Amman. Papst Benedikt XVI. hat Christen und Muslime zur Überwindung ihrer Spannungen aufgerufen. Beide Religionsgemeinschaften sollten sich auf ihre gemeinsamen Wurzeln und Werte besinnen, sagte er am Samstag während eines Besuchs der größten jordanischen Moschee in Amman.

Papst Benedikt XVI. hat am zweiten Tag seiner Nahost-Reise die Gemeinsamkeiten zwischen Juden, Muslimen und Christen in den Mittelpunkt gerückt. Am Berg Nebo in Jordanien, von dem aus Moses der Überlieferung zufolge das Gelobte Land erblickt haben soll, äußerte er die Hoffnung, «alle Hindernisse zu einer Aussöhnung zwischen Christen und Juden in gegenseitigem Respekt und in Zusammenarbeit» zu überwinden. Bei einem Besuch der König-Hussein-Moschee in Amman rief der Papst Christen und Muslime gleichermaßen auf, sich als gläubige Verehrer Gottes zu erweisen.

Oft sei die «ideologische Manipulation der Religion», die teils zu politischen Zwecken erfolge, der wahre Auslöser für Spannung und Spaltung, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche vor politischen und religiösen Führern in der größten Moschee der jordanischen Hauptstadt.

Der oberste Berater von König Abdullah II. in Religionsfragen, Prinz Ghasni bin Mohammed, dankte dem Papst für seine Klarstellung nach den umstrittenen Regensburger Äußerungen im Herbst 2006, die heftige Proteste in der muslimischen Welt ausgelöst hatten. Benedikt hatte damals aus einem mittelalterlichen Werk zitiert, in dem einige Lehren des Propheten Mohammed als «böse und unmenschlich» bezeichnet wurden. Der Papst äußerte später sein Bedauern und distanzierte sich von den Passagen. Auf dem Berg Nebo mit Blick in das Jordantal bezeichnete der Papst seine Reise zu den biblischen Stätten als Erinnerung an die «untrennbare Bindung» von katholischer Kirche und jüdischem Volk.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte, der Papst habe in der König-Hussein-Moschee nicht gebetet. Benedikt sei auch nicht aufgefordert worden, die Schuhe auszuziehen, wie dies für Muslime üblich ist. Ghasni habe den Papst gebeten, sich für muslimische Minderheiten in den Philippinen und afrikanischen Ländern südlich der Sahara einzusetzen. Außerdem wies Lombardi Gerüchte zurück, Benedikt werde habe auch einen Aufenthalt in Bagdad geplant.

Aufenthalt in Israel und Palästinensergebieten

Die Reise des Papstes sieht am (morgigen) Sonntag unter anderem auch einen Abstecher an die Stelle am Jordan vor, wo Jesus getauft worden sein soll. Am Montag reist der Papst dann nach Jerusalem weiter. Dort steht der Besuch von Jad Vaschem auf dem Programm, der zentralen Gedenkstätte für die im Dritten Reich ermordeten Juden. Erst kürzlich hatte Benedikt XVI. mit der Aufhebung der Exkommunizierung des umstrittenen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson für Irritationen gesorgt.

In den Folgetagen besucht der Papst in Jerusalem den Felsendom und die Klagemauer und reist ins Westjordanland nach Bethlehem, wo er neben der Geburtskirche auch ein palästinensisches Flüchtlingslager besuchen will. Am Donnerstag ist er in Nazareth, der biblischen Heimatstadt Jesu, bevor er am Freitag nach Rom zurückkehrt. (ap/afp)

Papst verlangt gemeinsames Zeugnis von Christen und Muslimen

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