Ankara. . Das in der Türkei zur Landung gezwungene Passagierflugzeug aus Moskau hat nach Angaben der Regierung in Ankara für Syrien bestimmte russische Munition geladen gehabt. Adressat der Lieferung sei das Verteidigungsministerium in Damaskus gewesen, sagte Ministerpräsident Tayyip Erdogan am Donnerstag. Die Munition stamme von einem russischen Hersteller.
Das von der Türkei abgefangene syrische Passagierflugzeug ist nach Angaben der Regierung in Ankara mit militärischer Ausrüstung und Munition beladen gewesen. Das teilte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag mit.
Türkische Kampfjets hatten den Airbus A320 der Syrian Airlines, der von Moskau nach Damaskus unterwegs war, am Mittwochabend im türkischen Luftraum abgefangen und zur Landung auf dem Esenboga-Flughafen in Ankara gezwungen. An Bord der Maschine waren 35 Passagiere, darunter 17 Russen. In deren Gepäck sollen sich nicht deklarierte Militärgüter befunden haben – so jedenfalls die Informationen des türkischen Geheimdienstes.
300 Kilo deklarationspflichtige Fracht
Gegen den heftigen Protest der russischen Passagiere, die vom herbeigeeilten russischen Botschafter unterstützt wurden, durchsuchten türkische Polizeibeamte die als Diplomatengepäck deklarierten sowie plombierten Koffer – und wurden offenbar fündig: Nach türkischen Medienberichten beschlagnahmten die Beamten Teile von Raketensystemen, Funkgeräte und Störsender. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bestätigte, man habe Frachtstücke gefunden, die nach zivilen Luftfahrtvorschriften hätten deklariert werden müssen. Insgesamt soll es sich um 300 Kilo handeln.
„Wir sind entschlossen, Waffenlieferungen an ein Regime, das rücksichtlos Massaker an der eigenen Bevölkerung begeht, zu unterbinden“, sagte Davutoglu. Nach dem Zwangsstopp konnte die syrische Maschine gestern Morgen ihren Flug nach Damaskus fortsetzen.
Putin sagt Türkei-Besuch ab
Der syrische Verkehrsminister Mahmud Said warf der Türkei vor, sie habe mit der erzwungen Landung des Ziviljets „Luftpiraterie“ begangen. Eine Flugbegleiterin des syrischen Airbus’ sagte in einem Interview, türkische Beamte hätten an Bord der Maschine zwei Crew-Mitglieder und zwei Passagiere zusammengeschlagen und gezwungen, Papiere zu unterzeichnen. Auch der Kapitän der Maschine sei von den Türken gezwungen worden, schriftlich zu erklären, es habe sich um eine Notlandung und nicht um einen erzwungenen Stopp gehandelt.
Russland verlangt nun von der Türkei eine Erklärung über die erzwungene Landung. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte einen ranghohen russischen Funktionär mit der Aussage, es sei keine militärische Fracht an Bord der Maschine gewesen. Unterdessen hat Kremlchef Wladimir Putin einen für kommenden Sonntag und Montag geplanten Besuch in der Türkei abgesagt.
Türkei bringt sich weiter in Stellung
Aus Furcht vor einem Vergeltungsschlag meiden türkische Zivilflugzeuge seit gestern den syrischen Luftraum. Die Türkei und Syrien liefern sich seit vergangener Woche immer wieder Artillerie-Scharmützel; dabei gab es bereits Tote auf beiden Seiten.
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Berichten zufolge hat die Türkei Anfang der Woche weitere 25 Kampfflugzeuge stationiert und zusätzliche Panzer an die syrische Grenze beordert. (mit rtr/dapd)