Essen. Nach dem dreitägigen Streik der Lokführer rollt der Bahnverkehr am Montagmorgen wieder an. Seit 4 Uhr nehmen die Lokführer die Arbeit wieder auf, einzelne Züge sind jedoch noch verspätet oder fallen aus. Auf den Autobahnen in NRW gibt es am Morgen lange Staus.

  • Streik der Lokführer um 4 Uhr beendet
  • Bahn rechnet noch mit Verspätungen und Ausfällen bis in den Vormittag
  • GDL hat siebentägige Streikpause versprochen
  • Die Bahn informiert online über die aktuelle Verkehrslage: Auf www.bahn.de/aktuell und m.bahn.de
  • Lange Staus auf den Autobahnen in NRW

Der bisher längste Lokführerstreik in diesem Jahr ist am frühen Montagmorgen zu Ende gegangen. Wie der Bahnverkehr anläuft und wie es auf den Straßen im Land aussieht - die Entwicklungen des Morgens im Überblick.

9.12 Uhr: Die Auswirkungen des langen Streiks sind zwar noch spürbar, nehmen aber merklich ab. Auf die Abfahrtszeiten sollte man trotzdem noch achten. Damit beenden wir unseren Ticker und wünschen allen eine gute Fahrt!

9.10 Uhr: Die Supermarkt-Kette Albert Heijn verteilt vorm Duisburger Hauptbahnhof Frühstücks-Pakete. So schlimm ist die Situation aber auch nicht mehr: Acht Verspätungen listet die Anzeigetafel auf, bei S1, Regionalbahnen und Fernverkehr.

9.09 Uhr: Auch auf den Straßen entspannt es sich. Vor etwas mehr als einer halben Stunde waren es noch 260 Kilometer Stau — jetzt sind laut WDR nur noch 182 Kilometer übrig.

9 Uhr: An den Bahnhöfen hat sich die Lage sichtlich entspannt, wie ein Blick auf den Abfahrtsmonitor verrät. Beispiel Hauptbahnhof Essen: Hier sollen bis 10 Uhr nur acht Züge verspätet sein, meist im einstelligen Minutenbereich. Die S1 fällt aus.

8.44 Uhr: Nach der angekündigten Streikpause sieht Gewerkschaftschef Weselsky den Bahn-Vorstand am Zug. "Das Bahn-Management hat jetzt zu entscheiden, ob es Streikmaßnahmen weiter provoziert oder ob es mit uns inhaltlich in die Verhandlungen geht - und zwar für alle Zugpersonaler, die wir als Mitglieder bei uns haben", sagte er auf WDR 5.

8:31 Uhr: Tendenz in Sachen Stau: steigend. Inzwischen sind es mehr als 260 Kilometer Stau und stockender Verkehr auf den Autobahnen in NRW. In den Radio-Verkehrsmeldungen werden nur noch jene Staus durchgesagt, die mehr als sechs Kilometer lang sind.

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8:06 Uhr: Auch wenn noch nicht alle Züge wieder nach Plan fahren: Die Pendlerbahnen zwischen Dortmund und Duisburg sind voll. Zusätzlich sorgen noch Senioren-Reisegruppen und Schulklassen am Montagmorgen für volle Bahnsteige in Dortmund.

8:02 Uhr: Trotz Verspätungen sind Pendler heute früh mit der Bahn womöglich besser bedient als mit dem Auto: 220 Kilometer Stau meldet der WDR um kurz nach 8 Uhr auf den Autobahnen.

Züge fahren - wenn auch zum Teil verspätet

7:54 Uhr: Eine Reisende möchte nach Aachen. Ihre S-Bahn aus Essen-Steele hatte eine halbe Stunde Verspätung. "Ich habe rechtzeitig vom Streik erfahren und mir am Wochenende extra eine Mitfahrgelegenheit gesucht und auf den Zug verzichtet", erzählt sie. "Jetzt möchte ich nach Aachen. Ich hab mir einen Zug ausgesucht, der durchfährt. Umsteigen wäre mir zu unsicher. Ich finde, die GDL hat das Recht zu streiken. Es ist nur blöd, dass so viele Menschen davon abhängig sind."

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7:40 Uhr: Mitten im Berufsverkehr sind die Auswirkungen des Streiks schon noch spürbar. Die S1 um 7.44 Uhr von Dortmund Richtung Essen fällt aus. Der RE11, der um 7.21 Uhr in Richtung Mönchengladbach starten sollte, hat 20 Minuten Verspätung. Immerhin: Reisende ab Bochum berichten, dass es noch Sitzplätze gibt.

7:39 Uhr: Essen Hauptbahnhof: Anders als in Dortmund wird hier noch über die Anzeigetagel und Durchsagen darauf hingewiesen, dass die Streiks zwar beendet sind, es aber noch vereinzelt zu Beeinträchtigungen kommen kann.

Lange Wartezeiten für Entschädigung

7:34 Uhr: Wer wegen der Zugausfälle und -verspätungen der vergangenen Tage Entschädigung geltend machen will, muss sich geduldig zeigen: "Uns erreichen aufgrund des Streiks sehr viele E-Mails und Erstattungsanfragen", teilt die Deutsche Bahn mit und bereitet ihre Kunden schon mal auf "längere Bearbeitungszeiten von bis zu vier Wochen" vor. Die wichtigsten Fragen und Antworten für Bahnkunden haben wir hier zusammengefasst.

7:18 Uhr: Während im Bahnverkehr langsam wieder Normalität einkehrt, stehen im Luftverkehr die Ausstände erst noch an. Die Vereinigung Cockpit (VC) hat für Dienstag einen zusätzlichen Streik auf den Langstreckenflügen der Lufthansa angekündigt. Der Ausstand soll von 6 Uhr bis 23.59 Uhr dauern, teilte Cockpit am Montagmorgen mit. Ab Montag, 13 Uhr, bis Dienstag, 23.59, Uhr werden auch die Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt.

Bahnreisende verlieren Geduld mit der GDL

7:01 Uhr: Neue Woche, keine Schulferien mehr - der Berufsverkehr füllt die Straßen in NRW: Inzwischen meldet der WDR 70 Kilometer Stau auf den Autobahnen. Die längsten: Mehr als zehn Kilometer auf der A57 von Nimwegen Richtung Köln, zehn Kilometer auf der A1 Dortmund-Köln zwischen Burscheid und der Leverkusener Brücke und zehn Kilometer auf der A46 von Wuppertal in Richtung Düsseldorf.

6:59 Uhr: Noch ein Eindruck aus Dortmund: Eine Reisende fährt mit dem ICE nach Berlin. Der hat nur 5 Minuten Verspätung. "Die GDL will nur noch ihren Machtbereich vergrößern. Ginge es nur um den Lohn, hätte man sich schon längst geeinigt. Ich glaube die GDL streikt wieder. Eine Woche ist Pause und dann geht's gleich wieder los. Die GDL ist bockig."

6:34 Uhr: Auch die Geduld vieler Bahnkunden ist erschöpft. Zwei Reisende in Dortmund zeigen sich am Morgen "verärgert". Der Streik sei zum Politikum geworden. Heute früh wollen sie "nach Düsseldorf zum Flughafen. Wir fliegen aber Gott sei Dank nicht mit Lufthansa".

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6:24 Uhr: Der Streik hat Spuren bei den Einzelhändlern hinterlassen: Mark Jordan, Chef der "Kamps"-Bäckerei im Hauptbahnhof, berichtet, dass er am Wochenende Mitarbeiter früher nach Hause schicken musste: "Ich bin sehr verärgert. Der Streik wird nicht mehr aus finanziellen, sondern aus politischen Gründen weitergeführt. Die Bahn hatte ja der GDL ein Angebot gemacht, wovon ich weiß, dass es annehmbar war. Wir hatten viel weniger Kunden, obwohl es das Ferienende war, eine Messe in den Westfalenhallen und Fußball stattfand. Würde der Streik so noch ein halbes Jahr weitergehen, wäre das existenzbedrohend für mich. Die GDL trägt den Streik auf dem Rücken der Kunden aus."

Bahn will "stabilen, wenn auch ausgedünnten Takt" 

6:18 Uhr: Die Kollegin macht sich in Dortmund auf den Weg mit der Bahn nach Essen. Ihr erster Eindruck im Hauptbahnhof: Es ist relativ leer. Blick auf die Anzeigetafel: Der RE1 nach Hamm hat 25 Minuten Verspätung, die S1 nach Solingen 45 Minuten Verspätung, und der ICE nach Dresden 5 Minuten kommt später. Der Rest soll pünktlich abfahren. "Das sieht ziemlich normal aus", schreibt sie.

6:07 Uhr: Der Bahnverkehr ist auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof wieder angerollt - aber noch alles andere als störungsfrei. Von den 22 Zügen, die zwischen 6 und 6.30 Uhr dort starten sollten, sind sieben verspätet oder fallen aus.

5:31 Uhr: Der erste Blick auf die Autobahnen in NRW fällt positiv aus: Alles frei bislang. Gute Fahrt!

5:16 Uhr: Wer erwartet, dass pünktlich zum Streik-Ende alles wieder nach Plan rollt, wird enttäuscht. Die Bahn warnt ihre Kunden am Morgen weiter vor "Einschränkungen" und meldet: "Im Laufe des Morgens wird versucht, wieder einen stabilen, wenn auch ausgedünnten Takt in den Regional- bzw. S-Bahn-Verkehren herzustellen."

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5:08 Uhr: Entwarnung für die kommenden Tage: Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat am Wochenende eine siebentägige Streikpause angekündigt. §Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden und dass wir dort eine Pause einlegen von mindestens sieben Tagen", sagte er im ZDF-"heute journal".

70 Prozent der Fernzüge ausgefallen

4:57 Uhr: Ein erster exemplarischer Blick auf die Abfahrtstafel am Hauptbahnhof Essen: Drei Regionalzüge, die zwischen 4 und 5 Uhr starten hätten sollen, sind dort zurzeit noch verspätet. Die Fernzüge, die in der kommenden Stunde abfahren sollen, sind ohne Verspätung angezeigt; vor allem bei S-Bahnen der Linie 1 und 2 gibt es aber noch Verspätungen zwischen zehn und 20 Minuten durch "Streikauswirkungen".

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4:22 Uhr: Erste Bilanz der Bahn: Rund 70 Prozent der Fernzüge sind am Wochenende ausgefallen. Auch im Regionalverkehr fuhren die Züge nur nach Ersatzfahrplan.

4:00 Uhr: Jetzt ist der Streik offiziell beendet. Züge und Personal seien größtenteils wieder vor Ort. Bis etwa 9 Uhr könne es aber noch zu Ausfällen und Verzögerungen kommen, warnt die Deutsche Bahn.

Geduldsprobe für Urlauber und Fußballfans

Die GDL hatte am Freitagmorgen überraschend noch für denselben Tag zum 50-stündigen Ausstand aufgerufen. Der Streik traf die Kunden zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Am Wochenende begannen in sieben Bundesländern die Herbstferien, in NRW und Thüringen endeten sie.

Nicht nur Urlauber und Wochenendpendler hatten es schwer. Betroffen waren auch etliche Fußballfans, die eigentlich mit Sonderzügen zu den Auswärtsspielen ihrer Vereine hätten reisen sollen. Doch verzweifelte Fans waren an den Bahnhöfen nicht zu sehen. Die Vereine hatten empfohlen, per Bus oder Auto zu den Begegnungen zu reisen. Borussia Dortmund bot beispielsweise ein Forum für Mitfahrgelegenheiten an. Weil Hertha BSC einen Sonderzug gechartert hatte, konnten die Berliner Fans trotz Streiks per Bahn nach Gelsenkirchen reisen.

GDL hatte seit Freitag gestreikt - trotz Tarifangebot der Bahn 

Ein neues Tarifangebot der Bahn hatte die GDL am Freitag abgelehnt. Danach sollten die Lokführer eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten bekommen.

Bedingung der GDL für Tarifgespräche mit der Bahn ist es, neben den Lokführern auch für das übrige Personal wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Für diese Berufsgruppen führt die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aber die Gespräche.

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Dieser Anspruch laufe ins Leere, hieß es dazu von der Bahn. Unter den 4000 Streikenden seien rund 90 Prozent Lokführer gewesen, andere Berufsgruppen hätten kaum mobilisiert werden können: "Damit wird deutlich, dass der selbstgewollte Vertretungsanspruch der GDL für das Zugpersonal nicht greift." Die EVG selbst kritisierte die harte Linie der Konkurrenz-Gewerkschaft. Der Arbeitskampf wirke sich zunehmend negativ auf das Betriebsklima aus, hieß es in einer Mitteilung.

Dobrindt fordert Rückkehr an den Verhandlungstisch

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte Bahn und GDL erneut auf, den festgefahrenen Tarifkonflikt schnell zu entschärfen. "Wenn in Tarifverhandlungen konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte verhandelt werden", sagte er der "Bild am Sonntag".

Die Bahn sei das zentrale Verkehrsmittel in Deutschland mit Millionen Fahrgästen täglich. Tarifauseinandersetzungen wie Streiks seien ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, sagte Dobrindt. "Dazu gehört aber auch die Verpflichtung zum verantwortungsvollen Umgang damit, das heißt auch, die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten." (dpa/we)