Essen. Kita-Krise, kaputte Schulklos, Probleme bei der Integration: Alltagssorgen treiben Menschen in NRW am meisten um. Eine ärgert besonders.
Eine Fachkräfteoffensive für die Kitas, Ruhe an den Schulen nach den Chaostagen der Pandemie und 10.000 zusätzliche Lehrkräfte - das und vieles mehr haben CDU und Grüne in ihrem „Zukunftsvertrag“ beschlossen, mit dem sie 2022 ihre Koalition besiegelten.
In der Halbjahresbilanz fällen Wählerinnen und Wähler indes ein hartes Urteil: Für die NRW-Schulpolitik und die Situation der über 10.000 Kitas erhält Schwarz-Gelb zweieinhalb Jahre nach Koalitionsbeginn desaströse Noten.
Schulpolitik in NRW: Für die Landesregierung gibt es keine Fleißbienchen
Laut aktuellem NRW-Check sind mehr als drei Viertel der Menschen in NRW mit der Schulpolitik im Land weniger oder gar nicht zufrieden. Nur etwa jeder Zehnte der Befragten gibt an, zufrieden zu sein - „Fleißbienchen“ indes verteilte nicht eine einzige Bevölkerungsgruppe ans Land.
Im Gegenteil: Insbesondere Menschen zwischen 30 und 44 Jahren, Großstädter und Familien mit nur sehr geringem Haushaltseinkommen bringen ihren Frust über die Schulpolitik mit überdurchschnittlich hohen Unzufriedenheitswerten zum Ausdruck. Selbst unter jenen, die bei der jüngsten Landtagswahl CDU oder Grün gewählt haben und damit einen der späteren Koalitionspartner, erklärt sich nur jeder Fünfte bzw. Achte mit der Bildungspolitik in NRW zufrieden.
Alltagsproblem mit dem größten Frustpotenzial: Die Lage der Kita verärgert vor allem Eltern
Noch schlechter schneidet die frühkindliche Bildung ab. Die Platznot in den Kitas, das fehlende Personal und nun die Debatte um geringere Betreuungszeiten schlagen sich im neusten NRW-Check nieder. Mehr als acht von zehn Menschen in NRW beschreiben die Situation der Kitas im Land als weniger gut oder schlecht. Nur sieben Prozent nennen sie gut - zum Urteil „sehr gut“ greift auch hier niemand.
Eltern beurteilen die Situation noch einmal drastischer: Fast neun von zehn Befragten mit Kindern im Haushalt sind genervt von der Betreuungslage und wünschen sich Verbesserungen. Das gilt insbesondere für Frauen, für Menschen in den fünf größten Städten des Landes und für Familien mit einem sehr hohen Einkommen.
Ins Bild passt, dass Eltern auch insgesamt unzufriedener mit der Landesregierung sind als andere Menschen in NRW: 52 Prozent und damit mehr als jeder Zweite unter den Eltern ist mit der Landesregierung unzufrieden. Unter allen Befragten im repräsentativen NRW-Check waren es 47 Prozent.
Schlechte Noten für die Ministerinnen Feller und Paul
Den Bildungsfrust bekommen die beiden zuständigen Ministerinnen ab. Im NRW-Check ist auch die Bekanntheit von Landespolitikerinnen und Landespolitikern sowie deren Kompetenz abgefragt worden. Unter den 15 bekanntesten Politikern hat Kinder- und Familienministerin Josefine Paul (Grüne) dabei den letzten Platz kassiert. Weniger als jeder Fünfte schätzt ihre Fähigkeit als (sehr) gut ein.
Nur etwas besser kommt die Verantwortliche für das Schulressort weg, das seit jeher als besonders schwieriges und kaum rufförderndes Terrain gilt: Knapp 30 Prozent der Menschen schätzen die Fähigkeit der früheren Münsteraner Regierungspräsidentin Dorothee Feller als gut ein.
In Fragen der Zuwanderung schneidet die Landesregierung etwas besser ab. 72 Prozent der Menschen sagen, dass in dem stark von Einwanderung und kultureller Vielfalt geprägten NRW die Zuwanderung nicht gut gelinge. Dieses Bild haben vor allem Großstädter, Menschen mit sehr wenig Geld im Portemonnaie und zu fast 100 Prozent all jene, die bei der Landtagswahl der AfD ihre Stimme geben.
Der große NRW-Check: So steht es um das Land
- Bundestagswahl 2025: Was bei den Kanzlerkandidaten überrascht
- NRW-Check: Das macht den Menschen im Land am meisten Angst
- NRW-CDU im Umfragehoch: Nur einer übertrumpft sie noch
- Kriminalität in NRW: Was Armut mit Sicherheitsgefühl zu tun hat
>>> Der NRW-Check ist eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag dieser Redaktion sowie 38 weiterer Zeitungstitel in NRW. Vom 26. November bis 4. Dezember 2024 sind 1508 Wahlberechtigte über 18 Jahre aus NRW befragt worden, die zuvor nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt worden sind. Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von +/- 2,5 Prozentpunkten auf alle Wahlberechtigten in NRW übertragbar.