Düsseldorf. Migranten, die in ihrem Heimatland einen Berufsabschluss erworben haben, sollen diesen künftig leichter anerkennen lassen können. Die rot-grüne Landesregierung hat sich darauf geeinigt, dass Ingenieure, Architekten oder Erzieher ihren Abschluss gesetzlich anerkannt bekommen.

Ausländische Berufsabschlüsse sollen in NRW künftig schneller und leichter anerkannt werden. Die rot-grüne Landesregierung will nach den Sommerferien ein „Anerkennungsgesetz“ auf den Weg bringen, das bis zu 80 000 Einwanderern in 165 Berufen die Anerkennung ihrer in der Heimat erworbenen Abschlusszeugnisse ermöglicht. Es sei „wirtschaftlicher Irrsinn“, dass in Zeiten des Fachkräftemangels diplomierte Ingenieure als Hilfskräfte angestellt würden, sagte Landesarbeitsminister Guntram Schneider (SPD).

Das geplante Landesgesetz ergänzt eine seit April geltende Bundesregelung um zahlreiche landesrechtlich geregelte Berufsgruppen wie Ingenieure, Architekten oder Erzieher. Schneider versprach für die Anerkennung von Abschlüssen ein „klares, einheitliches und faires Verfahren“. Einwanderer dürften nicht länger als drei Monate auf einen Bescheid warten.

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Von Tobias Blasius

Über die Vergleichbarkeiten von Abschlüssen sollen die Bundesagentur für Arbeit und die zuständigen Kammern befinden. Interessierte können sich über eine Telefon-Hotline (0201-3101100) und die kommunalen „Beratungsstellen zur beruflichen Entwicklung“ informieren. Schneider stellte klar, dass berufliche Standards durch das neue Anerkennungsgesetz nicht gesenkt würden.

NRW will Beratungsnetz für Migranten auf kommunaler Ebene aufbauen

Anders als der Bund setze NRW zugleich auch auf eine umfangreiche Beratung der Migranten, sagte Schneider: "Wir wollen auf kommunaler Ebene ein Beratungsnetzwerk aufbauen." Während die Beratung kostenlos bleiben soll, ist die Anerkennung des Abschlusses für die Interessenten gebührenpflichtig. Die erwarteten Kosten bezifferte das Ministerium auf bis zu 600 Euro.

Nach Schätzung des Ministeriums verfügen in NRW zwischen 60.000 und 80.000 Zuwanderer über qualifizierte Berufsabschlüsse, die hierzulande nicht anerkannt seien. Deshalb könnten viele Fachkräfte nicht in ihren Berufen arbeiten. Schneider sprach von einem "gesellschaftlichen Offenbarungseid", wenn deshalb Menschen etwa mit einem Ingenieursdiplom als Hilfskräfte arbeiten müssten.

Das neue Gesetz sei deshalb auch "Ausdruck unserer Wertschätzung gegenüber den Zugewanderten und ein wichtiger Schritt zur Chancengleichheit", merkte Schneider an. Zugleich sei damit ein "weiterer Baustein in der Integrationspolitik" gesetzt. (mit dapd)