Düsseldorf. . Fast jeder Dritte hat Abitur - jeder Elfte aber auch gar keinen Schulabschluss: In keinem anderen Bundesland ist das Bildungsgefälle so groß wie in NRW. Bei der Abiturienten-Quote liegt Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich auf Rang zwei. Bei den Schulabbrechern aber eben auch ganz vorne.

In keinem anderen Bundesland ist das Bildungsgefälle so groß wie in NRW. Einerseits blieben 2011 fast neun Prozent der Erwachsenen ohne Schulabschluss – der schlechteste Wert in Deutschland. Gleichzeitig machen aber 30,4 Prozent in NRW das Abitur oder Fachabitur – Platz 2 der Flächenländer hinter Hessen und besser als der Bundesdurchschnitt mit 28,3 Prozent.

Während Universitäts­städte wie Münster (55,1 Prozent), Bonn (53,8) und Aachen (49,9) die landesweit höchsten Abi-Quoten auswiesen, „bauten“ im Ruhrgebiet nur 27,5 Prozent das Abitur oder Fachabitur.

Die ostwestfälische ­Gemeinde Espelkamp mit einem ­hohen Anteil an Zuwanderern aus Russland trug mit 14,2 Prozent Abi-Quote landesweit die rote Laterne bei höheren Schulabschlüssen.

Niedrigste Abi-Quote in Duisburg

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes weist NRW zwar im Ländervergleich einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Abiturienten aus. Zugleich hatten in NRW aber auch 8,7 Prozent der ­Er­wachsenen keinen Schulabschluss – mit diesem Wert war NRW bundesweit Schlusslicht. In der sauerländischen Gemeinde Werdohl (Märkischer Kreis) blieb gar fast jeder siebte Erwachsene ohne Schulabschluss.

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Von Wilfried Goebels

In den meisten Ruhrgebietsstädten lag der Anteil der Menschen ­ohne Schulabschluss über dem ­Landesschnitt: Gelsenkirchen (13,4), Duisburg (12,9), Gladbeck (12,4), Herne (11,9) und Hagen (11,8) mit langer industrieller ­Geschichte lagen hier weit hinten.

Besser schnitten Städte wie Essen (9,4), Dortmund (9,4), Bochum (7,4), Oberhausen (10,0), Mülheim (7,4) und der Kreis Recklinghausen mit 9,2 Prozent Erwachsenen ohne Schulabschluss ab.

Erfolgreiche Hauptschulen auf dem Land

Auch in ländlichen Regionen wie Niederrhein und Sauerland mit hohem Anteil an Hauptschülern blieb die Quote an Abiturienten mit 20 bis 27 Prozent unter dem Durchschnitt. Dort fiel aber auch der Anteil der ­Erwachsenen ohne Schulabschluss geringer aus als im Landesdurchschnitt, weil mehr als 40 Prozent eine Hauptschule besuchten.

Die niedrigsten Abiturquoten im Ruhrgebiet meldeten Duisburg (22,9), Oberhausen und Herne (jeweils 23,4). Dagegen zeigte die ­Bildungsoffensive mit dem Ausbau der Hoch- und Fachhochschulen im Revier in den vergangenen Jahrzehnten in Städten wie Essen (31,8), Mülheim (34,5), Dortmund (33,6) und Bochum (33,5) mit deutlich gestiegenen Anteilen von Hochschulberechtigten spürbar Wirkung.

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Höhere Abschlüsse gefragt

Bei der Auswertung des Zensus aus dem Jahr 2011 waren alle mindestens 16-Jährigen in Nordrhein-Westfalen aufgefordert worden, ihren höchsten Bildungsabschluss anzugeben. Es zeigt sich: Städte mit ­renommierten Hochschulen vor Ort bewirkten offenbar auch einen stärkeren Anstieg an höheren Schulabschlüssen.

In ländlichen Regionen und an traditionellen Montan-Standorten mit hohen Zuwandererquoten war die Hochschulreife bisher nicht so stark nachgefragt. Grundsätzlich melden die Schulbehörden aber einen Anstieg an höheren Schul­abschlüssen.