Jerusalem. Bundespräsident Gauck spart bei seinem Israel-Besuch nicht mit Solidaritätsbekundungen: Deutschland werde entschlossen für das Existenzrecht Israels eintreten. Die beiden Länder seien enger verbunden als je zuvor. Gauck fand auch verhalten kritische Worte für das Gedicht von Günter Grass.

Bei seinem Besuch in Jerusalem hat Bundespräsident Joachim Gauck das entschlossene Eintreten Deuschlands für das Existenzrecht Israels zugesagt. Besondere Sorge bereite ihm Irans Atomprogramm, das eine „konkrete Gefahr“ für Israel darstelle, sagte Gauck am Dienstag.

Gauck war mit dem Ziel nach Israel gereist, die enge Verbundenheit Deutschlands mit Israel gerade auch in politisch turbulenten Zeiten zu verdeutlichen. „Das Eintreten für die Sicherheit und das Existenzrecht Israels ist für die deutsche Politik bestimmend“, versicherte Gauck bei der Begrüßung durch Israels Präsident Schimon Peres. Jenen Kräften, die Israels Existenzrecht bedrohen, trete Deutschland „entschlossen entgegen“.

„Deutschland und Israel sind enger als je zuvor verbunden“

Israels Präsident Peres hatte den Bundespräsidenten betont herzlich empfangen. Er würdigte Gauck als „kompromisslosen Demokraten“, der sich „ein Leben lang für den Frieden eingesetzt“ habe. Gauck zeigte sich dankbar für Israels Bereitschaft zur Versöhnung: „Deutschland und Israel sind enger als je zuvor verbunden“. Gauck warb in Jerusalem zugleich für die Einrichtung eines palästinensischen Staates im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung.

Mit drastischen Worten verdeutlichte Israels Präsident Peres gegenüber dem Bundespräsidenten die Sorgen seines Landes über Irans nukleare Ambitionen. „Irans Präsident droht mit einer neuen Shoa“, sagte Peres. „Das lässt unser Blut erstarren.“ Israels Führung hatte wiederholt klargemacht, dass sie eine atomare Aufrüstung des Iran notfalls militärisch verhindern wolle.

Gauck distanziert sich von Grass-Gedicht

Gauck sagte zu, dass sich Deutschland weiter um eine diplomatische Lösung des Atomstreits bemühen werde. Am Rande des Besuchs spielte auch das umstrittene Gedicht eine Rolle, in dem Günter Grass Israel der Aggression gegenüber dem Iran bezichtigte. In einem Interview mit der Zeitung „Haaretz“ distanzierte sich Gauck von den Äußerungen. Grass habe „seine persönliche Meinung geäußert“, sagte Gauck. „Das darf er. Ich stimme ihm ausdrücklich nicht zu.“

Nach ihrem Gespräch im Präsidentenpalast besuchten Gauck und Peres die Holocaustgedenkstätte Jad Vaschem. In seinem Eintrag im Gästebuch warnte Gauck vor dem Vergessen und rief zum Beistand für Israel auf: „Vergiss nicht! Niemals! Und steh zu dem Land, das hier derer gedenkt, die nicht leben durften.“ Als erstes Staatsoberhaupt besuchte Gauck, der frühere Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, das Archiv der Gedenkstätte.

Am Nachmittag empfing Gauck Überlebende des Überfalls auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München. Auch Treffen mit Außenminister Avigdor Lieberman und Oppositionsvertretern waren geplant. Für Mittwoch ist eine Begegnung mit Regierungschef Benjamin Netanjahu vorgesehen, am Donnerstag reist Gauck zur Palästinenserführung nach Ramallah. (afp)