Jerusalem. Papst Benedikt XVI. hat zu Beginn seines fünftägigen Besuches in Israel die Schaffung eines palästinensischen Staates gefordert. Das Oberhaupt der katholischen Kirche landete aus Jordanien kommend am Montagmorgen auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv.

Papst Benedikt XVI. hat gleich bei seiner Ankunft in Israel an die sechs Millionen Opfer des Holocaust erinnert und dem Antisemitismus eine Absage erteilt. Auf dem Flughafen von Tel Aviv beklagte der Papst, dass der Antisemitismus in vielen Teilen der Welt weiter sein «hässliches Haupt» zeige: «Das ist absolut inakzeptabel.» Zugleich rief er Israelis und Palästinenser zum Einsatz für den Frieden in der Region auf und sprach sich dabei für eine Zweistaatenlösung aus. Empfangen wurde er vom israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres, der die Reise des Papstes als «Mission des Friedens» würdigte.

Benedikt sagte, die Hoffnungen von unzähligen Menschen lägen auf Friedensverhandlungen, um die großen Probleme zu lösen. Nach seiner Auffassung sollten am Ende zwei Staaten stehen, die international anerkannt sind.

Die Zwei-Staaten-Lösung ist international weitgehend akzeptiert, unter anderem von den USA und Deutschland. Allerdings galt die Forderung gleich nach Benedikts Ankunft bemerkenswert, weil Ministerpräsident Netanjahu seit dem Wahlsieg seiner rechten Likudpartei diesen Weg nicht mehr verfolgt. Es wird aber erwartet, dass er bei seiner USA-Reise in der kommenden Woche dazu gedrängt wird.

Roter Teppich bei Ankunft

Bei seiner Ankunft in Tel Aviv mit einer jordanischen Maschine wurde der Papst als Staatsgast mit rotem Teppich geehrt. Benedikt wurde auch von geistlichen Vertretern empfangen. Präsident Peres sagte, Israel begrüße den Besuch, weil er den Weg zum Frieden ebnen könne.

Am Nachmittag stand in Jerusalem der Besuch von Jad Vaschem auf dem Programm, der zentralen Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts. Erst kürzlich sorgte Benedikt mit der Aufhebung der Exkommunizierung des umstrittenen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson für Irritationen.

In den kommenden Tagen besucht der Papst in Jerusalem den Felsendom und die Klagemauer und reist ins Westjordanland nach Bethlehem, wo er neben der Geburtskirche auch ein palästinensisches Flüchtlingslager besuchen will. Am Donnerstag ist er in Nazareth, der biblischen Heimatstadt Jesu, bevor er am Freitag nach Rom zurückkehrt.

Auf den Spuren von Johannes Paul

Der Papst reiste aus Jordanien nach Israel. Kurz vor seiner Abreise von Amman am Montag rief er Christen und Muslime zu Toleranz auf. Der Besuch in der größten jordanischen Moschee sei bislang einer der Höhepunkte seiner Nahostreise gewesen. Er lobte zudem König Abdullah II. für dessen Umgang mit der christlichen Minderheit in Jordanien.

Der offizielle Besuch in Israel ist der zweite eines Papstes überhaupt. Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. reiste im Jahr 2000 ins Heilige Land. Auch wegen der Affäre Williamson wird der Besuch weltweit aufmerksam verfolgt. (ap)

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