Frankfurt/Main. Die erzkonservative Pius-Bruderschaft legt sich erneut mit den Katholiken in Deutschland an. In ihrer Karfreitagsliturgie wollen sie weiterhin für die Mission der Juden beten. Vor kurzem hatte Bischof Williamson mit seiner Holocaust-Leugnung schockiert.

Die erzkonservative Piusbruderschaft will weiterhin für die Bekehrung der Juden beten und hat in diesem Zusammenhang das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angegriffen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung kündigte der Distriktobere Franz Schmidberger entsprechende Fürbitten «für das Volk der Juden» auch in der diesjährigen Karfreitagsliturgie an. Dem ZdK warf er vor, sich mit einer Absage an die Bekehrung der Juden weit von der Heiligen Schrift und der Sendung der katholischen Kirche zu entfernen.

«Am morgigen Karfreitag werden die Priester der Piusbruderschaft in der Karfreitagsliturgie die Fürbitten beten, bei denen unter anderen auch für das Volk der Juden gebetet wird», heißt es wörtlich in der Erklärung. Diese Gebete gehörten zur uralten Tradition der Kirche und gingen in ihrem jetzigen Wortlaut auf die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts zurück.

«Wir sind von dem Wunsch beseelt, dass gerade in Deutschland wieder eine theologische Auseinandersetzung zwischen Judentum und Katholiken stattfindet. Zu sehr werden Gespräche über die Frage nach dem Glauben durch historische Belastungen erschwert», schrieb der Disriktobere der Piusbruderschaft in Deutschland weiter. Gleichwohl mache sich seine Vereinigung die scharfe Verurteilung von jeglichem Antisemitismus zu eigen, den die Kirche lange vor dem Konzil und vor dem «Umsturz in Deutschland» ausgesprochen habe.

"Absage an Juden-Mission"

Scharfe Kritik äußerte die Piusbruderschaft an der letzte Woche vom Zentralkomitee der Katholiken veröffentlichten Erklärung «Absage an Juden-Mission». Darin hatte der Gesprächskreis Juden und Christen beim ZdK unter anderem hervorgehoben: «Weil Gottes Bund Israel bereits das Heil erschlossen hat, braucht die Kirche nicht um das Heil Israels besorgt zu sein, die Juden nicht zum christlichen Glauben zu bekehren und sie nicht um ihres Heiles willen zur Taufe zu veranlassen.»

Vor allem diese Aussagen widersprächen «direkt den Worten der Heiligen Schrift, welche ausdrücklich den Missionsgedanken ausspricht». Zum Beleg für diese These führte Schmidberger eine Stelle im Neuen Testament an, wo es bei Matthäus 28,19 heißt: «Gehet hinaus in alle Welt und lehret alle Völker.»

Rabbiner kritisiert den Papst

Derweil erhob der Braunschweiger Rabbiner Jonah Sievers auch mit Verweis auf die Judenbekehrung den Vorwurf, Papst Benedikt XVI. stärke bewusst den konservativen Flügel innerhalb der katholischen Kirche. In der «Berliner Zeitung» verwies er nicht nur auf die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Bischof Richard Williamson, sondern auch auf die Wiedereinführung der umstrittenen Karfreitagsfürbitte.

Aus dem Gebet könne die Aufforderung zur Judenmission herausgelesen werden. «Ich war sehr enttäuscht vom Papst; denn die neue Formulierung ist zweideutig, erschreckend zweideutig», wird der Rabbiner zitiert. «Ich gehe davon aus, dass er die konservativen Kräfte in der katholische Kirche stärken wollte.» Trotz der Politik des Papstes hofft Sievers aber, dass der Dialog zwischen Christen und Juden vor Ort in den Gemeinden weitergeht.

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