Hamburg. Der Streit um die erzkonservative Pius-Bruderschaft überschattet die Frühjahrs-Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Hamburg. Doch Ärger macht auch wieder Bischof Mixa, der den Holocaust mit Abtreibungen verglich.

Überschattet vom Streit über die ultrakonservative Pius-Bruderschaft hat am Montag in Hamburg die Frühjahrs-Vollversammlung der katholischen Bischöfe begonnen. Vor dem Auftakt distanzierte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, deutlich von den Pius-Brüdern und betonte, «dass Antisemitismus bei uns in der Kirche keinen Platz hat». Für neuen Zündstoff sorgte der Augsburger Bischof Walter Mixa, der die Zahl der Holocaust-Opfer mit den in den vergangenen Jahren in Deutschland durchgeführten Abtreibungen in Verbindung gebracht hatte.

Bekannt für provokante Thesen: Bischof Walter Mixa. Foto: ddp
Bekannt für provokante Thesen: Bischof Walter Mixa. Foto: ddp © ddp

Zu den Pius-Brüdern sagte Zollitsch: «Die Äußerungen, die bisher von dort gekommen sind, genügen keineswegs. Sie sind für mich sehr enttäuschend.» Wenn es für die Pius-Brüder einen Weg in der katholischen Kirche geben solle, müssten sie sich ganz klar zum Zweiten Vatikanischen Konzil und der Autorität des Papstes bekennen. Darüber müsse nun mit der Bruderschaft gesprochen werden. Allerdings geben die bisherigen Äußerungen laut Zollitsch kaum Anlass zur Hoffnung, dass die Pius-Brüder einlenken.

Ergebnis soll Donnerstag präsentiert werden

«Diese Position kann nicht akzeptiert werden, und diese Position hat auch keinen Platz in der katholischen Kirche», machte Zollitsch deutlich. Der Holocaust-Leugner Richard Williamson habe sich zwar entschuldigt, aber seine Äußerung weder bedauert noch dafür um Verzeihung gebeten. «Das genügt keineswegs für eine Rehabilitierung dieses Mannes», sagte Zollitsch.

Die 68 Mitglieder der Bischofskonferenz wollen im Rahmen ihrer Vollversammlung beraten, ob und gegebenenfalls wie sie gemeinsam zu dem Thema Stellung beziehen. Das Ergebnis soll zum Abschluss am Donnerstag mitgeteilt werden. In der nächsten Woche wird Zollitsch nach eigenen Angaben nach Rom reisen und mit dem Papst darüber sprechen.

Die katholische Laienbewegung Wir sind Kirche fordert einen klaren Kurs gegen die Pius-Bruderschaft. Man erwarte nun, dass die deutschen Bischöfe Klartext redeten und der Nuntius des Vatikans diese Signal nach Rom weitergebe. Die Laienorganisation will der Bischofskonferenz am (morgigen) Dienstag den ersten Teil einer Petition übergeben, die im Januar gestartet wurde und in der die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils gefordert wird.

Zu der dadurch belasteten Beziehung zu den Juden in Deutschland sagte Zollitsch am Montag, man suche weiter das Gespräch. Am Montag trafen sich Vertreter der Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche mit Rabbinern in der traditionsreichen Talmud-Thora Schule in Hamburg.

Mixa muss sich vor Bischöfen nicht äußern

Zu den Äußerungen Mixas stellte Zollitsch klar: «Das was im Holocaust getan und geplant war, war von der deutschen Regierung geplante Vernichtung eines ganzen Volkes. Das ist etwas Furchtbares und Einmaliges.» Zwar gehe aus Sicht der Kirche bei der Abtreibung auch um Mord, aber jedes mal um Einzelentscheidungen. Dies sei nicht miteinander zu vergleichen.

Bei der Vollversammlung habe Mixa die Möglichkeit, sich dazu zu äußern, müsse dies aber nicht. Mixa habe in einem Gespräch mit Zollitsch ausgeführt, dass es Auszüge aus zwei Vorträgen seien und er keinerlei Zusammenhang habe herstellen wollen zwischen dem Holocaust und Abtreibung. Zuvor hatte Mixas Sprecher bereits klar gestellt, dass «von einer Relativierung des grauenvollen Unrechts gegen das jüdische Volk» überhaupt keine Rede sein könne. Mixa habe sich im Gegenteil von Williamsons Leugnung des Holocausts distanziert und den Mord an mehr als sechs Millionen Juden als entsetzliches und absolut singuläres Verbrechen bezeichnet. (ap)

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