Mainz. . Nach fast 34 Jahren im Programm hat das ZDF das Ende der TV-Show “Wetten,dass..?“ eingeläutet. Am Samstagabend konnte sich Moderator Markus Lanz zwar über eine steigende Quote freuen. Dass die Show jedoch nicht mehr auf der Erfolgswelle schwimmt, liegt nicht alleine an Lanz.
Das Ende einer Fernsehära, es kommt ohne Knall, sondern ganz beiläufig in der Abmoderation und geht am späten Samstagabend fast im freundlichen Schlussbeifall des Offenburger Publikums unter. „Wir gehen jetzt in die Sommerpause und sehen uns am vierten Oktober wieder mit den letzten drei Ausgaben von „Wetten, dass..?“, sagt Markus Lanz. Und rüber geht’s zu „Heute“-Mann Christian Sievers, der die Nachrichten des Tages mit dem Satz beginnt: „Die Nachricht des Tages hat ja Markus Lanz gerade geliefert.“
Das stimmt.
Schluss nach 215 Abenden in dann fast 34 Jahren, mit Wetten und Weltstars auf dem Sofa. Man muss das Bild vom Ende mit Schrecken als der besseren Alternative zum Schrecken ohne Ende nicht bemühen, denn den Schrecken hatte die Aussicht auf den Schlussakkord längst verloren. „Wetten, dass . .?“ hatte zwar in seiner jüngsten Ausgabe eine Million Zuschauer mehr als beim historischen Tiefpunkt im Februar, als 5,85 Millionen einschalteten. Aber Show und Showmaster waren seit Monaten angezählt, selbst das ZDF wirkte in seinen letzten Treuebekundungen nicht mehr überzeugend. Zu teuer und dafür zu geringe Resonanz, war schließlich gestern die Begründung fürs Aus. Bis zu 2,5 Millionen Euro kostet eine Sendung.
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Markus Lanz, der Südtiroler mit dem Dauerlächeln, mag für viele der Schuldige am Niedergang des Samstagabend-Unterhaltungsklassikers sein. 13,5 Millionen Zuschauer lockte er zur Premiere im Oktober 2012, viele aus Neugier, gewiss, aber zuletzt sah im Schnitt nur noch die Hälfte zu. Er bezog nach vielen seiner 13 Sendungen Prügel, auch wenn er manchmal zu Unrecht als Sandsack herhalten musste – er gab ein einfaches Opfer ab. Natürlich mussten sich unter seiner Regie Hollywoodstars Eis in den Hosenstall kippen oder Katzenmützen überziehen. Und ja, oft war er der Einzige, der über seine Witze lachte, es animierte zuweilen zum Fremdschämen.
Thomas Gottschalk buhlte um das RTL-Publikum
Den Absturz aber hatte bereits sein Vorgänger Thomas Gottschalk eingeleitet; einer wie Lanz war mit seinen Karteikarten und seinem hölzernen Auftreten nur nicht in der Lage, das Steuer noch einmal herumzureißen. Aber wer hätte das hinbekommen können? Hape Kerkeling und Jörg Pilawa hatten doch nicht ohne Grund abgelehnt, als sie nach Gottschalks Ausstieg gefragt wurden, ob sie es nicht machen wollten. Ihnen war klar: Das wird nichts mehr.
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Gottschalk, Meister des Spontanen, hatte die Sendung trotz der immer gleichen Wettspielchen mit seiner luftigen Plauderei zwar über Jahrzehnte auf Quoten-Kurs gehalten. Doch das Niveau soff bei ihm zusehends ab. Er ging die Kompromisse ein, die ihm zuwider waren, die zum Kurs seines Senders insgesamt aber passten: RTL das vor allem junge Publikum abspenstig machen. Das amüsierte sich lieber mit Dieter Bohlens Gemecker bei „Deutschland sucht den Superstar" als Kränen beim Gläserstapeln oder Brustmuskeln beim rhythmischen Zucken zuzusehen. So wurden die Gäste bei „Wetten, dass..?“ jünger und internationaler, die Gespräche noch flapsiger, die Spiele noch seichter oder aber gewagter: Mit der Tragödie um Samuel Koch, der seit seinem Sturz nach einem Sprung querschnittsgelähmt ist, erreichte die Sendung ihren Tiefpunkt. Es wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die Show zu beenden. Das ZDF verpasste ihn.
„Die Show ist etwas, dass das deutsche Fernsehen eigentlich dringend braucht, aber offenbar passt es im Moment wahrscheinlich nicht mehr so richtig in die Zeit“, ließ Markus Lanz am Sonntag über die Agentur „all4radio“ verlauten. Das kann man so sehen. Das deutsche Fernsehen braucht aber vor allem etwas Neues.