London. Der Priester sorgt bereits seit geraumer Zeit mit abwegigen Thesen für Aufsehen. 2008 hatte er in einem Interview den Holocaust geleugnet - was wiederum den Papst in Bedrängnis brachte, der kurz zuvor eine Exkommunikation gegen die Pius-Brüder aufgehoben hatte. Offenbar war Williamson nicht bereit einzulenken.
Drei Jahre nach der Holocaust-Leugnug durch Bischof Richard Williamson hat die traditionalistische Piusbruderschaft den Briten aus ihrer Gemeinschaft geworfen. Der Bischof habe sich "seit mehreren Jahren von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt", teilte das Generalhaus der Traditionalisten am Mittwoch im schweizerischen Menzingen mit. Williamson habe sich ferner geweigert, "den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet".
Anfang Oktober hatten der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay, und sein Rat dem Briten den Angaben zufolge eine letzte Frist eingeräumt, sich unterzuordnen. Williamson lenkte jedoch nicht ein - im Gegenteil: Nach Ablauf dieser Frist habe er einen "offenen Brief" angekündigt, in dem er den Generaloberen auffordern werde, zurückzutreten, schilderte die Piusbruderschaft.
Das führte nun zum Schlussstrich unter die monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Williamson und dem Generalhaus. "Diese schmerzhafte Entscheidung ist notwendig geworden aus Sorge um das Gemeinwohl der Bruderschaft St. Pius X. und einer guten Leitung derselben", heißt es in der Mitteilung weiter. Die Deutsche Bischofskonferenz wollte die Nachricht auf Anfrage zunächst nicht kommentieren.
Piusbruderschaft vor der Spaltung?
Der Ausschluss Williamsons nährt nun Spekulationen über eine mögliche Spaltung der Piusbruderschaft. Der Bischof ist ein scharfer Kritiker einer Annäherung zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten. Und seit seit dem Williamson-Eklat verhandelt der Vatikan weiter mit den Abstrünnigen. Nach Jahren theologischer Diskurse legte Rom ihnen ein geheimes Schreiben vor, die „Lehrmäßige Präambel“. Die konnten sie nur akzeptieren oder ablehnen, neue Verhandlungen, ließ der Vatikan erklären, werde es nicht mehr geben. In dem Papier geht es vor allem um die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Doch statt mit einer Entscheidung antworteten die Piusbrüder mit einem neuen Text. Der habe aber nur, heißt es, ihr altes Bekenntnis enthalten. Die Traditionalisten lehnen das Konzil und seine Reformen ab. Nun bat Rom um Erläuterung. Es ist ein Spielchen um die Deutungs-Hoheit des Konzils, das unendlich weitergedreht werden könnte – wenn Rom doch wieder nachgibt. Genau darauf setzen die Traditionalisten. Möglicherweise ist der Ausschluss Williamson nun das Signal, dass der Konflikt in der Bruderschaft um eine Annäherung an Rom in eine entscheidende Phase gegangen ist.
Holocaust geleugnet
Williamson hatte im November 2008 im oberpfälzischen Zaitzkofen im Interview mit einem schwedischen Fernsehteam die Existenz von Gaskammern zur NS-Zeit bestritten. Auch seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 von den Nazis ermordet worden.
Das Interview wurde erst im Januar 2009 im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation der vier Traditionalistenbischöfe bekannt, löste einen Sturm der Entrüstung aus und setzte Benedikt XVI. unter großen Druck. Die Piusbruderschaft ging umgehend auf Abstand zu Williamson und enthob ihn seiner Ämter.
Auf Druck der argentinischen Regierung musste Williamson im Februar 2009 das Land verlassen, in dem er ein Priesterseminar der Piusbruderschaft geleitet hatte. Die Bruderschaft enthob ihn seiner Ämter. Er lebt seither in London.
Die juristische Aufarbeitung von Williamsons Äußerung dauert seit zweieinhalb Jahren an. Ein Verurteilung wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe wurde vom Oberlandesgericht Nürnberg aus formaljuristischen Gründen kassiert. Ein erneuter Prozess ist für nächstes Jahr geplant.