Essen. Drei drängende Probleme sorgen die Menschen in NRW. Noch größer indes ist die Politikverdrossenheit - besonders in einer Altersgruppe.

Die Konjunktur schwächelt, Großkonzerne wie Thyssenkrupp und Ford kündigen den Abbau Tausender Stellen an und die Zahl der Firmenpleiten in NRW hat deutlich angezogen: Die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft treiben die Menschen in NRW um wie nur wenig andere Themen.

Im aktuellen NRW-Check haben die Menschen im Land die ökonomische Lage zum drängendsten Problem erklärt. 32 Prozent der Einwohner quer durch die Gesellschaft blicken der repräsentativen Umfrage zufolge mit großer Sorge auf die Entwicklung der NRW- Wirtschaft - vor neun Monaten waren es noch halb so viele.

Auch Migration und das Dauerärgernis Verkehr gehören in der Gesamtschau zu den größten Problemen in NRW. Der seit über 1000 Tagen dauernde Krieg in der Ukraine, der die Ängste der Menschen so lange bestimmt hat, ist mit gerade einmal zwei Prozent nahezu aus dem Problembewusstsein verschwunden. Das teure und reformbedürftige Gesundheitssystem, das Versicherte ab dem kommenden Jahr viel stärker finanziell belastet wird, haben die Menschen genauso wenig auf dem Schirm (3 %) wie die hohe Staatsverschuldung, die dem Scheitern der Ampel-Regierung in Berlin und damit den vorgezogenen Neuwahlen im Februar immerhin Vorschub geleistet hat (6 %).

Im Detail unterscheidet sich die Gewichtung der Probleme: Menschen über 60 Jahren treibt die Situation der Wirtschaft viel stärker um als Menschen, die im Studium oder Berufsanfang stecken. Eltern sehen die größten Baustellen in der Migration, Anhänger der Grünen im Klimaschutz und wer die SPD wählt, der schaut sorgenvoller auf das Bildungswesen im Land als andere.

Der große NRW-Check: So steht es um das Land

Am ehesten trauen die Menschen der CDU zu, ihre Probleme zu lösen

Was die Politik besonders umtreiben dürfte: Die meisten Menschen setzen keine allzu großen Hoffnungen in die Parteien, dass sie diese Probleme im Land lösen können. 36 Prozent der Befragten sagen, dass keine Partei die großen Herausforderungen derzeit besonders gut angeht, weitere 10 Prozent wissen es nicht genau. Damit bleibt die Politikverdrossenheit im Vergleich zum letzten NRW-Check im März auf einem hartnäckig hohen Niveau.

Vor allem ärmere Menschen und Menschen in größeren Städten sind resigniert (55 und 49 %). Am ehesten noch kann sich die CDU im Land über das Vertrauen der Menschen freuen (32 %), alle anderen Parteien überzeugen einzig ihre eigenen Anhänger und sonst kaum jemanden.

Immerhin: NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) scheint von der großen Sorge um die ökonomische Lage des Landes zu profitieren. Im NRW-Check geben 30 Prozent der Befragten an, dass sie mit der Arbeit der Grünen-Politikerin zufrieden oder sogar sehr zufrieden seien. Im März waren es lediglich 24 Prozent. Neubaur ist inzwischen die bekannteste Grünen-Politikerin in NRW, jeder zweite schätzt sie im NRW-Check als fähig ein. Unter den Menschen zwischen 30 und 44 Jahren hat fast jeder Zweite gar keine Haltung zur Vize-Ministerpräsidentin.

>>> Der NRW-Check ist eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag dieser Redaktion sowie 38 weiterer Zeitungstitel in NRW. Vom 26. November bis 4. Dezember 2024 sind 1508 Wahlberechtigte über 18 Jahre aus NRW befragt worden, die zuvor nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt worden sind. Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von +/- 2,5 Prozentpunkten auf alle Wahlberechtigten in NRW übertragbar.