Erfurt. Die mutmaßliche rechtsradikale Täterin soll auch in einen Vorfall von 1996 verwickelt sein. Ein Zeuge hat ausgesagt, am Bahnhof in Erfurt mit Zschäpe in Streit geraten und bedroht worden zu sein - auch Schüsse seien gefallen.
Gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe läuft nach einem Medienbericht ein neues Ermittlungsverfahren. Parallel zu dem bevorstehenden Münchner NSU-Prozess ermittele die Staatsanwaltschaft Erfurt seit Anfang März gegen die 38-Jährige wegen des Anfangsverdachts des "versuchten mittäterschaftlichen Mordes oder Totschlags", berichtete der MDR Thüringen am Sonntag. Hintergrund sei ein Vorfall am Silvesterabend 1996 am Erfurter Bahnhof.
Damals seien zwei Männer aus Hamburg in der Bahnhofsgaststätte mit zwei Männern und einer Frau in Streit geraten, berichtet der MDR. Als die beiden Hamburger Brüder zu ihrem Zug hätten flüchten wollen, seien sie von dem Trio verfolgt worden. Auf dem Bahnsteig sollen dann Schüsse auf sie abgegeben worden sein.
Die Staatsanwaltschaft Erfurt geht laut MDR nun dem Verdacht nach, dass es sich bei den drei Tätern um Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt handelte. Der Fall sei erst seit dem vergangenen Sommer aktenkundig. Damals habe sich einer der beiden Betroffenen, Dominik Reding, als Zeuge beim Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet.
"Wir hatten Angst um unser Leben"
Der heute in Berlin lebende Filmemacher ist sich laut MDR "zu 100 Prozent" sicher, dass er und sein Bruder es bei dem Streit vor 16 Jahren mit Beate Zschäpe zu tun hatten und sie mit großer Wahrscheinlichkeit von Mundlos verbal bedroht und "vermutlich" von Böhnhardt beschossen wurden. "Wir hatten an dem Abend Angst um unser Leben", sagte Dominik Reding dem Sender. Weil sie Repressionen durch die rechtsextreme Szene fürchteten, hätten sie damals auf eine Anzeige verzichtet.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat das Verfahren laut MDR wegen fehlender Zuständigkeit an Erfurt abgegeben. 1996 habe es noch keine tatsächlichen Anhaltspunkte einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe gegeben, heißt es laut MDR in einem ihm dazu vorliegenden Papier. Außerdem sei offen, inwieweit der Vorfall die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigen konnte.
In dem Münchner Prozess, der am 6. Mai beginnt, sind neben Zschäpe auch vier mutmaßliche Unterstützer und Gehilfen der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) angeklagt. Zschäpe wird Mittäterschaft bei zehn Morden, mehrfacher Mordversuch und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen. (afp)