Essen. Im NRW-Check zur Bundestagswahl liegt die CDU weit vorn. Bei der Kanzlerfrage landet Scholz hinten - mit einer unliebsamen Kontrahentin.
Zwei Monate vor der Bundestagswahl bekommt die Union aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland kräftigen Rückenwind: Laut aktuellem NRW-Check will mehr als jeder Dritte in NRW am 23. Februar 2025 die CDU in den Bundestag wählen. Der Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz erhält zudem die größte Unterstützung bei der Frage, wer Deutschland künftig regieren soll. Das sind nur zwei der Ergebnisse der neusten repräsentativen Landesumfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag dieser Redaktion sowie 38 weiterer Zeitungen.
Bundestagswahl 2025: NRW würde mehrheitlich die CDU wählen
Wenn der Bundestag bereits am Sonntag gewählt würde, käme die CDU demnach auf 36 Prozent der Stimmen. Sie könnte ihr NRW-Ergebnis von der Bundestagswahl 2021 um sechs Prozentpunkte verbessern. Auch in bundesweiten Umfragen liegt die CDU bislang vorn, allerdings nicht so deutlich wie in NRW.
Die Kanzlerpartei SPD wäre an Rhein und Ruhr mit 18 Prozent der Stimmen zwar anders als im Bundestrend zweistärkste Kraft. Sie würde ihr Ergebnis von 2021 aber nahezu halbieren (31,1). Grüne und AfD liegen im NRW-Check gleichauf bei 14 Prozent. Die FDP wird nach dem Scheitern der Ampel-Regierung in Berlin mit nur drei Prozent in der Landesumfrage mächtig abgestraft.
Wer regiert künftig in Berlin? Jüngere würden sich für Robert Habeck (Grüne) entscheiden
Die Mitglieder des nächsten Bundestags können frühestens im März entscheiden, wer die nächste Bundesregierung im Kanzleramt anführt. Könnten die Menschen in NRW die Regierungsspitze direkt wählen, dann würde sich mehr als jeder Vierte für den Sauerländer Merz entscheiden. Der CDU-Chef kann sich vor allem auf ältere Wähler stützen, punktet mehr bei Männern als bei Frauen und kann insbesondere auf Unterstützung im ländlichen Raum hoffen.
Könnten Jungwähler und Frauen die Geschicke allein bestimmen, wäre Robert Habeck (Grüne) der nächste Kanzler. Sie wünschen sich mit 27 und 43 Prozent mehrheitlich den Noch-Bundeswirtschaftsminister an der Spitze der nächsten Bundesregierung.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) muss sich mit nur elf Prozent den letzten Platz in der NRW-Wählergunst mit Alice Weidel teilen, die die AfD kürzlich zur Kanzlerkandidatin nominiert hat. Scholz punktet am ehesten bei den älteren Wählern, kann aber selbst unter Anhängern seiner Partei gerade einmal mehr als jeden zweiten überzeugen (57 %).
Die Politikverdrossenheit ist groß - vor allem bei Menschen in der „Rushhour“ des Lebens
Die Politikverdrossenheit im Land indes sticht alle vier Kandidaten aus: Knapp 30 Prozent der Menschen in NRW indes können sich entweder für keinen der vier Namen erwärmen oder haben keine Meinung dazu. Das gilt insbesondere für Menschen zwischen 30 und 59 Jahren, die in der sogenannten Rushhour des Lebens zwischen Kind, Karriere, Hauskredit und Pflege der Eltern stecken. In dieser Altersgruppe bekommt AfD-Kandidatin Weidel auch die höchsten Zustimmungswerte.
Auch wenn die Unterstützung für die CDU in NRW offenbar groß ist: Allzu große Erwartungen, dass sich damit Dinge maßgeblich verbessern, haben die Menschen im Land nicht. Vier von zehn Befragten glauben nicht, dass sich eine unionsgeführte Bundesregierung auf NRW auswirke. Im Detail gibt es Unterschiede: Jüngere Menschen befürchten eher, dass das Land mit seinen schuldengeplagten Ruhrgebietsstädten und hohen Soziallasten das Nachsehen haben könnte. Gerade in kleinen Gemeinden erwartet man indes eine Verbesserung der eigenen Lage.
Der große NRW-Check: So steht es um das Land
- NRW-Check: Das macht den Menschen im Land am meisten Angst
- NRW-CDU im Umfragehoch: Nur einer übertrumpft sie noch
- Zuwanderung, Schule, Kita: Wo der Frust in NRW am größten ist
- Kriminalität in NRW: Was Armut mit Sicherheitsgefühl zu tun hat
>>> Der NRW-Check ist eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag dieser Redaktion sowie 38 weiterer Zeitungstitel in NRW. Vom 26. November bis 4. Dezember 2024 sind 1508 Wahlberechtigte über 18 Jahre aus NRW befragt worden, die zuvor nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt worden sind. Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von +/- 2,5 Prozentpunkten auf alle Wahlberechtigten in NRW übertragbar.