Bochum. Der digitale Unterricht bringt Eltern aus Bochum an ihre Grenzen. Der Zustand sei eine “Katastrophe“. Lehrer kritisieren vor allem eines.

"Katastrophe", so beschreiben gleich drei Mütter aus Bochum die ersten Tage des digitalen Lernens. Der Lockdown bringt gerade die Eltern der jüngeren Schüler an ihre Grenzen. Gleichzeitig sind sie motiviert, ihr Bestes zu geben - im eigenen Job und als Lehrende für die Kinder. Die Situation an den Schulen ist verglichen mit dem ersten Lockdown im März etwas entspannter - Schulleiter kritisieren jedoch eine mangelhafte technische Ausstattung.

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"Zwei Grundschulkinder in der zweiten und dritten Klasse. Ich habe anders gelernt und auch die Rechtschreibung ist anders. Andere Sachen zu Hause sind interessanter und ständig der Kampf, die Konzentration auf die Schulsachen zu lenken", schildert Mutter Anne Wolf aus Grumme. Sie macht klar: "Distanzunterricht schön und gut, aber für Grundschüler nicht umsetzbar. Sie bleiben auf der Strecke."

Digitaler Unterricht in Bochum: "Lehrerberuf hat Daseinsberechtigung"

So wie ihr geht es vielen Müttern und Vätern in Bochum. Sie sind besorgt und befürchten, dass sie es nicht schaffen, den Kindern das zu beizubringen, was ihnen Lehrerinnen und Lehrer in der Schule vermitteln würden. "Der Lehrerberuf hat tatsächlich seine Daseinsberechtigung. Das fällt nun jetzt einfach nur verstärkt auf", sagt Bochumer Alexander Klein.

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Mutter Jeanette Stodt sieht das ähnlich: "Ich finde, das ist eine Katastrophe und habe Sorgen, dass den Kindern wirklich viel Stoff in der Zukunft fehlen wird." Ihre Tochter konnte ihre Aufgaben zuerst gar nicht runterladen, weil die Schulplattform "IServ" nicht funktionierte. Im Nachhinein habe es dann sehr viele Aufgaben gegeben, die alle selbstständig bearbeitet werden mussten. "Ich dachte irgendwie, dass der Distanzunterricht viel besser vorbereitet wurde und war eigentlich dafür", so Stodt.

Eltern leiden unter Doppelbelastung

Neben der Sorge, den Kindern nicht gerecht werden zu können, leiden Eltern in diesen Tagen unter einer starken Doppelbelastung: "Mein Mann und ich arbeiten beide. Da kann man nicht mit den Kindern um 8 Uhr vor dem Laptop sitzen. Auf den Zwölfjährigen muss man sich irgendwie verlassen und die Siebenjährige muss warten, bis ich am Nachmittag zu Hause bin", erklärt sie. Dann wenn alle anderen spielen, muss sie ihre Schulaufgaben machen - mit schlechter Laune.

Maike Müller (19) besucht die die 13. Klasse der Gesamtschule in Weitmar, macht in diesem Jahr ihr Abitur. Ihr Fazit: "Es klappt." Das Lernen des Unterrichtsstoffs funktioniere auch online. "Nur in Mathe ist es etwas schwieriger. Und es ist schon anstrengend, den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen", meint Maike. Auch wenn sie die Maßnahmen nachvollziehen kann, hatte sie trotzdem gehofft, dass der Unterricht zumindest teilweise weiter in Präsenz stattfindet - zum Beispiel in kleineren Gruppen. "Mit Blick auf unser Abitur", so die Schülerin.

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Ihr Unterricht findet über die Plattform "Microsoft Teams" statt, über die sowohl Chats und Video-Telefonate als auch der Austausch von Anhängen funktioniert. "Die meisten haben eine gute Internetverbindung. Wer kein Tablet und keinen Laptop hat, kann sich einen über die Schule leihen", berichtet Maike. Sie hat Unterricht nach Stundenplan, weiß von Freundinnen und Freunden anderer Schulen aber auch, dass das nicht überall in Bochum der Fall ist. "Da findet zum Teil nur eine Stunde am Tag statt."

Schlechte technische Ausstattung der Schulen in Bochum

Generell: Die technische Ausstattung an den Schulen lässt zu wünschen übrig. "Das große Problem ist, dass wir nicht an das schnelle Internet angeschlossen sind", sagt Ursula Tetzlaff, Leiterin der Realschule Höntrop. Ansonsten laufe es ganz gut. "Wir haben es vor den Ferien noch geschafft, ,Microsoft Teams' zu installieren", so Tetzlaff. Das Programm könne auch auf dem Handy genutzt werden, sodass ein Großteil der Schüler Zugriff habe. "Zudem können Lehrerinnen und Lehrer Feedback geben, worüber sich die Schülerinnen und Schüler sehr freuen."

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"Unsere Schule ist bestens saniert, wir haben aber kein WLAN", kritisiert Bernhard Arens, Schulleiter des Theodor-Körner-Gymnasiums, ebenfalls. Es müsse noch konfiguriert werden. Derzeit sorgen Lehrerinnen und Lehrer über private Laptops und Tablets dafür, ihre Schülerinnen und Schüler mit Material zu versorgen. "Verglichen mit der Situation im März ist die Situation aktuell gut", sagt Arens. Trotzdem: Den Präsenz-Unterricht ersetze das Digitale nicht.

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