Berlin. . Bundesaußenminister Westerwelle pendelte am Dienstag zwischen Israel und der Palästinenserbehörde. Ein neutraler Vermittler? In Wahrheit hat die Bundesregierung sich im Gaza-Konflikt längst auf die Seite Israels geschlagen.

Alle Wege führen nach Kairo, für UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, für US-Außenministerin Hillary Clinton. Und auch für Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Kurz entschlossen flog er am Dienstag von Israel in die ägyptische Hauptstadt. Westerwelle war in der Region unterwegs, setzte sich für einen Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas ein. Er demonstrierte, dass die Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt seine Regierung umtreibt.

Der Gast aus Berlin kümmerte sich, sprach mit Israelis, Ägyptern, aber auch in Ramallah mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas. Vor allem zeigte er sein Mitgefühl, das „den unschuldigen Opfern im Süden Israels und im Gaza selbst“ gelte, wie der Minister betonte.

Die wahren Vermittler sind nicht die Deutschen

Für die Pendeldiplomatie sind ihm die Israelis dankbar. Aber eine echte Mittlerrolle spielen eher die Ägypter. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hat Einfluss auf die Hamas, die einst aus der Muslimbruderschaft hervorging, die wiederum seine politische Heimat ist.

Trotzdem: Westerwelle ist der aktivste EU-Außenminister im Nahost-Konflikt. Dem Gast aus Berlin stehen alle Türen offen, auch die von Israel Staatspräsident Peres. Westerwelle gab sich gar nicht erst neutral: „Deutschland steht an der Seite Israels.“ Im Gegenzug schmeichelt Premier Benjamin Netanjahu, Deutschland könne eine „sehr konstruktive Rolle spielen“. Die Linie hatte zuvor Kanzlerin Angela Merkel abgesteckt. Sie ließ keine Zweifel an der deutschen Haltung pro Israel aufkommen.

Westerwelle nimmt Deckung im Treppenhaus

In Jerusalem holte die Realität des Krieges Westerwelle ein. Er führt gerade Gespräche im Hotel „King David“, als Sirenen aufheulten: Luftalarm. Die Leibwächter brachten ihn in ein fensterloses Treppenhaus. Wenig später schlug eine Rakete auf offenem Gelände bei Jerusalem ein. Der Schaden war gering, aber Westerwelle bekam ein Gefühl für die allgegenwärtige Bedrohung.