Ankara. . Wieder ist in der Türkei ein Geschoss aus Syrien eingeschlagen. Nur – wer hat es überhaupt abgefeuert? Das Assad-Regime hat eigentlich kein Interesse an einer Ausweitung des Konflikts.

Syrien und die Türkei haben am Wochenende mit mehreren Schusswechseln die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts zwischen beiden Ländern verstärkt. Am Sonntag sei im Garten eines Verwaltungsgebäudes des Grenzorts Akcakale erneut ein Geschoss eingeschlagen, berichteten türkische Medien. Das türkische Militär erwiderte das Feuer mit sechs Mörserschüssen.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu warnte: „Jeder neue Angriff auf die Türkei wird zum Schweigen gebracht.“ Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat bereits eine ernste Warnung an Syrien ausgesprochen: „Wir haben kein Interesse an einem Krieg, aber wir sind nicht weit davon entfernt“, sagte Erdogan. Wer die Geduld der Türkei auf die Probe stelle, begehe „einen tödlichen Fehler“.

Wer hat die Granaten überhaupt abgefeuert?

Ob die syrischen Granaten absichtlich oder zufällig auf türkischem Gebiet eingeschlagen seien und wer sie abgefeuert habe, die reguläre Armee oder die Rebellen, sei im Chaos der Grenzregion nicht eindeutig festzustellen, sagen Experten. Nach einem Bericht des türkischen Nachrichtensenders NTV hat das syrische Regime seine Truppen angewiesen, jetzt zehn Kilometer Abstand zur türkischen Grenze zu halten. Das könnte darauf hindeuten, dass sich das Assad-Regime um eine Entspannung mit Ankara bemüht.

Der türkische Außenminister Davutoglu schlug am Wochenende vor, der syrische Vizepräsident Faruk al-Schara könnte die Führung einer Übergangsregierung in Damaskus übernehmen. Al-Schara sei „ein Mann der Vernunft und des Gewissens“, sagte Davutoglu im Staatsfernsehen TRT, keiner kenne die Verhältnisse besser als al-Schara, der auch für die syrische Opposition akzeptabel sei. Berichte, wonach sich der Vizepräsident ins Ausland abgesetzt habe, hatte das Assad-Regime im August dementiert.

Türkei bittet um Mithilfe bei Flüchtlingen

Die Türkei nahm am Wochenende bei Akcakale ein fünftes Lager für syrische Flüchtlinge in Betrieb. Bisher hat die Türkei rund 93.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Am Sonntag kamen fast 450 Menschen über die Grenze, darunter 36 Verletzte, berichteten die Medien. Mehr als 100.000 Menschen könne man nicht versorgen, erklärt die Regierung in Ankara. Sie appellierte bereits mehrfach an andere europäische Länder, mehr syrische Flüchtlinge aufzunehmen.