Essen. In NRW steigt die Zahl der Straftaten. Die meisten Menschen fühlen sich trotzdem sicher. Dabei spielt das Einkommen eine große Rolle.

Mehr Gewalttaten, mehr Einbrüche und mehr junge Täter: Die Zahl der Straftaten in NRW ist zuletzt auf über 1,4 Millionen erfasste Fälle gestiegen. Die Menschen im Land fühlen sich davon aber offenbar kaum bedroht. Im aktuellen NRW-Check geben sogar mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass sie sich in ihrer Stadt persönlich sicher oder sehr sicher fühlen. Das Bild ändert sich erst, wenn man genauer auf das Haushaltseinkommen der Familien schaut.

Denn je ärmer die Menschen sind, umso größer ist ihr Unbehagen. Unter jenen, die weniger als 2000 Euro im Monat zur Verfügung stehen haben, fühlt sich nur noch etwa jeder Zweite sicher oder sehr sicher. Das Sicherheitsempfinden steigt erst mit dem verfügbaren Einkommen: Unter den besonders Wohlhabenden mit mutmaßlich schickeren Adressen sehen sich fast drei Viertel der Menschen nicht sonderlich bedroht.

Wer die AfD wählt, hat mit 71 Prozent die größte Angst vor Überfallen oder Einbrüchen. Am wenigsten bedroht fühlen sich dagegen die Wählerinnen und Wähler der Grünen (12 %) sowie Menschen in Kleinstädten (14) und junge Erwachsene (19).

Reul gilt als fähigster Politiker, Kriminalität als eines der größten Probleme im Land

Und doch: Unter den größten Problemen, die NRW derzeit belasten, rangiert aus Sicht der Einwohnerinnen und Einwohner Kriminalität mit 16 Prozent unter den Top Fünf und damit noch vor Wohnungsmangel, Klimaschutz oder sozialer Ungerechtigkeit. Männer und Familien mit Kindern sehen hier eher Probleme als andere im Land. Und auch insgesamt wissen die meisten durchaus, dass die Kriminalität in NRW zugenommen hat. Zwei Drittel der Befragten erkennen das an, nur vier Prozent meinen, dass die Zahl der Straftaten weniger geworden sei. Auch hier fällt auf: Wer die AfD wählt, sieht sich besonders bedroht. 95 Prozent der Befragten meinen, dass Gewalt, Überfälle und Einbrüche mehr geworden seien.

Der tatsächliche Anstieg der Straftaten von 2022 zu 2023 liegt übrigens bei 3,4 Prozent. Mehr als jeder zweite Fall ist laut Kriminalitätsstatistik aufgeklärt worden. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nannte das unlängst die „beste Aufklärungsquote seit 1962“. Die Arbeit des „schwarzen Sheriffs“ honorieren die Menschen im Land besonders: Unter den 15 bekanntesten Politikerinnen und Politikern in NRW stellt sich Reul für die Befragten als der kompetenteste da.

Der große NRW-Check: So steht es um das Land

>>> Der NRW-Check ist eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag dieser Redaktion sowie 38 weiterer Zeitungstitel in NRW. Vom 26. November bis 4. Dezember 2024 sind 1508 Wahlberechtigte über 18 Jahre aus NRW befragt worden, die zuvor nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt worden sind. Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von +/- 2,5 Prozentpunkten auf alle Wahlberechtigten in NRW übertragbar.