Düsseldorf. Ab 1. Februar gibt es eine Notbetreuung bis zur Klasse 13. Angebot für alle Schüler, die nicht zu Hause am Distanzunterricht teilnehmen können.

  • Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen sollen ab dem 1. Februar in der Schule am Distanzunterricht teilnehmen können, wenn es ihnen von zu Hause aus nicht möglich ist, den Unterricht zielgerichtet wahrzunehmen. Präsenzunterricht finde aber nicht statt, heißt es in einer Schulmail.
  • Grundsätzlich gilt bis zum 12. Februar Distanzunterricht. Auch Klassenarbeiten sollen weiter nicht stattfinden.
  • Im Landtag stand am Donnerstag die NRW-Schulpolitik im Mittelpunkt. In einer hitzigen Debatte warf die Opposition der Landesregierung Konzeptlosigkeit vor.
  • Die Grünen wollen das Zentralabitur aussetzen und fordern ein Nachhilfeangebot in den Ferien. Schulen sollen eigene Abschlussprüfungen stellen.
  • Die SPD-Fraktion fordert kostenlosen Internetzugang für alle Schülerinnen und Schüler. Auch "WLAN-Patenschaften" seien denkbar.

Die Landesregierung weitet ihr Angebot zur Betreuung von Schülern in NRW aus. Ab dem 1. Februar sollen Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen und Klassen, die Möglichkeit erhalten, in der Schule am Distanzunterricht teilzunehmen. In einer neuen Schulmail von Donnerstag heißt es, dass sich das Angebot an diejenigen richtet, die den Distanzunterricht zu Hause und "ohne Begleitung nicht zielgerichtet wahrnehmen können."

Die Teilnahme ist freiwillig, das Angebot kann aber nicht von den Eltern selbst initiiert werden, heißt es in der Mail. Unter Aufsicht von Lehrpersonal, das nicht im Distanzunterricht eingesetzt ist, können Schüler in den Räumen der Schule am Unterricht aus der Ferne teilnehmen. Ein zusätzlicher Präsenzunterricht finde für sie in der Schule nicht statt. Bisher gab es in NRW solch ein Betreuungsangebot nur für die Klassen 1-6.

Grundsätzlich wird der Distanzunterricht in NRW zunächst bis 12. Februar fortgesetzt. In dieser Zeit sollten keine Klassenarbeiten und Klausuren geschrieben werden, heißt es in der Mail weiter.

Opposition wirft Landesregierung Konzeptlosigkeit bei Schulbetrieb vor

Die Corona-Schulpolitik in NRW stand auch in der Landtagsdebatte auf der Tagesordnung. SPD und Grüne warfen der schwarz-gelben Landesregierung vor, keine Konzepte für den weiteren Schulbetrieb in der Corona-Pandemie zu haben. Die Schulministerin lasse Schüler, Eltern und Lehrkräfte „mit ihren ungelösten Problemen und offenen Fragen zum Distanzunterricht alleine, so der schulpolitische Sprecher Jochen Ott von der SPD. Ebenfalls vermisst die Opposition eine systematische Vorbereitung für die Zeit nach dem 14. Februar. Die aktuelle Schulpolitik lebe "von der Hand in den Mund. Regieren Sie endlich", forderte Ott.

Des weiteren beklagte er, dass der fehlende menschliche Kontakt Schülerinnen und Schüler zermürbe. "Viele werden ein halbes Jahr nicht in der Schule gewesen sein. Sie müssen endlich anerkennen, dass dies kein normales Schuljahr ist", sagte Ott. Die SPD forderte deshalb, die Kinder in den Blick zu nehmen und eine Betreuung auch über die sechsten Klassen hinaus zu ermöglichen, auch um die Eltern zu entlasten: "Was gerade zuhause abläuft, ist der absolute Wahnsinn. Nach fünf Wochen Homeoffice und Homeschooling sind viele an der Grenze."

Landtag lehnt SPD-Antrag für kostenlosen Internetzugang ab

Um den derzeitigen Distanzunterricht allen Schülerinnen und Schülern problemlos zu ermöglichen, forderte die SPD zudem einen kostenlosen Internetzugang, etwa in Form von SIM-Karten für Smartphones oder Tablets. Die Kosten sollen Bund und Länder tragen. Auch „WLAN-Patenschaften“ kann sich die Fraktion der Sozialdemokraten vorstellen. Demnach könnten Bürgerinnen und Bürger Nachbarskindern Gastzugänge ermöglichen, sodass diese das Internet für den digitalen Unterricht nutzen können. Dem Eilantrag schlossen sich Nur SPD und Grüne an, die Mehrheit des Plenums lehnten den Vorstoß ab.

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Auch von den Grünen gab es massiv Kritik. Schulexpertin Sigrid Beer sagte: „Wir brauchen Verlässlichkeit für dieses Schuljahr.“ Niemand gehe davon aus, dass die Schulen nach Mitte Februar wieder in den Präsenzunterricht gehen könnten. Schon das jetzt endende erste Schulhalbjahr sei für viele Schüler wegen der Corona-Pandemie von Quarantäne-Zeiten und Unterrichtsausfällen geprägt gewesen. Dass der derzeitige Distanzunterricht zudem eine „unterschiedliche Qualität“ habe, „gehört auch zur Wahrheit“, so Beer.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hatte am Dienstag verkündet, dass Nordrhein-Westfalen vorerst bis 12. Februar am Distanzunterricht festhält. „Wir brauchen mit Blick auf die Mutationen noch etwas Zeit“, sagte die FDP-Politikerin. In der Debatte zeigte sich die FDP-Ministerin erneut offen für umfassende Wechselmodelle von Präsenz- und Distanzunterricht.

Präsenzunterricht für Gebauer weiter "erste Wahl"

Wenn Schulen und Verbände damit durch die nächsten Wochen kommen wollten, „dann kann es selbstverständlich auch Wechselmodelle geben.“ Das gehe aber nicht isoliert nur in einer Stadt, sondern müsse nach fairen Regeln für alle Schulen in NRW erfolgen.

Nach wie vor sei aber Präsenzunterricht für sie die „erste Wahl“, so Gebauer weiter. Denn „ehrlicherweise“ bedeute auch ein Wechselmodell für die Hälfte der Schüler Distanzunterricht. Die Ministerin betonte, es nicht zuzulassen, "dass das Virus grundlegende Rahmenbedingungen für Schule und damit für das soziale Miteinander von Millionen von Schülern, Lehrkräften und Eltern verändert."

Corona und Schule: NRW-Grüne wollen Zentralabitur aussetzen lassen

Vor allem von der Grünen-Fraktion musste sich Gebauer einiges anhören. „Der Versuch, das Mantra des absoluten Präsenzunterrichts aufrechtzuerhalten, ist angesichts der Infektionszahlen gescheitert.“ Damit spielen die Grünen auf das Zögern Gebauers vor Weihnachten an. Die Ministerin hatte versucht, den Schulbetrieb im Präsenzunterricht möglichst lange aufrecht zu erhalten.

Musste sich in der Landtagsdebatte wieder einmal einiges anhören: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).
Musste sich in der Landtagsdebatte wieder einmal einiges anhören: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). © Federico Gambarini / dpa

In der hitzigen Debatte gerieten Gebauer und Beer aneinander. Die Grünen-Abgeordnete warf Gebauer vor, in der Regierung eine „lame duck„ (lahme Ente) zu sein. Die Ministerin verwies auf ihre Leistungsbilanz von der „geräuschlosen Umstellung“ vom G8 auf G9 an den Gymnasien bis zum Ende der „Grabenkämpfe“ um die Inklusion. Die rot-grüne Schulpolitik hingegen sei seinerzeit von „Totalversagen“ und „schulpolitischer Depression“ geprägt gewesen.

Nur Grüne und SPD für Aussetzung des Zentralabiturs

In ihrer Beschlussvorlage zur Debatte fordern die Grünen, das Zentralabitur auszusetzen. Schulen sollen stattdessen eigene Abschlussprüfungen stellen dürfen. Außerdem sprechen sich die Grünen für zeitlich gestaffelte Prüfungen aus. Sie wollen "individuelle Zeit für die, die mehr Zeit brauchen." Sie schlagen etwa unterschiedliche Prüfungstermine vor, so die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion in der Landtagsdebatte. "Ein Studium kann auch zum Sommersemester begonnen werden und eine Ausbildung im Februar."

Grüne setzen sich für Nachhilfe in den Ferien ein

Zudem setzen sich die Grünen für eine Nachhilfe für Schüler in den Ferien ein. Der lange Lockdown könne bei den Schülern große Lücken verursachen. "Reichere Familien finanzieren Nachhilfestunden, sozial benachteiligte Kinder aber brauchen dringend eine staatlich organisierte Nachhilfe“, begründete Sigrid Beer von der Grünen-Fraktion den Vorschlag. Nachhilfe dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.

Beer schlug vor, dass insbesondere benachteiligte Kinder ein Angebot der Schulen bekommen und vor Ort in kleinen Gruppen unterrichtet werden. Die Auswahl müssten Lehrer und Schulsozialarbeiter zusammen mit den Eltern treffen. Finanzieren will Beer das Programm aus dem Haushalt. 70 Millionen Euro für Ferienprogramme seien noch nicht abgerufen. "Hinzu kommen 200 Millionen Euro, die übrig sind, weil Lehrerstellen nicht besetzt werden können“, sagt die Landtagsabgeordnete. Auch diesen Antrag lehnte die Mehrheit der Abgeordneten ab.

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Der AfD-Schulpolitiker Helmut Seifen nannte Schulschließungen unverantwortlich und rücksichtslos. „Entlassen Sie die Kinder endlich aus ihren Gefängnissen und geben Sie ihnen die Freiheit zurück“, sagte er.

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