Essen. . Viele Seiten mischen mit im jüngsten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen. Die Lage ist unübersichtlich: Ägypten ist in der Region ein Unsicherheitsfaktor, aber auch Vermittler im Konflikt: über die Rolle von Ägypten, Iran, Hamas und Netanjahu.

Wer hat ein Interesse daran, den Israel-Gaza-Konflikt zu schüren, wer kann für Frieden in der Krisen-Region sorgen? Die Lage im Nahen Osten ist so undurchsichtig wie lange nicht mehr. Ein Versuch, die verworrene Situation zu entflechten.

Was ist die Ausgangsposition?

Der Süden Israels ist über Wochen aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen worden. „Zur Aufheizung der Situation hat aber größtenteils die Gruppe Islamischer Dschihad beigetragen, nicht die Hamas“, sagt Prof. Günter Meyer, Nahost-Experte der Uni Mainz. Die Gruppe ist kleiner als die Hamas und radikaler. Israels Regierung reagierte mit Bomben auf Gaza und der Tötung des Hamas-Militärchefs Al-Dschabari.

Warum wurde Hamas-Militärchef Al-Dschabari getötet?

Al-Dschabari war für Israel ein Terrorist, der an vielen Anschlägen beteiligt gewesen ist. Nach dem Beschuss der israelischen Gebiete von Gaza aus sollte er aber auch eine Waffenruhe aushandeln. „Diese zu akzeptieren, ohne selbst Stärke zu demonstriert zu haben, lag aber nicht im Interesse von Israels Premier Netanjahu“, sagt Meyer. 2013 sind in Israel Wahlen.

Wie groß ist die Bedrohungslage für Israel?

Die Grenze zu Ägypten ist seit der Machtübernahme der Muslimbrüder in Kairo ein Unsicherheitsfaktor. Ägyptens Diktator Mubarak besaß noch die volle Kontrolle über sein Land. Seit der Revolution haben sich auf der Sinai-Halbinsel Milizen dem Griff der neu gewählten Regierung entzogen. Dieses Vakuum nutzt die Hamas, um moderne Waffen über die Grenze nach Gaza zu schmuggeln. Aber auch aus Jordanien droht Ungemach. Dort protestieren derzeit Tausende gegen hohe Energiepreise. Je mehr Menschen in Gaza sterben, desto lauter werden auch die Forderungen gegen König Hussein, den Friedensvertrag mit Israel zu kündigen.

Wie wahrscheinlich sind weitere Anschläge in Israel?

Die Gefahr von Attentaten ist in Israel permanent gegeben. Nur ist sie zuletzt auch durch die Abschottung der Palästinensergebiete nicht so wahrgenommen worden.

Wer kann vermitteln?

„Ägyptens Präsident Mohammed Mursi macht vieles richtig“, sagt Sylke Tempel, Nahost-Expertin der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik. Er zeige der Welt mit seinen Vermittlungsversuchen, dass Ägypten ein Interesse an einer stabilen Lage im Nahen Osten hat. Er tut das auch, weil sein Land wirtschaftlich angeschlagen und auf Milliarden-Hilfe des Internationalen Währungsfonds angewiesen ist. Stellt er sich zu sehr gegen Israel, blockieren die USA die Zahlungen. Parallel setzen den Muslimbruder daheim die Salafisten unter Druck. Auch deshalb zeigt er sich der Hamas näher als es Mubarak tat.

Welche Rolle spielt der Iran?

Die Iraner sind für die sunnitische Hamas zwar in erster Linie schiitische Perser, dennoch lässt sie ihre Kämpfer vom Iran ausbilden und mit Waffen versorgen. Für den Iran ist der Konflikt eine Win-Win-Situation. Feind Israel wird nicht nur von der Hisbollah aus dem Libanon, sondern auch von der Hamas bombardiert. „So lange der Konflikt sich nicht beruhigt, spricht niemand über die Massaker in Syrien und das iranische Atomprogramm“, sagt Sylke Tempel.

Wer will eine Waffenruhe?

Eigentlich beide Seiten. Israels Premier Netanjahu hat sich nun vor den Wahlen profilieren können. Eine Bodenoffensive lehnt er wie die Mehrheit in Israel ab. Auch die Hamas hat ihre Position im Gazastreifen gefestigt und hat kein Interesse an weiteren Toten. Ob Israel auf ihre Forderung nach einer Lockerung der Blocklade des Gazastreifens eingeht, ist aber fraglich.