Frankfurt/Main. Jedes vierte Herz, jede dritte Leber und jede zweite Bauchspeicheldrüse werden offenbar direkt von Krankenhäusern an selbst ausgesuchte Patienten vergeben. Nach einem Medienbericht werden viele Spenderorgane an der offiziellen Warteliste vorbei vergeben.
In Deutschland werden zahlreiche Spenderorgane anscheinend an der offiziellen Warteliste vorbei transplantiert. Die „Frankfurter Rundschau“ berichtete, laut Zahlen aus dem Bundesgesundheitsministerium werde jedes vierte Herz, jede dritte Leber und jede zweite Bauchspeicheldrüse direkt von den Kliniken an selbst ausgesuchte Patienten verteilt. 2002 habe der Anteil dieses sogenannten beschleunigten Vermittlungsverfahrens bei Herz, Leber und Bauchspeicheldrüse noch bei weniger als zehn Prozent gelegen.
Das Verfahren soll dem Blatt zufolge für die Vermittlung der Organe älterer oder kranker Spender angewendet werden, für die es nur wenige geeignete Empfänger gibt. Experten hätten immer wieder den Verdacht geäußert, bei diesem Verfahren würden Organe „kränker“ dargestellt, um das bestehende System der Organverteilung zu unterlaufen, schrieb die Zeitung.
"Verfahren muss transparent gemacht werden"
Der Grünen-Gesundheitsexperte Harald Terpe nannte die Zahlen erklärungsbedürftig. Das Verfahren müsse transparent gemacht und von einer unabhängigen Einrichtung evaluiert werden. „Nach den Ereignissen in Göttingen und Regensburg müssen wir alles tun um sicherzugehen, dass nicht auch an anderer Stelle manipuliert wird“, sagte er der Zeitung.
Ein Oberarzt, der an den Universitätskliniken beider Städte gearbeitet hat, soll Krankenakten manipuliert haben, um Patienten auf der Warteliste für Spenderorgane ganz vorn zu platzieren. (dapd)