Wasser ist gesund – und Kisten heimzuschleppen nicht die einzige Methode, dran zu kommen. Vier Alternativen, die Rücken und Umwelt schonen.

Mineralwasser ist aus ernährungsphysiologischer Sicht „supergut“. „Nichts spricht dagegen, egal welches Sie trinken“, sagt Stefan Heldt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Verbraucherzentrale NRW. In allen Tests erhielte das Getränk regelmäßig Bestnoten. Tatsächlich ist es auch das Lieblingsgetränk der Deutschen: 10,9 Milliarden (!) Liter Mineral- und Heilwasser wurden im Jahr 2019 hier verkauft, der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei knapp 140 Litern.

Für den, der für einen Vier-Personen-Haushalt einkauft, heißt das theoretisch aber auch: Jahr für Jahr 46 Wasser-Kästen mit PET- oder Glasflaschen vom Getränkemarkt ins Auto und vom Auto in die Wohnung zu schleppen (und leer wieder zurück). Doch es gibt Alternativen. Im besten Fall schonen sie nicht nur den Rücken, sondern auch die Umwelt. Vier Beispiele.

Leitungswasser: Die einfachste Lösung

„Klar, kalt, einwandfrei“: Leitungswasser direkt aus dem Kran in der Küche ist der Favorit des Wasser-Referenten der Verbraucherzentrale NRW, Stefan Heldt.
„Klar, kalt, einwandfrei“: Leitungswasser direkt aus dem Kran in der Küche ist der Favorit des Wasser-Referenten der Verbraucherzentrale NRW, Stefan Heldt. © dpa | Lukas Schulze

Für Stefan Heldt ist es die beste Lösung von allen: „Je mehr Menschen Leitungswasser trinken, desto glücklicher macht mich das“, erklärt der Wasserexperte und wissenschaftliche Mitarbeiter der Verbraucherzentrale NRW. „Hundertmal billiger als Wasser aus dem Supermarkt, 580-mal weniger CO-Ausstoß als bei Wasser aus der Flasche.“

Dass wir in Deutschland über trinkbares, sauberes Wasser verfügten, nennt er „ein Privileg“, das nicht viele Länder hätten, „und das man nutzen sollte“. Denn an der Qualität des Wassers, das insbesondere auch im Ruhrgebiet (mit seinen großen Versorgern) aus den Kränen läuft, gebe es keinen Zweifel. „Sehr, sehr gut“, sagt der Experte – auch wenn mancher Verbraucher Vorbehalte hätte wegen möglicher Schadstoffe darin. Die finde man allerdings nur in „Rohwasser“, nicht im Leitungswasser. Das sei sogar für Babys geeignet – solange keine Bleirohre im Haus liegen. „Aber als Mieter haben Sie ja ein Recht darauf, dass die verschwinden.“

Wichtig, so Heldt, sei lediglich, dass man am Morgen das Wasser zunächst für einige Sekunden aus dem Hahn in der Küche laufen lasse, bis es „klar, kühl und einwandfrei“ herausfließe – und die Leitungen gespült seien.

Was noch für Leitungswasser spreche: der Mineralstoffgehalt. Studien zeigten, er ist ähnlich hoch wie der von Sprudel aus dem Laden.

Lieferdienste: Die bequemste Lösung

Die aktuelle Geschäftsführung_von flaschenpost: Stephen Weich, Niklas Plath, Christopher Huesman und Christian Seurig (v.l.). vor einem der Fahrzeuge.
Die aktuelle Geschäftsführung_von flaschenpost: Stephen Weich, Niklas Plath, Christopher Huesman und Christian Seurig (v.l.). vor einem der Fahrzeuge. © Flaschenpost | Madalina Sheldon

Wasserkisten kann man auch „schleppen lassen“: Manche Händler bringen dem Kunden Bestelltes nach Hause – genau wie Getränkesofortlieferdienste (Durstexpress & Co). Startup-Gründer Dieter Büchl, eigentlich Versandspezialist für Druckerpatronen, gründete mit seinem Team 2014 in Münster den bundesweit ersten: flaschenpost.de. „Der Convenience-Gedanke“ habe dabei im Vordergrund gestanden, so Unternehmenssprecherin Sabine Angelkorte. Heute sieht man die weiß-lilafarbenen Kastenwagen des Lieferdienstes überall im Ruhrgebiet. In Duisburg, Essen, Bottrop, Bochum, Dortmund, Kamen und Recklinghausen gibt es Lager.

Spätestens 120 Minuten nach der Bestellung im Online-Shop oder per App wird geliefert, verspricht flaschenpost.de – möglich mache das ein IT-System, das Bestellungen zu cleveren Touren kombiniere und sie im Lager automatisiert vorbereite. Die Lieferung (an die Wohnungstür) ist kostenfrei – egal in welches Stockwerk die Kisten gebracht werden müssen. Leergut nehme der Fahrer mit. Die Preise bewegten sich auf Supermarktniveau.

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Eine intelligent geplante Route ersetze sechs bis zehn Einzelfahrten zum Supermarkt, behauptet das Unternehmen, was viel CO2 spare. Man teste zudem gerade alternative Antriebe für die Firmenfahrzeuge. Auch versuche man, Mehrweggebinde statt Einweg-Pfand in Umlauf zu bringen – Bestelltes wird eher in Glas- als in Plastikflaschen geliefert. E

„Für Leute ohne Auto sicher eine gute Lösung“, sagt Stefan Heldt von der Verbraucherzentrale (wenn man denn partout kein Leitungswasser trinken wolle...). Gerade „gebündelte Lieferungen“ schonten die Umwelt sicherlich auch mehr als dutzende einzelner Fahrten. Wichtig wären ihm allerdings die Arbeitsbedingungen der Beschäftigen von Getränke-Lieferdiensten: „Kistenschleppen ist kein Zuckerschlecken!“

Wassersprudler: Die spritzigste Lösung

Ein Sodastreamer mit Kohlensäure-Zylinder. Kaltes Leitungswasser kommt rein, Sprudelndes raus.
Ein Sodastreamer mit Kohlensäure-Zylinder. Kaltes Leitungswasser kommt rein, Sprudelndes raus. © ofe | Foto: Getty

Sprudel auf Knopfdruck: Schon 1903 (!) kamen in Großbritannien die ersten „Wassersprudler“ auf den Markt. Leitungswasser wird in Karaffen gegeben und die im Gerät mit Kohlensäure versetzt. Marktführer auf dem Gebiet ist heute Sodastream, sein beliebtestes Produkt ist der „Crystal 2.0.“ Regulärer Preis: 159,90 Euro.

2019 wurden in Deutschland Unternehmensangaben zufolge über eine Milliarde Liter Leitungswasser aufgesprudelt. „Und damit Milliarden von Plastikflaschen eingespart“, wirbt Caroline Wittmann für ihr Produkt. „Gut für mich, gut für die Umwelt!“, meint sie – auch, weil Leitungswasser im Gegensatz zu abgefülltem nicht weit transportiert werden müsste. Wer Wassersprudler nutze, trinke auch mehr: im Schnitt 59 Prozent oder drei Gläser.

Der mitgelieferte Kohlensäurezylinder reicht je nach gewünschter Sprudelintensität für bis zu 60 Liter – und kostet im Tausch gegen einen leeren 8,99 Euro. Im Augenblick gebe es, so Wittmann, einen gewaltigen Nachfrageboom. Sie erklärt das mit wachsendem Umweltbewusstsein und der Corona-Krise, in der die Menschen mehr auf sich und ihre Gesundheit zu achten gelernt hätten.

Gute Sache, unabhängig vom Anbieter, stimmt Stefan Heldt, der Wasser-Experte, zu. „Sprudler sind bei ein, zwei zubereiteten Flaschen pro Tag günstiger für die CO2-Bilanz als Kisten.“ Einziges Problem: Wer sich einmal für einen Anbieter entschieden hat, müsste dessen CO2-Zylinder verwenden. Es lohne sich, Anschaffungspreise verschiedener Geräte und die Folgekosten gründlich durchzurechnen.

Dringend rät der Experte davon ab, zusammen mit Leitungswasser auch Sirup aufzusprudeln. „Perfekter Keimboden“, warnt er. Besser: Sirup direkt ins Glas geben.

Die Karaffen für den Sprudler sollten zudem stets sehr gründlich gereinigt werden. Und Glasflaschen seien solchen aus Kunststoff unbedingt vorzuziehen.

Armaturensysteme: Die Luxus-Lösung

Sprudelwasser direkt aus dem Hahn: Die Technik dazu ist im Schrank darunter untergebracht. Bei Grohe (Bild) kann der Kunde stilles, leicht und stärker prickelndes Wasser „zapfen“, beim Quooker stilles, sprudelndes und kochendes.
Sprudelwasser direkt aus dem Hahn: Die Technik dazu ist im Schrank darunter untergebracht. Bei Grohe (Bild) kann der Kunde stilles, leicht und stärker prickelndes Wasser „zapfen“, beim Quooker stilles, sprudelndes und kochendes. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Wer eine hat, will sie in der Regel nicht mehr missen: eine Küchenarmatur, aus der neben kaltem und warmem Wasser stilles und sprudelndes läuft: gekühlt und gefiltert. Grohe (Sitz: Hemer) und Quooker sind die größten Anbieter, die Mischbatterien mit Spezialwasserfunktionen kombinieren. Bei „Grohe Blue“ kann der Kunde zwischen drei Kohlensäure-Stärken wählen, Quooker liefert als einziger Hersteller sogar kochendes Wasser aus demselben Kran: Der niederländische Betrieb nennt ihn den „Wasserhahn, der alles kann“.

Immer mehr Kunden begeistern sich für ihn, auch wenn solcher Luxus seinen Preis hat. 2550 Euro kostet die Quooker-Grundausstattung „Kochendwasser“ plus „Cube“ (für gekühltes Stilles und Strudelndes) – inklusive edler Mischbatterie. Dazu kommen Ausgaben für Filter und Co2-Kartuschen, die Stromkosten lägen mit zehn Watt pro Stunde „auf dem Niveau eines WLAN-Routers“. Der Umsatz sei von sieben Millionen Euro 2018 trotzdem auf heute fast 30 gewachsen, erklärte Daniel Hörnes, Geschäftsführer Quooker Deutschland, auf Anfrage.

Auch kein anderes solches Armaturen-System sei „unter 1000 Euro zu kriegen“, betont Experte Stefan Heldt. Er rät aber nicht nur der Kosten wegen von der Anschaffung ab, sondern vor allem: „weil Wasser nicht gefiltert werden muss.“

Quooker führt als Argument für sein Produkt vor allem dessen Nachhaltigkeit an, ein Thema, das schon in Produktion und Entwicklung „fest verankert“ sei; Strombedarf werde zu 53 % aus Solarmodulen gedeckt, Verpackungen zu 88 % aus nachwachsenden Materialien gefertigt, Abfälle zu 75 % recycelt. Was die Umweltbilanz der Armatur-Systeme anging, seien die „ab einer gewissen Trinkmenge okay“, räumt Heldt ein. Von dem Geld, dass er dafür ausgeben müsste, würde er persönlich jedoch lieber „Yoga-Kurse buchen und Bio-Essen kaufen!

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