Essen. Corona macht Druck auf die Städte, ihre Schulen digitaler auszustatten – doch von Stadt zu Stadt unterscheidet sich das Tempo erheblich. Wieso?
Unterricht in der Schule – und doch auf Abstand mit dem Laptop: Ab dem 1. Februar können Schülerinnen und Schülern in NRW auch in der Schule am Distanzunterricht teilnehmen. Wer „nicht zielgerichtet“ zuhause arbeiten kann, darf sein „Homeschooling“ in den Klassenraum verlegen, heißt es in einer Schulmail.
Insgesamt hat sich die digitale Lehre vielerorts eingespielt, nicht zuletzt, weil die Städte ihre Schulen mit Laptops ausstatten. Während im Sommer noch viele Städte hinterherhinkten, zögerlich oder nicht im vollen Umfang auf Fördermittel wie den Digitalpakt zugriffen, haben mittlerweile viele Kommunen aufgeholt. Doch längst nicht in jeder Kommune ist die Schuldigitalisierung so zügig fortgeschritten.
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„Es gibt gut ausgestattete Schulen und solche mit hohem Nachholbedarf“, sagt Philipp Stempel vom Städte- und Gemeindebund NRW. Hauptursache für die unterschiedlichen Fortschritte in der Schuldigitalisierung liegen laut dem kommunalen Spitzenverband in der finanziellen Ausstattung der Städte: „Der Unterschied zwischen armen und reichen Kommunen droht gerade durch Corona weiter auseinanderzuklaffen.“
NRW-Kommunen kämpfen mit Förderanträgen
Auch die Hürde aufwendiger Antragsverfahren für die Förderpakete von Land und Bund könnten einzelne Kommunen ausbremsen. Sowohl das Land als auch der Bund bieten finanzielle Unterstützung für die digitale Infrastruktur und Ausstattung der Schulen. „Wie kleinteilig diese Förderanträge manchmal sind und welchen Verwaltungsaufwand sie produzieren – dafür haben vielfach kleinere oder ärmere Kommunen gar nicht das Personal“, sagt Stempel.
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„Außerdem ist mir von mehreren Kommunen zugetragen worden, dass sie vom Hersteller der Geräte immer wieder vertröstet werden. Es hat nicht Wochen, sondern Monate gedauert, bis eine Lieferung ankam“, erklärt Stempel, „in einigen Fällen sind die Geräte immer noch nicht da, weil die ganze Welt plötzlich ein bestimmtes Produkt nachfragt.“
Leer gefegter Markt für iPads
Von Lieferverzögerungen und einer „extrem angespannten Marktsituation“ berichtet auch eine Sprecherin der Stadt Dortmund: „Die Vertragspartner benennen dafür Produktions- und Logistikengpässe.“
Seit Mitte November 2020 seien rund 4150 mobile Endgeräte an Dortmunder Schulen ausgeliefert worden, bis Anfang April 2021 soll die Lieferung der weiteren Geräte an alle allgemeinbildenden Schulen erfolgen: „Insgesamt stehen den Schulen der Stadt Dortmund ab April 2021 dann circa 30.000 mobile Endgeräte zur Verfügung.“
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Auch Gelsenkirchen hat die Sofortprogramme des Landes bereits voll ausgeschöpft: rund 1,5 Millionen Euro für Lehrer-Geräte und drei Millionen Euro für Schüler-Geräte. Auch der Gelsenkirchener Referatsleiter für Bildung, Klaus Rostek, hält den Verwaltungsaufwand bei der Beantragung von Fördergeldern für eine entscheidende Hürde.
Die Stadt habe insgesamt 12.406 iPads bestellt, die bis auf 2000 Geräte bereits geliefert worden seien. In Gelsenkirchener Schulen waren am Montag aber erst 3.319 iPads eingetroffen. Ziel sei es, so der Referatsleiter, alle Geräte bis Ende Januar an die Schulen zu verteilen.
Logistik-Problem verzögert Tablet-Auslieferung in Bochum
Neben Lieferengpässen und Finanzierungsproblemen können auch technische und logistische Schwierigkeiten kommunale Maßnahmen zur Schuldigitalisierung ausbremsen.
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Bochumer Schulen sollten 2020 und 2021 je rund 9000 Tablets erhalten, Anfang Dezember teilte die Stadt Bochum mit, die Auslieferung werde sich verzögern. Grund dafür seien Schwierigkeiten bei technischen Vorbereitung der Geräte auf ihren Einsatz. „Bei den Tablets gab es zum Beispiel ein logistisches Problem, genauer gesagt bei der Grundkonfiguration. Das lösen wir gerade“, erklärt Bochums Schuldezernent Dietmar Dieckmann. (-> Lesen Sie hier: Auslieferung von Laptops verzögert sich in Bochum)
„Wenn alles gut läuft, sind Ende 2021 rund 16.000 Geräte, darunter rund 3400 für Lehrerinnen und Lehrer, an den Schulen“, sagt Dieckmann. 9200 Geräte würden für bedürftige Schülerinnen und Schüler in Bochum benötigt, so Dieckmann. Die Landesförderung reiche aber nur für rund 6000 Geräte. Für die Wiederbeschaffung und den IT-Support müsse die Stadt selbst aufkommen. (-> Lesen Sie hier: Bochumer Schuldezernent im WAZ-Interview)
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Philipp Stempel vom Städte- und Gemeindebund NRW sieht in eben dieser Frage – der Wartung der IT-Infrastruktur – einen weiteren Grund für die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der Digitalisierung.
„Kommunen sind auch deshalb zurückhaltend, weil sie genau wissen: Es geht nicht nur um die Ausstattung mit Endgeräten, es hängt noch jede Menge daran“, sagt Stempel, „Wir müssen Cybersicherheit aufbauen, die Geräte müssen administriert werden. Wir müssen Personal dafür organisieren, deren Finanzierung bis heute völlig ungeklärt ist.“ Auch deshalb forderten Kommunen seit langem, das Schulgesetz dem digitalen Zeitalter anzupassen.
NRW-Schulministerium verweist auf Schulträger
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„Es bedarf zeitnah einer Verständigung zwischen Bund, Ländern und Kommunen,“ heißt es auch aus dem NRW-Schulministerium. Eine solche Absprache sei nötig, um die Finanzierung von Digitalisierungsmaßnahmen zu „verstetigen“.
Bei der Frage nach den unterschiedlich großen Fortschritten verweist das Ministerium auf die Schulträger: Die würden ihrer Digitalisierungs-Aufgabe abhängig von „vor Ort festgelegten politischen Prioritätensetzungen“ nachgehen. Von Land und Bund würden die Schulträger dabei mit „erheblichen finanziellen Mitteln“ unterstützt.