Vatikanstadt. Der Vatikan hat die Entschuldigung des Holocaust-Leugners und umstrittenen katholischen Geistlichen Richard Williamson als unzureichend bezeichnet. So sei es nicht möglich, ihn als Geistlichen in die Kirche aufzunehmen, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi.
Der Vatikan hat die Entschuldigung des erzkonservativen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson für seine Äußerungen nicht akzeptiert. So sei es nicht möglich, ihn als Geistlichen in die Kirche aufzunehmen, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Williamson hatte am Donnerstag erklärt: «Ich entschuldige mich vor Gott bei allen Seelen, die sich ehrlich über das empört haben, was ich gesagt habe.» Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland akzeptiert die Entschuldigung nicht. «Er hat in der Sache nichts zurückgenommen», erklärte der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer.
Williamsons Erklärung erfülle nicht die Bedingungen, die der Vatikan genannt habe, sagte Lombardi. Der Vatikan hatte am 4. Februar erklärt, Williamson müsse sich «absolut und eindeutig» von seinen Äußerungen distanzieren, wenn er als Prälat in der Kirche aufgenommen werden wolle. Der Geistliche der Pius-Bruderschaft hatte im Januar im schwedischen Fernsehen erklärt, dass in den Konzentrationslagern des NS-Regimes kein einziger Jude vergast worden sei. Außerdem sagte er, es seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 getötet worden.
Die Äußerungen machten Schlagzeilen, weil Papst Benedikt XVI. kurz darauf die Exkommunikation Williamsons und dreier weiterer Bischöfe der fundamentalistischen Pius-Bruderschaft aufgehoben hatte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche wurde dafür weltweit kritisiert. Der Papst forderte Williamson schließlich auf, seine Äußerungen zurückzunehmen.
Knobloch zeigte sich entsetzt
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich entsetzt über die neue Erklärung. «Durch den ausbleibenden eindeutigen Widerruf seiner böswilligen Lügen hat Williamson erneut zum Ausdruck gebracht, dass er ein überzeugter Antisemit und unverbesserlicher Holocaust-Leugner ist», erklärte Knobloch in München.
Kramer forderte die Überwachung der Pius-Bruderschaft durch den Verfassungsschutz. «Die Pius-Bruderschaft ist ihrem Wesen nach eine gemeingefährliche Gruppe von Extremisten, die ebenso wie islamische Fundamentalisten eine Gottesherrschaft errichten wollen», sagte er. Die Pius-Brüder seien anti-demokratisch, verfassungs- und frauenfeindlich. Er verstehe deshalb nicht, dass der Verfassungsschutz eine Beobachtung abgelehnt habe, erklärte Kramer. «Die Pius-Brüder gehören ebenso wie die NPD oder islamische Fundamentalisten überwacht.»
Williamson muss in EU mit Strafverfolgung rechnen
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Williamson muss nach seiner Rückkehr nach Europa mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Die Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft in Regensburg gegen den Briten könnten zum Erlass eines Europäischen Haftbefehls führen, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in Brüssel: «Grundsätzlich fällt das Delikt unter die Regelungen des Europäischen Haftbefehls, das heißt also, Deutschland könnte einen solchen Haftbefehl ausstellen.»
Die Bundesjustizministerin räumte allerdings ein, der Erfolg eines EU-Haftbefehls sei in diesem Fall ungewiss: «Ob es dann von britischer Seite Einwendungen gäbe, die eine Auslieferung verhindern würden, kann ich im Moment nicht beurteilen.» Zwingend ist die Auslieferung nur, wenn das dem Angeklagten vorgeworfene Delikt auch in dessen Aufenthaltsland als Straftat beurteilt wird oder wenn in dem Staat, der den Haftbefehl erlässt, eine Mindeststrafe von drei Jahren vorgesehen ist. Zypries äußerte indes die Erwartung, dass auch die britische Justiz selbst gegen Williamson ermittle: «Die haben ja sicherlich auch Veranlassung sich anzugucken, ob irgendwelche Strafnormen verletzt sind.» (afp/ap)