Berlin. . Die galoppierende Arbeitslosigkeit in Ländern wie Spanien und Griechenland zwingt viele Menschen zum Auswandern. Sie suchen vor allem in Deutschland Arbeit, wie eine neue Migrationsstudie zeigt. Diese Zuwanderungswelle aber stellt die Bundesrepublik vor neue Aufgaben.
Im Zuge der europäischen Finanzkrise wird Deutschland zunehmend attraktiv für gut ausgebildete Zuwanderer. Nach einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stieg die Zahl der Migranten in den letzten beiden Jahren in keinem anderen Mitgliedsland so deutlich wie hierzulande: Nicht nur Spanier und Griechen suchen ihr Glück auf dem bislang krisenfesten deutschen Arbeitsmarkt.
Junge Spanier buchen Deutschkurse bei den Goethe-Instituten, junge Griechen setzen auf die große griechische Gemeinde in Deutschland. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass die EU-Binnenwanderung zunimmt“, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), in Berlin. Auch bei der OECD heißt es: „Wir erwarten, dass dieser Trend anhält.“
Größte Zuwanderergruppe aus Osteuropa
Mit den neuen Arbeitsmigranten aus krisengeschüttelten EU-Ländern entstehen neue Integrationsaufgaben: Deutschland habe sich bislang „viel zu wenig“ um diejenigen gekümmert, die aus Ländern innerhalb der EU kommen, so Böhmer. „Wir haben immer nur auf die Zuwanderer von außen geschaut.“ Sie forderte am Mittwoch bei der Vorstellung des 9. Berichts zur Lage der Ausländer in Deutschland, den Rechtsanspruch auf Integrationskurse auf EU-Bürger auszudehnen.
Die zahlenmäßig größte Gruppe der Zuwanderer kam nach OECD-Angaben in den letzten Jahren weiterhin aus Osteuropa – die meisten aus Polen. Auch die Zahl der Chinesen in Deutschland wächst: Mittlerweile kommt fast jeder zehnte ausländische Student aus China.
Arbeitslosenquote doppelt so hoch
Derzeit leben in Deutschland knapp 16 Millionen Migranten. Bereits jedes dritte Kind im Vorschulalter kommt aus einer Zuwandererfamilie. Die größte Gruppe stammt aus der Türkei, gefolgt von Polen, Russland, Italien und Kasachstan. Dem Ausländerbericht zufolge holen die Migranten in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt auf – doch der Abstand sei noch immer „beachtlich“: Nicht einmal jedes sechste Zuwandererkind erreicht die Hochschulreife – bei den Deutschen schafft das jedes dritte.
Die Arbeitslosenquote ist bei Ausländern mehr als doppelt so hoch. Böhmer räumte ein, dass Bewerber mit ausländischem Namen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin diskriminiert würden. Als Erfolg wertete sie aber das am 1. April in Kraft getretene Gesetz zur besseren Anerkennung ausländischer Abschlüsse.