Kairo. In Ägypten haben sich Anhänger und Gegner des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohhamed Mursi erneut schwere Straßenschlachten geliefert. Bis in die Nacht zum Samstag kamen dabei nach Berichten des staatlichen Fernsehens mehrere Menschen ums Leben. Hunderte weitere seien verletzt worden.

Die Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi ist am Freitag weiter eskaliert. Doch auch nach dem Tod von mindestens 26 Menschen im ganzen Land riefen die Islamisten in der Nacht zu Samstag zur Fortsetzung der Proteste auf, die "friedlich" sein sollten. Die USA verurteilten die Gewalt, während UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor "Vergeltungstaten" auf beiden Seiten warnte.

Allein in der nördlichen Stadt Alexandria wurden laut Staatsmedien mindestens zwölf Menschen getötet. Rund 460 weitere seien bei Straßenschlachten verletzt worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Mena in der Nacht. In der Hauptstadt Kairo stießen Anhänger beider Lager am Tahrir-Platz zusammen. Sie bewarfen sich mit Steinen, wie AFP-Reporter berichteten. Es fielen auch Schüsse. Das Staatsfernsehen berichtete von zwei getöteten Demonstranten und 70 Verletzten. Die Lage beruhigte sich vorerst, als die Armee beide Seiten mit gepanzerten Fahrzeugen trennte.

Vier Mursi-Anhänger wurden nach offiziellen Angaben vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde getötet, als Demonstranten versuchten, Porträts des islamistischen Ex-Präsidenten dort aufzuhängen. Zuvor hatte der Chef der Muslimbrüder, Mohammed Badie, bei einer Massenkundgebung zum Protest aufgerufen. Badies Stellvertreter Chairat al-Schater wurde im Osten Kairos festgenommen, wie ein Vertreter des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP sagte. Gegen al-Schater und Badie lag ein Haftbefehl vor. Sie sollen die tödlichen Zusammenstöße zwischen Anhängern und Gegnern Mursis am Sonntag vor dem Hauptsitz der Muslimbrüder in Kairo provoziert haben.

Bewaffnete Mursi-Anhänger den Sitz des Gouverneurs

Auf der Sinai-Halbinsel verübten Islamisten mehrere Angriffe auf die regulären Streitkräfte. Vor einem Regierungsgebäude in El-Arisch wurden fünf Polizisten erschossen. Bei Attacken auf Sicherheitskräfte und die Polizei wurde ein Soldat getötet. Als Reaktion schloss die Armee den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen. Am Abend stürmten bewaffnete Mursi-Anhänger den Sitz des Gouverneurs in Nord-Sinai. Sie lieferten sich zunächst ein Feuergefecht mit Sicherheitskräften, bevor diese das Gebäude in El-Arisch aufgaben, wie ein AFP-Reporter berichtete.

In der Nacht riefen die Islamisten dazu auf, die Proteste fortzusetzen. Die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit, der politische Arm der Muslimbrüder, begrüße die Mobilisierung "von Millionen Ägyptern in allen Provinzen" des Landes, um "friedlich" gegen den "brutalen Staatsstreich" zu protestieren und eine Rückkehr Mursis zu fordern, hieß es in einer Erklärung. Die Partei werde "auf den Plätzen (Ägyptens) an der Seite der Massen" bleiben, bis Mursi wieder in seinem Amt sei. Zugleich rief die Partei ihre Anhänger auf, keine Gewalt anzuwenden.

Ban warnt Ägypter vor "Vergeltungstaten"

UN-Generalsekretär Ban erklärte, damit die Probleme des Landes friedlich gelöst werden könnten, dürfe es keine Vergeltung geben, auch dürfe keine wichtige Partei oder Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Laut seinem Sprecher rief er die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, die Demonstranten zu schützen und weitere Zusammenstöße zu verhindern.

Die USA verurteilten die tödliche Gewalt. Alle Führer in Ägypten sollten die jüngsten Zusammenstöße anprangern und weitere Gewalt durch ihre Unterstützer verhindern, erklärte eine Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, am Freitag (Ortszeit). (afp/dpa)