Dortmund. Der aus dem Dortmunder Landgericht geflüchtete Häftling ist möglicherweise längst außer Landes. Die Polizei fahndet weiter nach dem Mann, der am Donnerstag nach einer Gerichtsverhandlung entkommen konnte, weil eine Zellentür nicht abgeschlossen war. Eine weitere Tür hatte er aufgebrochen.
Die Pannenserie in der nordrhein-westfälischen Justiz reißt nicht ab: Nach der erneuten Flucht eines Gefangenen fahndet die Polizei mit Nachdruck nach dem vorbestraften Gewalttäter. „Er ist noch auf der Flucht“, sagte ein Polizeisprecher am Samstag in Dortmund. Die Polizei schließt nicht aus, dass der Mann über die Landesgrenzen geflohen ist. Er war am Donnerstag im Dortmunder Landgericht getürmt, was das Gericht allerdings erst am Freitag bekannt gab. Nach der Übergabe des Mannes an die Wachtmeisterei war eine Zellentür nicht abgeschlossen worden.
Der Häftling konnte eine weitere Tür aufbrechen und gelangte durch das Haupthaus im Landgericht nach draußen. Das Landgericht spricht vom einem „Kommunikationsfehler“. Der Angeklagte war von der Justizvollzugsanstalt Dortmund durch einen unterirdischen Tunnel in den Zellentrakt des Landgerichts geführt worden.
Er ist wegen zahlreicher Diebstähle angeklagt. Er soll Fahrkartenautomaten aufgebrochen und in Geschäftsräume und Wohnungen eingebrochen sein. Zudem sollen mehrere gestohlene Krafträder auf sein Konto gehen. Man habe sofort weitere Maßnahmen ergriffen, um weitere Vorfälle künftig auszuschließen, hieß es in einer Mitteilung des Gerichts.
NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) in der Kritik
In diesem Jahr konnten sich bereits drei Insassen in der JVA Bochum der Bewachung entziehen. Ein 47 Jahre alter Häftling war Ende Januar beim Putzen des Besucherkontrollraums durch ein mit Panzerglas gesichertes Fenster geflohen, das er aufgrund eines schwerwiegenden Baumangels öffnen konnte. Wochen zuvor hatte ein als gefährlich eingestufter Häftling die Gitterstäbe seines Fensters durchgesägt und war aus seiner Zelle verschwunden. Stundenlang versteckte er sich auf dem JVA-Dachboden.
Mitte Februar war ein dritter Gefangener bei einem Krankenhausaufenthalt geflüchtet und noch am selben Tag wieder geschnappt worden. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) war in die Kritik geraten und hatte den Leiter der JVA Bochum entlassen. "Serienweise sind seit Anfang dieses Jahres Häftlinge aus dem Bochumer Gefängnis ausgebrochen und entwichen", sagte der nordrhein-westfälische CDU-Fraktionsvize Peter Biesenbach am Samstag in Düsseldorf. "Die neuerliche Entweichung bestätigt, dass Minister Kutschaty offenbar überfordert ist." Nach den vergangenen Ausbrüchen habe Kutschaty mehr Sicherheit und Transparenz versprochen. "Geliefert hat er nicht", erklärte Biesenbach. (dapd)