Regensburg. Seit 2006 lag bayrischen Ministerien ein Prüfbericht der Bundesärztekammer vor, in dem auf Unregelmäßigkeiten bei einer Leber-Tranplantation in Regensburg hingewiesen wurde. Der darin verwickelte Arzt ist auch für die gefälschten Patienten-Daten an der Göttinger Uni-Klinik verantwortlich.
Bayerische Behörden sind schon seit Jahren über einen Verstoß gegen das Transplantationsgesetz am Regensburger Universitätsklinikum informiert. Eine Sprecherin des bayerischen Wissenschaftsministerium bestätigte einen Bericht des NDR-Politikmagazins "Panorama 3" vom Samstag, wonach 2006 mehreren bayerischen Ministerien ein bislang unveröffentlichter Bericht der Prüfungskommission der Bundesärztekammer zugestellt wurde. Die Sprecherin betonte, man sei damals von einem Einzelfall ausgegangen.
Angaben des Magazins zufolge hatten der chirurgische Direktor und ein Oberarzt der Klinik im Jahr 2005 eine Leber in Jordanien transplantiert. Die Ärzte sollen das Organ über "Eurotransplant" erhalten und dabei falsche Angaben gemacht haben. Demnach wurde der Vermittlungsstelle mitgeteilt, die betroffene Patientin liege in der Klinik in Regensburg. Erst wenige Stunden vor der Operation sei dies richtig gestellt worden. Ob ein anderer Patient auf der bundesdeutschen Warteliste dadurch geschädigt wurde, konnte die Prüfkommission nicht feststellen.
Handreichung für Unikliniken
Der Bericht der Prüfungskommission soll seit Dezember 2006 unter anderem dem bayerischen Sozial-, Justiz- und Wissenschaftsministerium vorliegen. Die Ministeriumssprecherin wies allerdings die Darstellung zurück, wonach der Bericht bei den Behörden keine Konsequenzen nach sich gezogen habe. Als Reaktion auf den Vorfall habe das Uniklinikum gemeinsam mit den zuständigen Ministerien sowie mit der Bundesärztekammer Richtlinien für die Tätigkeit von Mitarbeitern der Universitätskliniken im Ausland erarbeitet. Eine überarbeitete Fassung der Richtlinien aus dem Jahr 2010 sei allen bayerischen Universitätskliniken als Handreichung zur Verfügung gestellt worden.
Ein ehemaliger Oberarzt am Uniklinikum Regensburg wird verdächtigt, dort 2004 bis 2006 Patientendaten gefälscht zu haben, um den Schwerkranken bevorzugt zu einer Lebertransplantation zu verhelfen. Der Mediziner wechselte 2008 an das Uniklinikum nach Göttingen, wo er auch Daten von Aspiranten für eine Lebertransplantation gefälscht haben soll. Er ist dort mittlerweile suspendiert. Sein ehemaliger Vorgesetzter in Regensburg ist inzwischen beurlaubt, weil er möglicherweise seiner Kontrollpflicht nicht ausreichend nachgekommen ist.
Chefarzt nimmt Kollegen in Schutz
Laut "Focus" spielte dieser Chefarzt die mutmaßlichen Manipulationen seines ehemaligen Oberarztes noch Ende Juli herunter. Er soll Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie versichert haben, nur in einem einzigen Fall der jordanischen Patientin sei es zu einem Fehler bei der Meldung des Wohnorts gekommen. Der Chefarzt verteidigte den Angaben zufolge seinen Kollegen als hervorragenden Operateur. (dapd)