Gaza/Tel Aviv. Trotz intensiver Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas hat die Gewalt im Nahen Osten am Sonntag unvermindert angehalten. Bei dem Luftangriff auf ein Gebäude in Gaza-Stadt kamen am Sonntag mindestens zehn Menschen ums Leben.

Mit Luftangriffen hat Israel am Sonntag seine Offensive gegen Ziele im Gazastreifen fortgesetzt. Dabei wurden unter anderem auch ein Wohnhaus in der Stadt Gaza zerstört und zwei Gebäude getroffen, die von ausländischen Medien genutzt wurden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, das Militär sei bereit, seine Operationen erheblich auszuweiten. Allerdings blieb unklar, ob die Streitkräfte eine Bodenoffensive starten.

Bei dem Luftangriff auf ein Gebäude in Gaza-Stadt kamen am Sonntag mindestens zehn Menschen ums Leben. Nach israelischen Militärangaben galt der Angriff einem Mitglied der radikalislamischen Gruppe Islamischer Dschihad, der für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich sei. Unter den Toten des Angriffs waren auch eine 80-jährige Frau und vier Kinder, teilte ein Mitarbeiter des Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mit.In einem der beiden Mediengebäude, die bei einem Angriff getroffen wurden, waren auch Korrespondenten der ARD untergebracht. Von ihnen wurde aber nach Senderangaben niemand verletzt.

Obama bekräftigt Recht zur Selbstverteidigung

US-Präsident Barack Obama zeigte Verständnis für die israelischen Luftangriffe. Israel habe das Recht, sich gegen Raketenangriffe zu verteidigen, sagte Obama am Rande eines Besuchs in Thailand. Kein Land würde es tolerieren, wenn sein Volk ständigem Raketenbeschuss ausgesetzt sei. Alle Bemühungen zur Lösung des Konflikts müssten daher mit einem Stopp des Beschusses beginnen.

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Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) warnte vor einem Flächenbrand im Nahen Osten und forderte eine Waffenruhe. In einem Gastbeitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag" schrieb Westerwelle: "Die Lage ist brandgefährlich. Der ganzen Region droht die Eskalation. Jeder muss sich jetzt seiner Verantwortung bewusst sein. Umsicht, Verhältnismäßigkeit und Deeskalation sind das Gebot der Stunde." Es müsse gelingen, die Logik von Tod und Zerstörung zu durchbrechen.

"Israel hat das Recht, sich der Gewalt der Hamas-Raketen entgegenzustellen. Israel hat das Recht, sein Land und sein Volk zu verteidigen. Auslöser der Gewaltspirale sind die Raketen der Hamas", schrieb Westerwelle. Im Bericht aus Berlin der ARD am Sonntagabend bekräftige Westerwelle diesen Standpunkt. "Entscheidende Voraussetzung ist, dass Raketenangriffe aus Gaza Richtung Israel gestoppt werden", sagte der Außenminister über die Voraussetzungen eines Waffenstillstandes.

Über 60 Tote und 450 Verletzte in fünf Tagen

Nach Angaben der Hamas stieg die Zahl der seit Beginn der israelischen Offensive am Mittwoch getöteten Palästinenser auf über 60, darunter auch Kinder und Zivilisten. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza gab es zudem rund 400 Verletzte. Auf israelischer Seite wurden drei tote Zivilisten und etwa 50 Verletzte gemeldet.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi beriet derweil mit der Führung der radikalislamischen Hamas sowie den Verbündeten Katar und Türkei über Wege, die eskalierende Gewalt zwischen Israel und palästinensischen Extremisten zu beenden. Mursi telefonierte am Sonntag mit dem Ministerpräsidenten der Hamas in Gaza, Ismail Hanijeh. Auch ein Gesandter der israelischen Regierung sei zu Gesprächen über eine Waffenruhe in Ägypten eingetroffen, verlautete aus ägyptischen Sicherheitskreisen. (dapd)