Shanghai. Russland hat mit China einen neuen Partner für sein lukratives Gasgeschäft gefunden. Die beiden staatlichen Unternehmen schlossen einen langfristigen Vertrag bis zum Jahr 2048. Dieser Deal könnte die Position von Russland im Streit um Gaslieferungen mit der Ukraine und der EU stärken.
Nach jahrelangen Verhandlungen haben Russland und China einen Gasvertrag unterzeichnet, der über 30 Jahre Lieferungen im Wert von umgerechnet 290 Milliarden Euro vorsieht. Staatliche Energiekonzerne beider Länder schlossen den Deal beim Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Shanghai.
Wie der Chef des russischen Staatsunternehmens Gazprom, Alexej Miller, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge sagte, liefert sein Konzern dem chinesischen Partner CNPC ab 2018 mindestens 38 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. CNPC bestätigte die Vereinbarung. Die Gazprom-Aktie legte an der Moskauer Börse direkt um einen Prozentpunkt zu.
Miller sagte: "Das ist ein großer Vertrag für Gazprom. Solch einen Kontrakt gibt es mit keinem anderen Unternehmen."
Deal kann Russlands Position stärken
Eine entsprechende Absichtserklärung hatte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vor rund einem Jahr bei seinem Antrittsbesuch in Moskau ausgehandelt. Anschließend konnten sich die Unterhändler jedoch nicht auf einen Lieferpreis einigen. Gazprom-Chef Miller wollte auch am Mittwoch keine näheren Angaben zum Preis machen.
Beobachter hatten vermutet, dass der Ukraine-Konflikt Russland zu weitreichenden Zugeständnissen in den Verhandlungen mit China bringen könnte. Denn Moskau ist wegen der Sanktionsdrohungen der USA und der Europäischen Union auf der Suche nach neuen Abnehmern für sein Erdgas.
Das neue Abkommen in Shanghai könnte andererseits nun Putins Position im Gasstreit mit der Ukraine und der EU stärken. Für nächsten Montag ist ein weiteres Spitzengespräch zwischen EU, Ukraine und Russland geplant. Der Gazprom-Konzern droht wegen der Schulden damit, vom 3. Juni an kein Gas mehr in die Ukraine zu pumpen. Dies könnte dann auch den Westen treffen, denn die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine ist wichtiges Transitland für russisches Gas.
Russische und chinesische Armeen im gemeinsamen Manöver
Putin und Xi hatten sich am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung auf eine "umfassende Energiepartnerschaft" geeinigt. Auch China kann von dem Abkommen profitieren. Peking versucht sei Jahren, von seiner Abhängigkeit von Kohle loszukommen.
Am Dienstag hatten Putin und Xi den Auftakt eines russisch-chinesischen Militärmanövers im Ostchinesischen Meer verfolgt. Zudem hatten sie die Unterzeichnung 49 weiterer Abkommen beaufsichtigt. (dpa)