Düsseldorf. Apothekerinnen und Apotheker fordern mit bundesweitem Protest mehr Honorar und weniger Bürokratie. Hohe Belastung auch durch Liefer-Engpässe.

  • Mehr als 85 Prozent der Apotheken in NRW sind am Mittwoch (14. Juni) geschlossen.
  • Apotheker protestieren wegen Lieferengpässen bei Medikamenten und Honorarkürzungen.
  • Wo man Mittwoch trotzdem Rezepte einlösen kann und frei verkäufliche Medikament bekommt.

Viele Kundinnen und Kunden von Apotheken dürften an diesem Mittwoch, 14. Juni, vor verschlossenen Ladentüren stehen: Mehr als 85 Prozent der Apotheken an Rhein und Ruhr sind laut einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) an einem „bundesweiten Protesttag“ beteiligt und prangern mit einem Streik die Lieferengpässe bei Medikamenten und einen „Honorarstillstand“ an.

„Die Liste der Medikamente mit Lieferengpässen umfasst aktuell etwa 500 Arzneien, im vergangenen Jahr waren es noch 300“, sagte Thomas Preis, der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, dieser Redaktion. Der Mangel betreffe weiterhin vor allem Herzmedikamente, Antibiotika, Fiebersäfte für Kinder, Cholesterinsenker, Psychopharmaka und Krebsmedikamente.

Immer weniger Apotheken in Deutschland und in NRW

Beim Protesttag an diesem Mittwoch geht es auch um die Apothekenschließungen. Allein im Jahr 2022 sank ihre Zahl in NRW um 94 auf 3804. Im Jahr 2009 seien laut Preis in NRW noch rund 4700 gezählt worden. Bundesweit gibt es noch rund 18.000 Apotheken.

Unzufrieden sind die Apothekerinnen und Apotheker nicht nur mit den Lieferengpässen, sondern auch mit diversen Honorarkürzungen, steigenden Energiekosten und der hohen Inflation. Der Zorn der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände richtet sich gegen die Bundesregierung. Die habe den Protesttag durch jahrelanges Nichtstun regelrecht provoziert, meint ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.

Beim Thema Honorare bleibt Karl Lauterbach (SPD) hart

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den Forderungen der Verbände nach höheren Honoraren gerade erst eine harte Absage erteilt. „Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Zahlreiche Mediziner unterstützen den Protest der Pharmazeuten ausdrücklich: „Die Medikamentenlieferung an die Apotheken gleicht einem Glücksspiel“, erklärte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken, in einer Mitteilung. Die Konsequenzen für die Arztpraxen seien weitreichend. „Oft werden grundlegende Medikamente einfach nicht geliefert“, kritisiert Funken. „Das zieht für viele Patienten eine Umstellung der Medikation nach sich – insbesondere für chronisch Kranke ist dies unzumutbar.“

Der Apotheken-Notdienst kümmert sich am Mittwoch

In Düsseldorf ist am Mittwoch eine Großdemonstration geplant, an der sich Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Deutschland beteiligen wollen und zu der rund 5000 Teilnehmende erwartet werden.

Wer ein frei verkäufliches Medikament benötigt oder ein Rezept einlösen möchte, der muss sich an diesem Tag an Notdienst-Apotheken wenden. Info unter www.apothekennotdienst-nrw.de. „Keiner bleibt unversorgt“, verspricht Thomas Preis. Rezepte für nicht dringend benötigte Arzneien sollten aber möglichst vor oder erst nach dem Protesttag in der Apotheke vorgelegt werden.

So berichten unsere Lokalredaktionen:

Von wann bis wann haben die Notfall-Apotheken geöffnet?

Die Notdienstschichten sind jeweils von 9 Uhr am Vortag bis 9 Uhr am Folgetag vergeben.

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