Essen. Im Sommer wird in vielen Parks im Ruhrgebiet gerne gegrillt. Das sorgt trotz klarer Regeln für Probleme. Wie die Städte mit Müll und Co. umgehen.
Es qualmt, brutzelt, riecht nach Holzkohle, Hähnchenfleisch und Shisha-Tabak an einem sommerlichen Samstagnachmittag im Essener Stadtgarten. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel hinab und taucht den beliebten Park in goldenes Licht. Eine riesige Rauchwolke schwebt über der gesamten Grünfläche. Aus den Lautsprechern dringt Musik, die schon von Weitem zu hören ist. Es ist ein bunter Mix aus exotischen Genres, der die fröhliche Atmosphäre untermalt.
Auf der Grillzone haben sich große Menschengruppen niedergelassen. Sie sitzen auf bunten Picknick-Decken oder bequemen Campingstühlen um kleine Holzkohle-Grills herum. Einige haben sogar kleine Zelte oder Strandmuscheln aufgeschlagen und Sonnenschirme aufgestellt. Inmitten der Szenerie ist Familienvater Mert M. damit beschäftigt, seine Hähnchenspieße zu wenden. „Wir haben zu Hause weder einen Garten noch einen Balkon“, sagt er. Im Stadtgarten könne er bei gutem Wetter Zeit mit seinen Freunden und Verwandten verbringen, ohne sich Gedanken machen zu müssen. „Wir tun hier ja nichts Verbotenes, nehmen unseren Müll wieder mit und um 21 Uhr gehen wir nach Hause“, versichert er.
Grillen im Park funktioniert nicht ohne das Ordnungsamt
Eine Szene, die sich Sommer für Sommer in vielen Ruhrgebietsstädten wiederholt. Vielerorts gilt ein öffentliches Grillverbot, doch in den Parks wurden Zonen eingerichtet, auf denen es erlaubt ist zu grillen, wenn man sich an die Regeln hält. Es darf in Essen zum Beispiel nicht unter Bäumen gegrillt und kein offenes Feuer gezündet werden. Wer seinen Müll nicht entsorgt, muss mit Geldstrafen rechnen und um 21 Uhr muss die Grillparty vorbei sein. Trotzdem häufen sich die Beschwerden über die schlechten Zustände der grünen Oasen, denn anders als Mert M. und seine Verwandten hält sich scheinbar nicht jeder an die Regeln.
Die Stadtverwaltung Essen hat festgestellt, dass das Ordnungsamt an den Grillzonen häufig einschreiten muss. Im Nordpark machte man bereits mehrere Gruppen darauf aufmerksam, ihre Grillpartys in die dafür vorgesehenen Zonen zu verlagern. Obwohl die meisten Grillenden ihre eigenen Müllsäcke verwenden und die Stadt zusätzliche Behälter aufgestellt hat, bleibt viel Müll auf den Wiesen liegen. Hinzu kommt, dass sich Anwohner gestört fühlen. „Der Qualm zieht bis in meine Bude“, beschwert sich Phillip R., als er gegen 18.30 Uhr seine Wohnung am Stadtgarten verlässt. An Tagen wie diesen könne er kein Fenster öffnen.
Grillen im Park ist in vielen Städten ein Problem
Andere Städte, ähnliche Probleme: In Gelsenkirchen herrscht seit Februar 2022 ein öffentliches Grillverbot wegen starker Vermüllung. An festen Grillzonen, wie im Nordsternpark, wurden dafür zusätzlich zehn 240-Liter-Mülltonnen aufgestellt. In Bochum-Wattenscheid diskutiert die Bezirksvertretung über das Müll-Problem an den Grillplätzen am Monte Schlacko. Eine Lösung gibt es bislang nicht.
In Duisburg beklagen Anwohner am Toeppersee das Verhalten einiger Camper, die ihren Müll einfach liegen lassen. In Bottrop entpuppte sich der Welheimer Park als Problemzone: Hier fand man trotz ausreichender Mülleimer etwa Pizzakartons und Plastikbecher auf dem Boden. Keine 100 Meter vom Spielplatz liegen Glasscherben auf dem Weg. In Dortmund ist der Fredenbaumpark ein beliebter Hotspot für gesellige Grillpartys, aber eben auch für Vermüllung, Qualm und Lärm.
Wie gehen die Städte mit dem Grill-Problem um?
Fast überall ist das Grillen im Park an Benimmregeln gebunden, aber laute Musik und qualmende Grills stellen am helllichten Tag in der Regel noch keine Ordnungswidrigkeit dar. Mit einer Ausnahme: In Gladbeck sind Musikanlagen an den Grillstellen tabu.
Die meisten Stadtverwaltungen geben auf Nachfrage an, dass das Ordnungsamt regelmäßig kontrolliere, ob sich alle an die Regeln halten. Falls nicht, werden die Grillenden zur Kasse gebeten. In Dortmund kostet das Wegwerfen kleiner Gegenstände wie Zigarettenkippen oder Taschentüchern außerhalb der Müllbehälter zum Beispiel 55 Euro. Größere Gegenstände wie Pappkartons schlagen mit 75 Euro zu Buche.
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Andere Städte haben zusätzliche Hürden aufgestellt. Herne lässt seine Grillhütten im Familienpark „Start und Ziel“ für 20 Euro anmieten. In Gladbeck benötigt man normalerweise einen Grillschein, den jeder Volljährige mithilfe seines Personalausweises für einen Tag kostenlos beantragen kann.
Grillzonen wegen Waldbrandgefahr vielerorts geschlossen
In Gladbeck, Velbert, Gelsenkirchen und Recklinghausen hat sich das Grillproblem vorübergehend jedoch selbst gelöst. Wegen Hitze, Trockenheit und Brandgefahr wurden die Grillplätze vorläufig gesperrt. Wer trotzdem die Bratwurstzange auspackt kann in Velbert mit bis zu 80 Euro, in Gladbeck mit bis zu 100 Euro und in Gelsenkirchen sogar mit bis zu 1000 Euro Bußgeld bestraft werden. Damit das Grillen im Freien wieder gestattet wird, müsste es länger regnen und abkühlen. So ist die Wetterprognose für Grill-Fans eher schlecht: Es bleibt warm und hauptsächlich sonnig.