Ruhrgebiet. Einmal in der Woche können Bürger nun kostenlos einen Corona-Schnelltest machen lassen. Eine Übersicht der Angebote im Ruhrgebiet.
„Gratis Bürgertestung.“ So steht es verlockend gleich oben auf der Internetseite des Corona-Testzentrums Grugahalle (CTG). Die Stadt Essen hatte die Sache mit den Schnelltests noch am Montag etwas hemdsärmelig gelöst: Während andere Kommunen noch rätseln und vertrösten, werden die Tests jetzt einfach gemacht. Voraussetzung: eine Selbstverpflichtung. „Ich habe in den letzten sieben Tagen keine kostenfreie Testung in Anspruch genommen.“
Denn unter anderem darum zerbrechen sich andere Städte noch die Köpfe. Wie sollen sie nachhalten, ob Bürger X nicht schon am Vortag anderswo einen Test hat machen lassen, ohne zu zahlen? Der Staat übernimmt nur einen Test in der Woche. Und das Land empfiehlt, Ärzte, Apotheker und Rettungsdienste mit der praktischen Umsetzung zu betrauen. Vielerorts aber winken diese ab, weil Kapazitäten, Räume, auch die Tests selbst fehlen. „Wir werden regelrecht überfahren“, klagte Essens Apotheker-Sprecher Rolf-Günther Westhaus, er nannte das Test-Prozedere ein „Tohuwabohu“.
Essen plant weiteres Testzentrum im Kino
Wie das Problem also lösen? Essen setzte den Erlass aus Düsseldorf von Sonntagabend einfach um und öffnete das kommunale Testzentrum in der Grugahalle an sechs Tagen in der Woche für zwölf Stunden. Termine kann man, muss man aber nicht machen. Für das Drive-In-Testzentrum am Flughafen Essen-Mülheim muss man sich hingegen verbindlich anmelden. Die Stadt Essen ist weiteren Anbietern im Gespräch, um verteilt im ganzen Stadtgebiet kostenlose Schnelltests zu ermöglichen (eine Übersicht der Testmöglichkeiten in Essen).
Die Stadt Bochum handelte kurzentschlossen und bietet testet täglich von 13 bis 16 Uhr in ihrer Drive-in-Teststelle am Harpener Feld. Zusätzlich kündigte das Gesundheitsamt an, mehrere private Testzentren mit den Schnelltests zu beauftragen. In Wattenscheid-Westenfeld am WTC-Sportcamp bietet MediCan schon seit Wochen einen Drive-in-Schalter. Bisher (und auch weiterhin) kostenpflichtig. Doch auch hier gibt es jetzt die Möglichkeit, den neuen bundesweiten Corona-Gratistest einmal wöchentlich vorzunehmen (weitere Infos zu den Testmöglichkeiten in Bochum). Außerdem bieten Hausärzte Schnelltests an. Dazu die Stadt Bochum: „Fragen Sie bitte ihren Hausarzt.“
Die Bochumer Apotheker können sich vorstellen, ein gemeinsames Testzentrum anzumieten oder Zelte aufzustellen, wissen aber auch noch nicht genug über Beschaffung und Vergütung, sagt Sprecherin Dr. Inka Krude. Damit alles zügiger gehe, müsse man „vom sonst üblichen Genehmigungsverfahren befreit werden“.
Gelsenkirchen hat mögliche private Betreiber angeschrieben, setzt zunächst auf den Grundsatz „privat vor Staat“. Auch hier war man „überrascht“ davon, das kostenlose Angebot der Bundesregierung vor Ort organisieren zu sollen; offen sind Fragen nach der Software und nach der Abrechnung. Laut Stadt ist die kostenlose Testung nur bei registrierten Teststellen möglich, in Gelsenkirchen ist das derzeit ausschließlich das DRK-Testzentrum an der Adenauerallee (weitere Infos zu Schnelltests in Gelsenkirchen).
Dortmund bittet ebenfalls um ein paar Tage, bis das Angebot steht, voraussichtlich werde man Ende der Woche Fakten geschaffen haben. Noch sei alles „ein bisschen ungefähr“, gesteht Oberbürgermeister Thomas Westphal
Auch er will nicht in Konkurrenz zu privaten Anbietern treten, ihnen zunächst das Feld überlassen. Abrechnen müssten diese mit der Kassenärztlichen Vereinigung, auch beschaffen müssten sie die Tests selbst. Mehrere Betreiber stehen in den Startlöchern, bekundeten schon in der vergangenen Woche ihre Bereitschaft. Das Zentrum, das fünf Apotheker in der Innenstadt gemeinsam betreiben, setzt das neue Prinzip indes schon um: „Buchen Sie jetzt Ihren kostenlosen Schnelltest-Termin!“, werben die Pharmazeuten – ein Sternchen verweist auf die Fußnote: „Ein kostenloser Test pro Person pro Woche.“
Außerdem sind am Corona-Walk des Labors Zotz Klimas an der Steinstraße ohne Termin Schnelltestungen per Antigen-Test (PoC-Test) möglich. In Herne bietet ein Krankentransport-Unternehmen an zwei Orten in der Stadt einen kostenlosen „Bürgertest an“ (mehr Infos dazu).
In Oberhausen nimmt am Samstag (13. März) ein neues Drive-In-Testzentrum des DRK im Centro-Parkhaus 8 seine Arbeit auf. Dasselbe gilt für das Testzentrum des ASB in Königshardt. Ab Montag (15. März) öffnet ein drittes Testzentrum in der König-Pilsener-Arena.
Für alle drei gilt: Test nur nach vorheriger Anmeldung. Zudem bieten bestimmte Arztpraxen, Apotheken und weitere Einrichtungen kostenlose Schnelltests an, zumeist ebenfalls nur mit Voranmeldung. Alle zugelassenen Testzentren listet die Stadt Oberhausen auch auf ihrer Webseite auf.
In Duisburg können sich Bürger seit Freitag (12. März) an einem der 14 Schnelltest-Standorte, die im Stadtgebiet verteilt sind, testen lassen. Eine Terminreservierung im Vorfeld ist notwendig (weitere Infos zu den Corona-Schnelltests in Duisburg).
Private Testzentren bieten ihre Hilfe an
In Mülheim hält sich die Stadtverwaltung vorerst raus, auch sie will auf private Angebote setzen. Auf ihrer Internetseite listet die Stadt nach Postleitzahlen sortiert die Standorte für kostenlose Schnelltests auf, die der Veröffentlichung ihrer Daten zugestimmt haben.
Auch in anderen Städten haben private Zentren ihre Bereitschaft längst signalisiert, aber selbst noch kein Signal bekommen. „Bisher scheitern kostenlose Tests an den fehlenden Abrechnungs-Modalitäten“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes, das in Essen testet. Lehrer und Erzieher, die sich schon seit dem Schulbeginn kostenlos testen lassen dürfen, musste man abweisen.
18 Euro pro Test
Im Ennepe-Ruhr-Kreis, zu dem etwa Hattingen, Sprockhövel und Witten gehören, werden private Anbieter sogar dringend gesucht. Weder der Kreis noch die Städte, stellt Landrat Olaf Schade klar, hätten die Kapazitäten, um die von Bund und Land vorgesehenen Tests umzusetzen und dafür Schnelltestzentren einzurichten.
„Man muss einen Raum finden und einen, der es macht“, sagt Hattingens Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Interessierte Betreiber sind aufgerufen, Konzepte einzureichen. Sie müssten auch die Tests selbst bestellen. Immerhin spricht man in Hattingen offen darüber, wie abgerechnet wird: Möglich, heißt es, seien pro Test bis zu 18 Euro, für Material, Personal, Räumlichkeiten – was, wie Ärzte und Apotheker längst beklagen, sich für sie nur schwerlich rechnet. Zusätzlich zahle das Land 1000 Euro Anschubfinanzierung sowie eine monatliche Summe in gleicher Höhe.
In Witten gibt es aktuell drei Teststandorte (hier weitere Infos zu Corona-Schnelltests in Witten), in Sprockhövel bietet ein Apotheker kostenlose Schnelltests an (mehr Infos dazu hier), in Hattingen gibt es mehrere Anbieter, die Schnelltestungen anbieten wollen, eine Genehmigung hat ein Apotheker bereits erhalten (mehr Infos zu Schnelltests in Hattingen).
In Gladbeck bietet auch weiterhin das DRK Corona-Schnelltests an, mittlerweile in zwei Testzentren (mehr Infos dazu). Im Kreis Recklinghausen bieten einige Arztpraxen, Apotheken und Hilfsorganisationen bereits kostenlose Corona-Schnelltests an, ab dem 15. März wird es zusätzlich ein Schnelltest-Durchfahrtzentrum an der Vestlandhalle in Recklinghausen geben. In einem weiteren Schritt werden mobile Teststellen in den kreisangehörigen Städten dieses Angebot ergänzen. Eine Übersicht, an welchen Stellen diese Tests durchgeführt werden, gibt es derzeit noch nicht.
Die Stadt Bottrop hat auf ihrer Internetseite eine interaktive Karte mit allen Anlaufstellen im Stadtgebiet veröffentlicht. In Moers können sich Bürger etwa im Testzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung am Bethanien-Krankenhaus testen lassen. Der Kreis Wesel veröffentlicht zudem alle zugelassenen Anbieter auf seiner Internetseite.
Hier bekommen Bürger die Selbsttests
Die Drogeriekette dm will ab dem 12. März Schnelltests des Herstellers Boson verkaufen, Rossmann will dies ebenfalls bald tun. Lidl hat den Verkauf von Boson-Tests bereits begonnen, allerdings in geringen Mengen - sie waren online ebenso schnell ausverkauft wie ein Präparat von Aesku Diagnostics in Aldi-Filialen. Nachschub soll aber unterwegs sein.
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Außerdem will der Hemdenhersteller van Laack künftig Corona-Tests in großem Stil verkaufen. Das Mönchengladbacher Unternehmen setzt auf Produkte des Herstellers Lepu Medical aus China. Derzeit habe man vier Millionen Tests auf Lager, sechs Millionen sollen bis Monatsende hinzukommen. Ab April sollen 20 Millionen Tests pro Monat geliefert werden.
Van Laack will das für medizinische Laien gedachte Produkt in seinen Shops anbieten, vor allem aber an Firmen und den Einzelhandel weiterverkaufen, damit es dort an den Endabnehmer kommt. (mawo)