Ruhrgebiet. . Nicht nur zu Aschermittwoch liegt das Fasten voll im Trend. Es gibt etliche Methoden und Versprechen. Doch was ist wirklich dran? Ein Überblick.

Fasten liegt im Trend. Eigentlich das ganze Jahr über, aber ab Aschermittwoch wieder ganz besonders. Es gibt Fastenseminare, Fastenforen und Fastenkliniken. Fast scheint es so, als verknüpften inzwischen so viele Experten das Fasten mit einer Geschäftsidee, dass sie einem bald auch noch den Verzicht selbst abnehmen. Doch so weit ist es noch nicht. Aber was löst das radikale „Nein“ zur Nahrung eigentlich im Körper aus?

Senioren, Schwangere und Kinder sollten nicht fasten

Als Diät eigne sich der konsequente Verzicht nicht. Aber er könne durchaus den Einstieg in eine gesundheitsfördernde Ernährung bereiten, so die Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Die DGE warnt jedoch davor, dass je nach Fastenart eine ausgewogene Nährstoffzufuhr gefährdet sein könnte. Senioren, Schwangere, Stillende, Jugendliche oder Kinder sollten grundsätzlich nicht fasten. Gleiches gelte für Menschen mit bestimmten Krankheiten wie Essstörungen oder Leber- und Nierenproblemen.

Oft wird das Fasten in der Gesellschaft mit positiven Effekten verbunden. Wie ein Frühjahrsputz für den Körper soll es wirken und Glücksgefühle auslösen. Entschlacken soll es oder eine Erholung für die Organe bedeuten. Doch wie sehen das die Mediziner?

Es gibt verschiedene Fastenformen

Dr. Thomas Hulisz leitet das Adipositas-Zentrum NRW in Bochum.
Dr. Thomas Hulisz leitet das Adipositas-Zentrum NRW in Bochum. © Ingo Otto

Dr. Thomas Hulisz leitet das Adipositas-Zentrum NRW am Bochumer Augusta-Krankenhaus. Tagtäglich berät er Patienten in Gesundheitsdingen. „Fasten ist eine Glaubensfrage“, sagt er, „aus ernährungsmedizinischen Gründen ist es nicht nötig.“ Es klinge so wohlgefällig, die Organe zur Ruhe zu bringen. „Aber die Organe müssen gar nicht zur Ruhe kommen.“ Der Darm beispielsweise bewege sich ohnehin ständig. Besser als den zeitlich begrenzten kompletten oder nahezu kompletten Verzicht auf Nahrung findet Hulisz eine wohl durchdachte und ballaststoffreiche Kost. „Mit zwei Möhren und einem Kohlrabi ist der Darm einen Nachmittag lang sinnvoll beschäftigt und fühlt sich wohl.“ Wer seinem Körper etwas Gutes tun möchte, der solle lieber Alkohol im Übermaß und zu viel ungesundes Fett von seinem Speiseplan streichen.

Vorgestellt: Heilfasten, Basenfasten, Intervallfasten

Zu den bekanntesten Formen des Fastens zählen das Heilfasten, das Intervallfasten und das Basenfasten. Eine Heilfastenkur – unter ärztlicher Aufsicht – dauert sieben bis zehn Tage. Nach einem Vorbereitungstag mit etwa 1000 Kilokalorien (kcal) und ohne Koffein, Alkohol und Nikotin wird dem Körper nur eine sehr geringe Energiemenge von maximal 500 kcal täglich in Form flüssiger Nahrung zugeführt.

Durch das Basenfasten soll der Körper entsäuert werden – eine Methode aus der Alternativmedizin. Hier werden nur Lebensmittel verzehrt, die als basisch gelten, wie Gemüse, Obst sowie einige Nüsse und Lein-, Oliven- oder Rapsöl. Als Getränke stehen Quellwasser sowie verdünnte Kräutertees zur Verfügung. Wissenschaftliche Beweise für die Wirkung dieser Fastenmethode fehlen, so die DGE. Sie rät vom langfristigem Basenfasten ab.

Intervallfasten heißt, tage- oder stundenweise auf Nahrung zu verzichten. Es gibt unterschiedliche Konzepte. Beispielsweise mit zwei aufeinander folgenden Fastentagen oder zwei festgelegten Fastentagen pro Woche. Empfehlungen, welche Lebensmittel an den restlichen Tagen ausgewählt werden sollten, sucht der Fastende meist vergeblich, kritisiert die DGE.

Was Fasten und Abnehmen mit den Glückshormonen macht

Was aber hat es mit den Glücksgefühlen auf sich, die durch das Fasten ausgelöst werden sollen? Thomas Hulisz sagt: „Glückshormone können auch während einer Fastenphase ausgeschüttet werden, aber noch viel mehr Glückshormone werden bei erfolgreichem Gewichtsverlust freigesetzt.“

Wenn es um das Ziel geht, abzunehmen und gesünder zu leben, werde man besonders glücklich, sagt der Arzt, wenn man sich nicht für einen radikalen Schritt entscheide, sondern langsam und sorgfältig die Ernährung umstelle.