Istanbul. . In Düsseldorf gingen Zehntausende Anhänger des konservativen Premiers auf die Straße. Die türkische Regierungspartei AKP soll einen großen Teil der anfallenden Kosten übernommen haben, hieß es am Rande der Veranstaltung. In Istanbul gab es am Wochenende erneut heftige Straßenschlachten.

In Düsseldorf haben am Sonntag mehrere 10 000 Menschen für die Politik des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan demonstriert. Die Unterstützer waren mit Bussen aus dem ganzen Bundesgebiet und auch aus Nachbarländern in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt gekommen. Die Polizei sprach von 25 000 Teilnehmern der Kundgebung im Düsseldorfer Rheinpark. An einer Gegenveranstaltung in der Düsseldorfer Innenstadt beteiligten sich einige Hundert Menschen.

Erdogan war wegen des harten Vorgehens der Polizei gegen türkische Demonstranten international kritisiert worden. Die Protestbewegung hatte sich an der geplanten Bebauung eines Parks in Istanbul und am autoritären Führungsstil des Ministerpräsidenten entzündet. Vor zwei Wochen hatten in Köln mehrere 10 000 Menschen gegen Erdogan demonstriert.

Erdogan-Botschaft per Video

Die Pro-Erdogan-Kundgebung in Düsseldorf stand unter dem Motto "Respekt vor der Demokratie". Ein Redner bei der Kundgebung war nach Angaben der Veranstalter der türkische Kulturminister Ömer Celik. Erdogan habe per Videobotschaft zu den Teilnehmern gesprochen. Die Teilnehmer schwenkten türkische Fahnen und zeigten Plakate mit Bildern des Ministerpräsidenten. Auf einem Plakat hieß es: "Wir sind nicht gegen Erdogan! Wir sind für Erdogan!"

Die Kundgebung war von der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) angemeldet worden. Die UETD hatte bereits in den vergangenen Jahren Redeauftritte von Erdogan in Köln und Düsseldorf organisiert.

Die türkische Metropole Istanbul kommt nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Sonntag lieferten sich erneut Tausende Demonstranten in der Umgebung des Taksim-Platzes heftige Straßenschlachten mit der Polizei. Die Beamten setzten Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein.

Zahlreiche Demonstranten wurden verletzt, mehr als 50 festgenommen. Die Zusammenstöße dauerten bis in den frühen Sonntagmorgen an. Nach einem Bericht des Nachrichtensenders CNN Türk feuerte die Polizei auch Tränengasgranaten ins Restaurant des Fünf-Sterne-Hotels Marmara am Taksim-Platz.

Touristen und Passanten gerieten zwischen die Fronten. Sie klagten wegen des massiven Einsatzes von Tränengas und anderer Reizstoffe, die dem Wasser der Wasserwerfer beigemischt werden, über Beschwerden. Auf TV-Bildern waren Kinder zu sehen, die vor Schmerzen weinten.

Mann verfolgte Demonstranten mit einer Machete

Ein im Internet verbreitetes Amateurvideo zeigt einen jungen Mann, der mit einer Machete Demonstranten und unbeteiligt Passanten verfolgte. Er wurde nach Polizeiangaben später festgenommen.

In anderen Berichten ist sogar von mehreren Männern die Rede, die mit Macheten unterwegs waren. Der Vorfall hat bei Beobachtern Besorgnisse ausgelöst. Vor dem Hintergrund der Unruhen in Ägypten fürchten viele eine Eskalation der Unruhen in der Türkei.

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Zu der Demonstration am Samstagabend hatte das Protestbündnis „Taksim Solidarität“ aufgerufen. Es wollte erneute den Gezi-Park am Rand des Taksim-Platzes besetzen. Hier hatte die Protestwelle Ende Mai mit Demonstrationen gegen die geplante Bebauung des Parks begonnen. Nachdem die Polizei am 31. Mai mit brutaler Gewalt ein Camp im Gezi-Park räumte, breiteten sich die Proteste wie ein Lauffeuer über das ganze Land aus.

Erst vergangene Woche hatte die Protestbewegung ein Erfolgserlebnis: Ein Istanbuler Gericht gab ein bereits am 8. Juni gefälltes Urteil bekannt, wonach die von Erdogan vorangetriebene Bebauung des Gezi-Parks rechtswidrig ist. Noch ist offen, ob die Regierung den Gerichtsentscheid akzeptiert und befolgt oder in die nächste Instanz geht. Unter Berufung auf das Urteil wollten die Demonstranten den seit drei Wochen von der Polizei abgeriegelten Park am Samstagabend wieder in Besitz nehmen. Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu begründete den Polizeieinsatz damit, die Demonstration sei nicht angemeldet gewesen und die geplante Besetzung des Parks gesetzwidrig. (mit epd)