Berlin. .

Wegen der Ukraine-Krise hat in Deutschland eine neue Energie-Debatte begonnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat kürzlich die Devise ausgegeben, die „gesamte deutsche Energiepolitik neu zu betrachten“. Diese Aufforderung nehmen nun viele Politiker und Experten gerne auf. Im Zentrum stehen zwei Fragen: Könnten Deutschland und Europa ihre Erdöl-, Erdgas- und Kohle-Importe aus Russland ersetzen?

Erdgas

Nur etwa 15 Prozent seines Gasverbrauchs kann Deutschland mit konventioneller Förderung selbst decken. Ein gutes Drittel der Importe kommt aus Russland, der größere Teil der Einfuhren aus Norwegen und den Niederlanden. Diese Staaten könnten ihre Lieferungen per Pipelines kurzfristig zwar steigern, langfristig aber kaum, weil die eigenen Vorkommen zur Neige gehen.

Flüssiggas

Eine Alternative wäre der Import von gekühltem und verflüssigtem Erdgas per Tanker aus den USA, Algerien, Katar oder anderen Staaten. Dazu sagt Kirsten Westphal von der Stiftung Wissenschaft und Politik: „Kurzfristig lassen sich keine relevanten Mengen Flüssiggas auf dem Weltmarkt beschaffen.“ Das Angebot sei knapp - unter anderem, weil Japan nach der Atomkatastrophe von Fukushima viel Gas importiere.

Fracking

Mit der Methode der unkonventionellen Erdöl- und Gasförderung, bei der Wasser und Chemikalien in tiefe Gesteinsschichten gepresst werden, haben die USA großen Erfolg. Der dortige Großhandelspreis für Gas liegt weit unter europäischem Niveau, die Fördermenge ist stark gestiegen. Wegen hunderttausender neuer Arbeitsplätze ist sogar von einer Reindustrialisierung die Rede. Auch in NRW ist Fracking ein Thema. Hier lagern nach Expertenmeinungen besonders große Mengen an fracking-fähigem Gas. Allerdings hat die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag Fracking in Deutschland so lange ausgeschlossen, wie dabei giftige Substanzen verwendet werden.

Kohle

Von einem Energierohstoff hat Deutschland große eigene Vorräte: Braunkohle. Noch 2009 hielt man den Spitzenplatz bei der Förderung weltweit. Zu gegenwärtigen Preisen könnte die Förderung noch über 200 Jahre weitergehen – oder auch gesteigert werden. Aber auch diese Technik hat ihren Preis: Die Emission klimaschädlicher Gase ist enorm. Das ist ein Grund für die ständige Auseinandersetzung um den Braunkohle-Tagebau – neben der Tatsache, dass die Bürger protestieren, deren Dörfer den Baggern weichen sollen. Gerade erst hat die rot-grüne NRW-Landesregierung beschlossen, den Tagebau Garzweiler II zu verkleinern.