Essen. Der Zypern-Deal bietet ein zwiespältiges Bild. In jedem Fall aber ist die gefundene Lösung besser als der vergurkte Beschluss der Vorwoche. Der unmittelbar bevorstehende Untergang ist abgewendet, der Überlebenskampf aber geht weiter, für die kleine Mittelmeer-Insel wie für die große Euro-Zone. Ein Kommentar.

Der Zypern-Deal, nach einer Woche quälender Ungewissheit in einer weiteren Nachtsitzung in Brüssel ausgehandelt, bietet ein zwiespältiges Bild. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem brachte es auf den Punkt, als er und die anderen Euro-Krisenmanager im Morgengrauen das Ergebnis präsentierten: „Wir haben jetzt eine bessere Lösung, aber unter verschlechterten Umständen.“ So ist es.

Besser als der vergurkte Beschluss der Vorwoche

Besser als der vergurkte Beschluss der Vorwoche ist die jetzt gefundene Lösung aus zwei Gründen. Zum einen, weil sie da ansetzt, wo der Kern des Problems steckt. Es ging eben nicht nur darum , dass Zypern – egal, wie - einen substanziellen Teil der Summe selbst aufbringt, die zur Sanierung seines Bankenwesens vonnöten ist. Es ging zunächst einmal darum, dass dieser Bankensektor am Ende eine Dimension und Struktur hat, die ihm erlaubt, seine vordringliche Aufgabe zu erfüllen: Geld für eine funktionierende Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Zum anderen weil es galt, den Kardinalfehler der voraufgegangenen Vereinbarung wettzumachen und das Vertrauen in die EU-Garantie Guthaben bis zu 100.000 Euro wenigstens im Ansatz wiederherzustellen. So weit, so gut, bzw: besser als zuvor.

Der Überlebenskampf geht weiter

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Die Verschlechterung der Umstände ergibt sich nicht nur daraus, dass Vertrauen schnell zerstört, aber nur sehr langsam wieder aufgebaut ist. Das Misstrauen reicht über Zypern hinaus: dass die Krisenmanager, wenn es duster wird in Brüssel und der Eurozone, vor nichts und niemand haltmachen. Kommt hinzu, dass jenseits des Schonbereichs der Kleinsparer bis auf weiteres unklar ist, wie groß die Verluste der Anleger und Einleger bei den beiden zyprischen Großbanken tatsächlich sein werden. Wobei es für die Zyprer selbst nicht um die Frage geht, wie kräftig ein paar russische Superreiche zur Ader gelassen werden sollen, sondern um den durchgreifenden Umbau ihrer gesamten Volkswirtschaft. Fazit: Der unmittelbar bevorstehende Untergang ist abgewendet, der Überlebenskampf aber geht weiter, für die kleine Mittelmeer-Insel wie für die große Euro-Zone.