Kairo. Bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und dem Militär hat es am Montag in Kairo erneut viele Tote gegeben. Nach Angaben der Muslimbrüder griffen Sicherheitskräfte Demonstranten bei einem Sitzstreik an. Der Gegenseite zufolge sollen Islamisten indes versucht haben, eine Militäreinrichtung zu stürmen.

Nach einer Schießerei vor einer Kaserne in Kairo ist die Zahl der Toten dem staatlichen Fernsehen zufolge auf 42 gestiegen. Das Gesundheitsministerium hatte die Zahl kurz zuvor mit 35 angegeben. Die genauen Umstände des Zwischenfalles waren zunächst unklar.

Nach Darstellung der islamistischen Muslimbrüder wurden ihre Anhänger von den Sicherheitskräften beschossen. Dagegen erklärte die Armee, eine Terrorgruppe habe versucht, das Hauptquartier der Republikanischen Garde zu stürmen. Nach dem Zwischenfall riefen die Muslimbrüder ihre Anhänger zu einem Aufstand auf.

Al-Nur-Partei zieht sich aus Regierungsverhandlungen zurück

Nach Angaben des ägyptischen Fernsehens galt der Angriff einer Einrichtung der Republikanischen Garde. Zuvor hatte es in Kairo Gerüchte gegeben, dass sich der vom Militär gestürzte Präsident Mohammed Mursi dort aufhalten könnte.

Infolge der Zusammenstöße zog sich die einflussreiche salafistische Al-Nur-Partei aus den Verhandlungen über eine Übergangsregierung in Ägypten zurück. Dieser Schritt sei eine Reaktion auf das "Massaker" vor dem Sitz der Republikanischen Garde in Kairo, erklärte Parteisprecher Nader Bakkar am Montag im Internetdienst Twitter.

Hunderttausende Mursi-Gegner auf den Straßen

Landesweit waren in Ägypten am Sonntagabend hundertausende Gegner des abgesetzten Staatschefs Mohammed Mursi zusammengeströmt. In der Hauptstadt Kairo versammelten sich am Sonntagabend die Mursi-Gegner insbesondere auf dem Tahrir-Platz, aber auch vor dem Präsidentenpalast. Auch in anderen Landesteilen, insbesondere in der nordägyptischen Metropole Alexandria, gab es Kundgebungen. Mancherorts waren Schüsse zu hören.

Zehntausende Anhänger Mursis versammelten sich derweil zu Gegendemonstrationen in der Nähe der Universität von Kairo, im Viertel Giseh und vor einer Moschee im Vorort Nasr City. Sie blockierten die Hauptzufahrtsstraße zum internationalen Flughafen von Kairo und kritisierten Mursis Entmachtung als Putsch, der das Ergebnis freier Wahlen missachte. Am Freitag waren bei Zusammenstößen von Gegnern und Anhängern des abgesetzten islamistischen Präsidenten mindestens 37 Menschen getötet und mehr als 1400 weitere verletzt worden.

Die ägyptischen Streitkräfte hatten den aus der Muslimbruderschaft hervorgegangenen Staatschef Mursi am vergangenen Mittwoch nach tagelangen Massenprotesten abgesetzt. Übergangspräsident wurde der oberste Verfassungsrichter Adli Mansur. (afp/rtr/dpa)