Paris. Im einzigen direkten Fernsehduell vor der Stichwahl um das französische Präsidentenamt am Sonntag haben sich Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und sein Herausforderer François Hollande gegenseitig nichts geschenkt. “Sie haben immer das Wort Lüge im Mund - ist das ihr persönliches Problem?“, fragte Hollande den konservativen Staatschef. Dieser warf Hollande vor, das Land “in Gefahr zu bringen, weil kein Land der Welt Ihre Politik teilt“.

Vier Tage vor der französischen Präsidentenwahl hat der in Umfragen zurückliegende Amtsinhaber Nicolas Sarkozy im einzigen TV-Duell gegen seinen Herausforderer Francois Hollande keinen K.O.-Schlag setzten können. Sarkozy warf Hollande zwar schamlose Lügen vor und nannte Deutschland in der Schuldenkrise ein Vorbild. Es gelang ihm aber nicht, seinen Herausforderer bloßzustellen. Viele Beobachter hatten im Vorfeld erklärt, Sarkozy müsse angesichts seines deutlichen Rückstands auf Hollande in dem TV-Duell schon mächtig punkten, um bei der Stichwahl am 6. Mai doch noch wiedergewählt zu werden. Hollande wird in Umfragen bis zu zehn Prozentpunkte vor Sarkozy gesehen.

"Das Beispiel, dem ich folgen will, ist Deutschland und nicht Spanien oder Griechenland", sagte Sarkozy in dem TV-Wettstreit, dem am Mittwochabend rund 22 Millionen Franzosen folgten. Der Sozialist Hollande sagte, er wolle ein "Präsident der Einheit" sein und warf Sarkozy vor, Frankreich in den fünf Jahren seiner Amtszeit gespalten zu haben.

Streit um Europa-Krise

Hollande zufolge nutzte Sarkozy die Wirtschaftskrise als Vorwand, um seine Wahlversprechen zu brechen. "Mit ihnen ist es ganz einfach: Es ist nie Ihre Schuld", warf Hollande dem Präsidenten vor, der um sein politisches Überleben kämpft. Sarkozy wiederum versuchte. Hollande als unseriösen Haushaltspolitiker darzustellen. Für sich machte er geltend, an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel Griechenland vor dem wirtschaftlichen Bankrott und den Euro vor dem Kollaps gerettet zu haben. Europa habe die Krise überwunden, erklärte Sarkozy - was Hollande scharf zurückwies. Mit dem Sparkurs stehe der Kontinent im Gegenteil vor einem Wiederaufflammen der Krise. Hollande hat angekündigt, den Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin der EU-Länder neu verhandeln zu wollen. Merkel lehnt das ab.

Sarkozy steht politisch mit dem Rücken zur Wand. Die Chancen auf einen Sieg in der Stichwahl um das höchste Staatsamt stehen unverändert schlecht. So wollte am Dienstag die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, am Dienstag keine Wahlempfehlung zugunsten des Amtsinhabers zu geben. Sarkozy hatte sich in den letzten Tagen eines erbittert geführten Wahlkampfes verstärkt um Stimmen aus dem rechten Lager bemüht und einen Begrenzung der Einwanderung angekündigt.

Kein klarer Sieger zwischen Sarkozy und Hollande 

Nach dem Fernsehduell der beiden Kandidaten in der Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich sehen Beobachter keinen klaren Sieger. Die Diskussion am Mittwochabend zwischen dem konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande sei "mehr oder weniger" ein Unentschieden gewesen, sagte der Politikwissenschaftler Emmanuel Rivière vom Umfrageinstitut TNS-Sofres.

Allerdings habe Hollande nur einen Fehler vermeiden müssen, um seine Stellung als Favoriten zu wahren, sagte Rivière. Dies habe Hollande, der in den Umfragen zuletzt mit deutlichem Vorsprung vor Sarkozy lag, nach einiger Zeit verstanden und sich entspannt. Sarkozy sei es in der Debatte, in der die beiden Politiker neben politischen Argumenten auch persönliche Angriffe austauschten, nicht gelungen, Hollande entscheidend zu treffen.

Andere Beobachter zeigten sich von der Heftigkeit des Schlagabtauschs überrascht. Gael Sliman vom Umfrageinstitut BVA sagte, zuletzt habe es 1988 zwischen dem Sozialisten François Mitterand und dem Konservativen Jacques Chirac eine derart harte Diskussion gegeben. In der Debatte, während der sich die beiden Kontrahenten oft kaum gegenseitig zu Wort kommen ließen, hatte Sarkozy Hollande wiederholt als "arrogant" und als "Lügner" bezeichnet. (rtr/dapd/afp)

Satirisches Frankreich

Der Leiter  Michel Vincent mit einigen Karikaturen. Foto: Oliver Müller
Der Leiter Michel Vincent mit einigen Karikaturen. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Karikatur von 2011 zu Merkel und Sarkozy.
Karikatur von 2011 zu Merkel und Sarkozy. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2010 zu Angela Merkel und Griechenland.
Karikatur von 2010 zu Angela Merkel und Griechenland. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2011 zu Merkel und Sarkozy.
Karikatur von 2011 zu Merkel und Sarkozy. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2003 zum Maastricht Abkommen.
Karikatur von 2003 zum Maastricht Abkommen. © WAZ FotoPool
Karikatur von 1998 zu den Arbeistlosenzahlen.
Karikatur von 1998 zu den Arbeistlosenzahlen. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2006 zur Doppelspitze bei Airbus.
Karikatur von 2006 zur Doppelspitze bei Airbus. © WAZ FotoPool
Karikatur von 1996 zum Euro Stabilitätspakt.
Karikatur von 1996 zum Euro Stabilitätspakt. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2005 zur Europ. Verfassung.
Karikatur von 2005 zur Europ. Verfassung. © WAZ FotoPool
Karikatur von 1992 zum geplanten dt frz Eurokorps.
Karikatur von 1992 zum geplanten dt frz Eurokorps. © WAZ FotoPool
Karikatur von 1983 mit Willy Brandt.
Karikatur von 1983 mit Willy Brandt. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2002 zum Wahlsieg von Schröder und Fischer.
Karikatur von 2002 zum Wahlsieg von Schröder und Fischer. © WAZ FotoPool
Karikatur von 2003 im Vorfeld des Irak Krieges.
Karikatur von 2003 im Vorfeld des Irak Krieges. © WAZ FotoPool
Karikatur von 1990 zur deutschen Wiedervereinigung.
Karikatur von 1990 zur deutschen Wiedervereinigung. © WAZ FotoPool
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