Bochum. . Um die U-Boot-Lieferungen Deutschlands an Israel, das Recht Israels, sich zu verteidigen, und den Besuch von Joachim Gauck in Israel ging es beim 2. NRW-Israel-Forum in Bochum am Montag. Die Moderation übernahm WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz, mit auf dem Podium saßen die Ex-Botschafter Rudolf Dreßler und Shimon Stein.

Darf Deutschland Waffen an Israel liefern, die für einen Atomkrieg umgerüstet werden können? Rudolf Dreßler sagt „Ja.“ Der ehemalige deutsche Botschafter in Jerusalem war am Montag Gast beim 2. NRW-Israel-Forum in Bochum. Zusammen mit seinem israelischen Kollegen, dem Ex-Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, nahm er auf einer von WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz moderierten Podiumsdiskussion Stellung zum U-Boot-Geschäft, dem umstrittenen Grass-Gedicht und dem Besuch von Bundespräsident Gauck in Israel.

Für Dreßler besteht kein Zweifel daran, dass die Sicherheit Israels „Teil der deutschen Staatsräson“ sei. Der entscheidende Punkt dieser Haltung sei, dass sich Israel verteidigen können müsse. „Um dieses Ziel zu erreichen, muss Deutschland Israel begleiten und unterstützen“, sagte Dreßler vor etwa 150 Zuhörern. Deshalb sei die Entscheidung, Israel mit U-Booten zu versorgen, „akzeptabel“, auch wenn sich Deutschland selbst verpflichtet habe, keine Waffen in Spannungsgebiete zu liefern.

Signal an Teheran

Dass das Thema jetzt durch die Berichterstattung des „Spiegel“ öffentlich geworden ist, hält Shimon Stein nicht für einen Zufall. „Zwischen Israel und Iran werden derzeit viele Botschaften ausgetauscht.“ Deutschen Reportern den Zugang auf ein israelisches U-Boot zu gewähren, habe also auch den Zweck gehabt, ein starkes Signal an das Regime in Teheran zu senden.

Den Bericht jetzt in Zusammenhang mit dem Grass-Gedicht zu stellen, das Israel unterstelle, einen Angriffskrieg zu planen, sei „Unsinn“. Stein könne es nicht ausschließen, dass Israel angesichts der Drohungen aus Teheran einen Präventivschlag plane und auch ausführe, wenn die Diplomatie aus israelischer Perspektive gescheitert sei. „

Auch deutsche Truppen?

Das wäre aber ein Angriff mit konventionellen Waffen und kein Nuklearschlag“, sagte Stein. Zu behaupten, Israel würde einen Erstangriff mit Atomwaffen planen, trage zur Dämonisierung des Judenstaats bei. „Israel“, sekundierte ihm Rudolf Dreßler, „ist zu klug für einen atomaren Erstschlag.“

Für Shimon Stein sei es nur „verständlich“, dass auch Bundespräsident Joachim Gauck den Begriff der Staatsräson bei seinem Israel-Besuch erwähnte und sich dazu eigene Gedanken gemacht habe. Denn am Ende müsse man sich fragen, was die Solidarität zu Israel bedeute, wenn das Land in einen Krieg mit dem Iran gerät. Deutsche Truppen oder doch nur deutsche U-Boote?