Nürnberg. Weil er in einem Interview den Holocaust leugnete, hat das Amtsgericht Regensburg den britischen Bischof Richard Williamson zu einer Geldstrafe verurteilt. Der 69-Jährige will sich dagegen zur Wehr setzen. Das Urteil kommt für Papst Benedikt zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Die Holocaust-Leugnung des Bischofs Richard Williamson hat jetzt rechtliche Konsequenzen: Das Amtsgericht Regensburg erließ gegen den 69 Jahre alten Briten einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung, wie ein Justizsprecher am Montag in Nürnberg sagte.
Nach Angaben seines deutschen Anwalts Matthias Loßmann wurde gegen Williamson eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu 100 Euro verhängt. Der Strafbefehl wurde Williamson just an dem Tag zugestellt, an dem im Vatikan offiziell die theologischen Gespräche der Kirche mit der umstrittenen Piusbruderschaft aufgenommen wurden, der Williamson angehört.
Der Strafbefehl gegen Williamson ist nach Angaben des Justizsprechers noch nicht rechtskräftig. Der Angeklagte könne dagegen innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Sollte der Bischof den Strafbefehl nicht akzeptieren, würde es zu einer mündlichen Verhandlung kommen.
Zweifel an Rechtmäßigkeit des Befehls
Anwalt Loßmann signalisierte bereits, dass sich Williamson zur Wehr setzen könnte. "Da sind einige Dinge, die man so nicht stehen lassen kann", sagte der Jurist dem "Tagesspiegel". Williamson selbst hatte kürzlich schon angezweifelt, dass der Strafbefehl rechtlich zulässig sei. Ausschlaggebend für die Strafwürdigkeit sei, "ob ich der Veröffentlichung meines Interviews in Deutschland zugestimmt habe", sagte er dem "Spiegel". Das sei nicht der Fall gewesen. Bei Annahme des Strafbefehls gälte er in der Bundesrepublik als vorbestraft.
Williamson hatte vor einem Jahr am Rande einer Diakonweihe im Priesterseminar der Piusbrüder im oberpfälzischen Zaitzkofen einem schwedischen Fernsehteam ein Interview gegeben, in dem er den Holocaust leugnete. Der Bischof behauptete, die historische Evidenz spreche gegen die Existenz von Gaskammern zur NS-Zeit. Auch seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 von den Nazis ermordet worden.
Benedikt verteidigt Gespräche mit Pius-Brüdern
Das Interview wurde im Januar im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft bekannt, löste einen Sturm der Entrüstung aus - und brachte Papst Benedikt XVI. unter großen Druck. Der Papst räumte daraufhin in einem ungewöhnlichen Brief an die katholischen Bischöfe "Pannen" bei der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft ein und kündigte Konsequenzen im Vatikan an. Zugleich warb er um Verständnis für seinen "leisen Gestus der Barmherzigkeit" und verteidigte sein Bestreben, die Piusbruderschaft wieder in die Kirche zurückzuholen.
Am Montag nun begannen in der Glaubenskongregation die Gespräche zwischen dem Vatikan und der Piusbruderschaft über die theologischen Differenzen. Der Vatikan teilte mit, in einem "herzlichen, respektvollen und konstruktiven Klima" seien die wichtigsten strittigen Fragen herausgestellt worden, die im Verlauf der Gespräche in den nächsten Monaten diskutiert werden sollten.
Williamson von Ämtern entbunden worden
Williamson wird wohl an diesen Treffen nicht teilnehmen - er war nach dem Wirbel um seine Äußerungen durch die Piusbruderschaft seiner Ämter entbunden worden. "Er ist in London. Er betet, er studiert, nichts anderes", sagte der Generalobere der Gemeinschaft, Bischof Bernard Fellay.
Ganz so zurückgezogen aber lebt er nicht: Der Bischof ist mit seinen Anhängern zumindest via E-Mail und Internet noch in regem Kontakt. Wöchentlich schreibt er eine Kolumne, in der er sich Gedanken über den "Wahn des Liberalismus" und Missstände in Kirche und Vatikan macht, aber sich auch mit Kunst, Musik oder zu kurzen Röcken von Tennisspielerinnen auseinandersetzt. (ddp)