Prozent). Viertstärkste Kraft ist die AfD, alle anderen Parteien kommen nicht über fünf Prozent.
Der große NRW-Check: So steht es um das Land
- Bundestagswahl 2025: Was bei den Kanzlerkandidaten überrascht
- NRW-Check: Das macht den Menschen im Land am meisten Angst
- Kriminalität in NRW: Was Armut mit Sicherheitsgefühl zu tun hat
- Zuwanderung, Schule, Kita: Wo der Frust in NRW am größten ist
>>> Der NRW-Check ist eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag dieser Redaktion sowie 38 weiterer Zeitungstitel in NRW. Vom 26. November bis 4. Dezember 2024 sind 1508 Wahlberechtigte über 18 Jahre aus NRW befragt worden, die zuvor nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt worden sind. Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von +/- 2,5 Prozentpunkten auf alle Wahlberechtigten in NRW übertragbar.