Ruhrgebiet. . Zum Ferienende in Nordrhein-Westfalen werden viele Reisende vom Bahnstreik böse überrascht und müssen umplanen. Die Straßen werden voll, weil mehr Autos, mehr Laster, mehr Busse unterwegs sind. Und auch die Fußballfans müssen gucken, wie sie zum Auswärtsspiel kommen. Die Fan-Sonderzüge sind bereits abgesagt. Was tun?

Sie ist immer geflogen, jedes Mal, ständig. Rund 15-mal war Eva Simon so in Berlin, aber am Donnerstag – Sie ahnen, was jetzt kommt – am Donnerstag nahm sie ab Dortmund die Bahn. Und fuhr mit ICE in „eine missliche Lage“, so die 40-Jährige am Freitag: Denn sie bekommt in Berlin eine spezielle Behandlung, kann erst Samstag wieder zurück – doch Samstag kann sie nicht mehr zurück. Nicht mit dem Zug. Sie will dann ihre vielen Meilen nehmen und zur Lufthansa gehen. Ende offen. „Ich hoffe nur, dass die auf dem DB-Parkplatz in Dortmund nicht auch noch mein Auto abschleppen“, sagt Eva Simon. Nächstes Mal: fliegt sie wieder auf Berlin.

An diesem Freitag plant halb Deutschland um, das Deutschland, das Zug fährt. Fahren wollte. Die Pendler vom Wochenende. Die Urlauber. Die letzten Nordrheinländer und Westfalen etwa kommen jetzt heim, die Hessen reisen gerade erst ab. So klingen die Geschichten auf Facebook: „Wir können wegen des Streiks unsere Tochter nicht abholen, die wir nur sechs Wochen im Jahr sehen.“ „Besuch ist wieder aus dem Zug gestiegen und hat umgedreht, weil sie am Sonntag nicht zurückkommen.“ „Wenn wir Pech haben, ist unser erster (Mini)Urlaub seit zwei Jahren damit ins Wasser gefallen.“ Und viele mehr . . . Eine Million Menschen sitzt an einem normalen Wochenende in Fernzügen. Und fünf Millionen sitzen im roten Regionalverkehr.

Fernbus-Branche: „Es ist der pure Wahnsinn“

In den Touristen-Infos an der Nordsee helfen sie am Freitag, wo immer nötig: „Wir hatten eine Familie aus Gelsenkirchen da, die wäre mit dem Zug nicht mehr weggekommen, wir haben ihr Plätze im Fernbus verschafft“, sagt Sabine Fritsch in Bensersiel. Ihr Kollege Thomas Vodde auf Juist hat schon am Vormittag viele gesehen, die die Fahrpläne der Bahn studierten und früher abreisten als geplant; Vodde selbst blickt hingegen schon mal auf die Juister Montagsprobleme, die gerade aufziehen: „Viele Gäste werden erst verspätet ankommen, das bedeutet große Unzufriedenheit.“

Auch interessant

Fest steht: Samstag und Sonntag brauchen Sie Zeit, wenn Sie weg wollen. Am Bahnhof, wo durchaus ja einige Züge fahren. Auf der Autobahn, wo mehr Autos unterwegs sein werden, mehr Laster, ja sogar mehr Busse: Denn nachdem die Fernbus-Branche am Freitag geschunkelt hat, so begeistert war sie von den vielen Buchungen, hat sie auch noch Busse nachgeordert. „Es ist der pure Wahnsinn“, sagt Matthias Schröter, der Sprecher des „Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer“. Auch die Kollegen Spediteure erwarten etwas Ähnliches: „Unternehmen versuchen sicherlich, auf die Straße auszuweichen, wenn die Ware am Montag beim Empfänger sein muss.“

Für den Flughafen ausreichend Zeit einplanen

Viele der Menschen, die am Wochenende in Düsseldorf starten oder landen, müssen sich ebenfalls umorientieren. 139.000 Gäste erwartet der Flughafen an den beiden Tagen, von denen reist nach aller Erfahrung ein Fünftel mit der Bahn an oder ab – etwa 28.000 also. „Das Wichtigste ist: Jeder sollte sich über Alternativen informieren und ausrechend Zeit einplanen“, sagt Flughafen-Sprecher Christian Hinkel.

Auch interessant

Was für Fluggäste gilt, gilt natürlich auch für Fußballfans: Denn die drei Sonderzüge, die am Samstag Bundesliga-Spiele ansteuern sollten, sind abgesagt. Jetzt müssen mit dem Auto die Leverkusener nach Stuttgart und die Gladbacher nach Hannover. Und die Dortmunder nach Köln. Das macht die Lage für die Polizei unübersichtlicher, aber Köln gegen Dortmund „ist ja kein Hochrisikospiel“, sagt Polizeisprecher André Faßbender: „Wir hoffen nur, dass nicht jeder versucht, bis vors Stadion zu fahren.“

Über 5000 Dortmunder werden in Köln erwartet, „in unseren Foren bilden sich bereits Mitfahrgemeinschaften“, sagt Torsten Schild aus der Fanabteilung. Und blickt dann voraus in die nächste Woche: „Ich hoffe, dass wir in der kommenden Woche beim Spiel in Istanbul nicht von einem Streik der Piloten betroffen sind . . .“