Bremen. Die zweite “Wetten, dass..?“-Sendung mit Markus Lanz war besser als die Premiere - ohne wirklich gut zu sein. Die Quote war mit 10,74 Millionen Zuschauer schwächer als beim letzten Mal - aber weit davon entfernt, schlecht zu sein. Und Cindy aus Marzahn war gar nicht da.

Da kommt er aus der Kulisse und sieht schon wieder aus, als sei er Gastgeber einer Party, die bereits seit Stunden läuft. Das Hemd unter Sakko und Weste weit aufgeknöpft die Haare leicht verwuselt fällt Markus Lanz zu Beginn seiner zweiten „Wetten,dass...?-Sendung Robbie Williams um den Hals, der den musikalischen Anheizer spielt und seinen Hit „Let Me Entertain You“ anstimmt. Lasst mich euch unterhalten. Aber genau das fällt Lanz weiterhin nicht leicht.

Man möchte jedenfalls keine Karteikarte sein beim Südtiroler. Er dreht sie zusammen, er drückt sie, er schiebt sie von hinten nach vorne. Vor allem, wenn er seine Gäste vorstellt. Zu jedem hat er was aufgeschrieben.

Lanz bleibt bei "Wetten, dass..? blass

Meistens ist es etwas, was andere mal gesagt haben über Halle Berry, Tom Hanks, Oliver Welke, Barbara Schöneberger oder Jutta Speidel. Und wenn Lanz später fragt in seinen – immer noch etwas hektisch wirkenden Interviews – dann beginnt er seine Fragen gerne mit Einleitungen wie „Ist es wahr, dass....“ oder „Stimmt es, dass...“. Denn er hat da „mal was gelesen“.

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So souverän er in seiner wöchentlichen Talk-Show oft wirkt, so blass bleibt er auch an diesem Samstagabend – und dass, obwohl er Gäste auf dem Sofa sitzen hat, die es ihm fast durchweg leicht machen. Weil sie gutgelaunt und auskunftsfreudig sind und dem Gastgeber Vorlagen zuspielen, die er nur selten aufnimmt. Manchmal hat man den Eindruck, die Sendung wäre auch ohne Moderator weitergegangen.

"Schlagfertiger Lanz" so häufig wie Glatteis in der Sahara

Ein „schlagfertiger Lanz“ jedenfalls kommt so häufig vor wie Glatteis in der Sahara. Das zeigt sich besonders während der Wetten, wenn sich der eigentlich doch recht große Wortschatz der Moderators auf Begriffe wie „Wow!“, „großartig“, „sensationell“, „wunderbar“, „fantastisch“ und „herrlich“ beschränkt .

Lanz präsentiert penetrant, wie stark er physisch ist

Markus Lanz beim Sackhüpfen.
Markus Lanz beim Sackhüpfen.

Falls er nicht gerade die Kandidaten mit Sätzen wie „der nächste muss jetzt aber sitzen“ nervös macht oder um himmlischen Beistand bittet. „Oh mein Gott.“ Und wenn er dann zwischendurch auch noch seine Gäste fragt, „War doch gut, oder?“, dann ist das ungefähr so, als ob Erbtante Frieda zu Wohnungseinweihung eine hässliche Vase mitbringt und sagt: „Sieht schön aus, nicht wahr?

Kann sein, dass der 43-Jährige deshalb so penetrant vorführt, was er physisch drauf hat. Natürlich zeigt er ausführlich, wie er als Einlösung für seine verlorene Wette mal eben Marathon von Düsseldorf nach Köln läuft. Und bei der samstäglichen „Lanz-Challenge“, da zieht er das Sakko aus und krempelt die Ärmel hoch, um im Sackhüpfen den Saalkandidaten auf die Plätze zu verweisen.

Lanz tritt mit Strippern auf

Im Dezember darf man sich dann auf ein Filmchen freuen, dass ihn – nach wieder verlorener Saalwette - bei einem Auftritt mit einer Männerstriptruppe zeigt. Eine gute Gelegenheit, den durchtrainierten Körper mal der breiten Öffentlichkeit vorzuführen. Fehlt nur noch dass er demnächst „als Strafe“ einen Ski-Abfahrtslauf machen muss. Oder einen Berg besteigt.

Wirklich überraschend ist an diesem Samstag dann auch nur der Auftritt von Atze Schröder, der Cindy aus Marzahn als „Assistentin“ ersetzt. Offiziell leidet die Berlinerin an einem Hexenschuss.

Inoffiziell ist zu hören, dass ihr derzeitiger Arbeitgeber RTL nur mäßig amüsiert über das offenbar geplante Dauerengagement der Dame bei den Öffentlich-rechtlichen ist. Zumal ihre eigene Show am Samstag zeitweise parallel zu "Wetten,dass..?" lief.

ZDF rekrutiert für "Wetten, dass..?" Personal bei den Privaten

Überhaupt ist auffällig, wie sich das Zweite immer öfter beim Personal der Privaten bedient, für das es früher nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Jedenfalls wurde als Pate der Stadtwette ausgerechnet Heidi Klums Laufstegtrainer Jorge verpflichtet. Ging ja auch um Tanzen.

Vielleicht aber ist das alles halb so schlimm. Vielleicht hat man einfach zu viel erwartet von dieser Sendung, in der so vieles anders werden sollte und das meiste nun doch gleich geblieben ist. Angefangen von der Gästeschar, die so wie am Samstag auch unter Gottschalk hätte aufmarschieren können, bis hin zu den albernen Wetteinsätzen der Prominenten.

"Wetten, dass..?" ist nur noch eine normale Samstagabend-Show

Man muss einfach nur aufhören, an „Wetten,dass..?“ andere Maßstäbe anzulegen, als an andere Samstagabend-Shows, muss aufhören, in Erinnerungen zu schwelgen, an die Zeiten, als es nur drei Programme gab und man frisch gebadet vor dem Fernseher saß und Mama Chips aus dem Schrank holte. Als man nur da Menschen sah, die verrückte Dingen konnten oder taten. Menschen, die heute nur ein paar Mausklicks entfernt sind. Oder ein paar Tastendrucke auf der Fernbedienung des Satelliten-Receivers.

"Wetten, dass?" funktioniert noch eine Weile

Wenn man das macht, ist „Wetten,dass...?“ vielleicht nur noch eine Show unter vielen. Aber eine, die das Publikum noch ganz gerne sieht, wie die Quote vom Samstag zeigt. 10,74 Millionen Zuschauer bescherten dem ZDF eine Einschaltquote von 33,6 Prozent und damit mehr als doppelt so viel wie RTL für das Supertalent begeistern konnte.

Das zeigt: „Wetten,dass...?“ ohne Gottschalk funktioniert vielleicht noch eine Weile. Gottschalk ohne „Wetten,dass...?“ dagegen wird es schwer haben im deutschen Fernsehen.